Gailingen bietet seinen Einwohnern und Gästen einen hohen Freizeit- und Erlebniswert: Badevergnügen und Entspannung im Rheinuferpark sowie eine Menge schöne Wander- und Radwege. So wie das Stimmungsbild in der jüngsten Ratssitzung war, wird die Hochrheingemeinde in den nächsten zwei oder drei Jahren noch um eine weitere Attraktion reicher werden. Um einen sechs Kilometer langen Rundweg, entlang dessen essbare Wildpflanzen gehegt und gepflegt werden sollen. Gesammelt und geerntet werden dürfen diese von der Kamille bis zur Esskastanie und Walnuss von allen, die Lust dazu haben. Mehr noch: Sammeln ist ausdrücklich erwünscht.
Sollte das Projekt tatsächlich umgesetzt werden, wäre Gailingen die elfte deutsche Kommune mit einem essbaren Wildpflanzenpark – etwas sperrig abgekürzt: Ewilpa. Dem Initiator der Essbare Wildpflanzen Parks und Gründer der hinter den Ewilpas stehenden Stiftung Markus Strauss schwebt bestenfalls sogar ein grenzüberschreitendes Projekt mit der Schweizer Nachbarstadt Diessenhofen vor.
Der promovierte Biologe Markus Strauss ist im Gottmadinger Teilort Bietingen aufgewachsen. Ihm liegt nach eigenem Bekunden die Landschaft am Rhein sehr am Herzen. Strauss hat mit Bürgermeister Thomas Auer den in das Auge gefassten Rundweg abgeschritten. Neben der Gemeinde würden hier auch private Grundstückseigentümer Flächen einbringen.
Engagement der Bürger ist erwünscht
Hinter Strauß steht ein Kreis von rund zwanzig Personen aus der Region und der nahen Schweiz, die er bereits gecoacht hat. Sie würden sich, so der aktuelle Stand, zumindest anfangs um den Park mit kümmern. Danach wäre dann allerdings bürgerschaftliches Engagement gefordert. „Ohne das ginge es nicht“, so der Bürgermeister. Insgesamt wäre nach den Worten von Strauß der Pflegeaufwand überschaubar. „Wildpflanzen sind keine Pflanzen, die man dauernd betüteln muss.“
Strauß kann sich hier die entsprechende Schulung der Bauhof-Mitarbeiter und der Landwirte gut vorstellen. Die Errichtung des Parks gibt es allerdings nicht umsonst: Bei rund 80.000 Euro liegt die grobe Kostenschätzung des Biologen. Die eventuelle Förderung kann nach dem Wissenstand des Rathaus-Chefs bis zu 80 Prozent betragen.
Ein Park oder eben auch Rundweg mit essbaren Wildpflanzen – das Thema passt gut zu der Hochrheingemeinde, die sich seit Jahren überlegt, wie sie sich als Gesundheitsgemeinde vermarkten könnte. Mit den beiden großen neurologischen Reha- Betrieben vor Ort, den Kliniken Schmieder und dem Hegau Jugendwerk, sind Gesundheit und Gesundheitsprävention seit langem ein Schwerpunkt auch auf der Gemeindeagenda.
Ewilpa passt gut zu Gailingen
Die Ewilpas seien stets attraktiv, so Strauß. Sie würden gerne von Schulen besucht, es gebe dort Fachberatungen, Führungen und Workshops durch Kräuterpädagogen, und der von ihnen ausgehende Tourismusfaktor sei auch nicht zu vernachlässigen. Ein Ewilpa käme der Biodiversität an Rheinufer, den Trockenwiesen am Schneckenberg und dem Wald sehr entgegen.
Vom Inhalt her würde ein Ewilpa daher gut zu Gailingen passen, fasste Bürgermeister Auer zusammen. Die notwendigen Flächen seien vorhanden. „Ich denke, vom Grundsatz her ist es ein schönes Projekt, das hier viele Freunde finden würde.“ Detaillierter mit der Schaffung eines Ewilpas befassen wird sich nun als nächstes der Klimaschutz-Ausschuss des Rats.