Die Ansteckungsgefahr ist riesig – vor allem, wenn die Hägelisaier aus Gaienhofen an der Verbreitung des Narrenvirus verantwortlich sind. Denn kaum, dass die Besucher die Höri-Halle betreten hatten, sind sie mit der besten Laune infiziert und von der großartigen Stimmung im Saal überwältigt worden. Und zwar noch ehe das Programm ihres Narrenspiegels überhaupt losging.
Im Saal unterhielt die Band Happy Melody. Und mehr als 400 Narren stimmten sich an den Tischen auf eine sehr humorvolle Fasnacht nach Art der Hägelisaier ein: Mit aufwendiger Bühnendekoration, mit närrisch guten Seitenhiebe, ausgefeilter Choreographie und bei ihren Tänzen mit überaus detailverliebten Kostümen beim Narrensamen sowie männlich lasziv und viel nackte Haut zeigenden Holzern in halb aufgeknöpften Latzhosen.

Auf einem glitzernden Steckenpferd, das auf den Namen Karle hörte und als knallbuntes, geflügeltes Einhorn daher kam, moderierte Andrea Weiß hobby-horsend durch das Programm. Keine Mühen und Kosten scheuend, holte sie die angesagte Kultband „Opa in Cave“ auf die Bühne, die rockend die Horner Zunft auf den Arm nahm und eines von Anfang an klarstellte: „Wir würden nie zu den Heufressern geh‘n. Wir werden immer zu den Hägelisaier steh‘n.“ Mit tosendem Applaus belohnten die Narren die Opas im Käfig.
Nach der Begrüßung der Höri-Zünfte durch den Präsidenten Pascal Stauß mit den schlachtrufenden Side-Kicks Finn und Henri zeigte der Narrensome in fantasievollen und sehr aufwendigen Gothic-Barock-Kleidern ein Tanzmedley mit angesagter Pop-Musik. Unter der Leitung von Maria Burgo ertanzten sich der jungen Narren Zugabe-Rufe aus dem mitklatschenden Publikum.
In einer Mischung aus Live- und Video-Auftritt nahmen Pascal Stauß, Pirmin Bruttel und Sven Dicke die ehemalige Präsidentin Corinna Blonzik-Burgo als bodenständige Feinkost-Händlerin mit ihrem stark ausgeprägten Hang zu den sozialen Medien als Marketing-Tool auf den närrischen Arm. Hierfür bauten die Hägelisaier für den humorvollen Sketch „Freitag im Laden“ ihr Geschäft nach und übertrugen in Echtzeit auf einer Leinwand die Social-Media-Posts der Hemmenhofer Feinkosthändlerin (grandios verkörpert von Pascal Stauß). Das lachende Publikum quittierte den Auftritt mit viel Applaus.
Beim Publikum fließen die Lachtränen
Mit einem schonungslosen Angriff auf die Lachmuskeln zündeten Andrea Weiß und Corinna Blonzik-Burgo ein Feuerwerk an närrischem Humor. Das Paar ist für die Bühne geboren. Es sorgte bei seinem Auftritt beim Hobby-Horse-Parcours und auf Steckenpferden reitend bei vielen Gästen für einen unkontrollierten Fluss an Lachtränen. In einer Mischung aus Schlagabtausch und Liedern hielten sie in einer neuartigen Form den Narren den Spiegel vor – ohne dabei die Würde der Angesprochenen zu verletzen.

Die Meisterinnen närrischen Humors hatten nicht nur das Publikum im Griff, sondern durch deren Improvisationstalent manch technische Schwierigkeit beim Live-Auftritt. In Sekundenbruchteilen münzten sie diese bewundernswert als Lacher um und gewannen auch so und in neuer Art die Herzen des Publikums – mit einer gehörigen Portion an Klatsch und Tratsch und lustig vertonten Erlebnissen aus dem Dorf. Stephanie Stauß versorgte dabei als Kioskbetreiberin das Duo nicht nur mit Wein, sondern mit Steilvorlagen für zielsichere Humor-Treffer.
Wo man hin muss
Ein jeder hat so sein Hobby. Die einen angeln, die nächsten gehen zum Tennis und andere zum Skifahren. Der „Place to be“, also der Ort, an dem man sein muss, ist mittlerweile die auf dem Schiener Berg befindliche Gipfelbahn-Raststation, kündigte Andrea Weiß die neueste Ski-Sport-Ortschaft an. Dort waren mit einer opulenten Bühnendekoration einer Apres-Ski-Hütte mit Liegestühlen auch Windräder aufgebaut. Zwischen alkoholfreiem Bier und „Sex on the Beach“ wurde Wirtin Corinna Blondzik-Burgo unfreiwillig Zeugin bei einem hormongesteuerten Junggesellen-Abschied reifer Männer, die auf der Balz waren. Sie empfahl den Ski-Haserln, sich die „Pisten-Zombis“ mit Hochprozentigem schön zu trinken. Das Publikum amüsierte sich köstlich beim Charme der Rentner auf der Jagd nach jungem Blut – bis die Ehefrau auftauchte und dem Spaß ein Ende setzte.

Bejubelt wurde der Auftritt des Männerballetts der Holzer. Mit Cowboyhut und lasziv geöffneter Latzhose ritten sie durch die Höri-Halle auf die Bühne und lieferten dem Publikum eine kraftvolle Tanzshow ab. Jubelnd verlangte es Zugaben.