Seit 2005 wertet das Schaffhauser Energieunternehmen SH Power den Staubereich vom Kraftwerk Schaffhausen ökologisch auf. Dieser reicht bis zur Stauwurzel oberhalb von Gailingen. Über den Fortschritt des Projektes informierten jetzt Peter Hunziker, Projektleiter Uferunterhalt, Benjamin Homberger, Begleitgruppe Ökofonds und Marco Nart, Kommunikationssprecher von SH Power.
Seit 16 Jahren führte SH Power für rund zehn Millionen Franken aus ihrem Ökofonds rund sieben Kilometer Ufer in den natürlichen Zustand zurück. Diese Strecke entspricht in etwa einem Viertel der Konzessionsstrecke und etwa der Hälfte des renaturierfähigen Ufers.
Bootsfahrt zeigt, wo überall naturnahe Bereiche entstanden sind
Bei der zweistündigen Bootsrundfahrt, in deren Rahmen die Medien über den Stand des Projekts informiert wurden, wurde Büsingen angefahren. Dort wurde in den Jahren 2012 und 2018 auf zwei Uferabschnitten die Hartverbauung entfernt, auf einer Gesamtlänge von 140 Metern. Im letzten Winter kamen weitere 85 Meter hinzu.
Das naturnah erstellte Flachufer wurde teilweise mit Kokosplatten befestigt, auf die Seggen und Rohrglanzgras gepflanzt waren. Zusätzlich wurde der oberste Böschungsbereich humusiert, mit einer Wildwiesenmischung eingesät und die Bootspfähle tiefer ins Wasser gesetzt.
Eigentümer mit ins Boot holen
Peter Hunziker sagte, dass den Ausschlag für die dritte Etappe der Renaturierung ein Privateigentümer gegeben habe. „Bei Privatpersonen hat sich eine positive Dynamik entwickelt“, sagte auch Marco Nart. Denn oft seien sie es, die einer Renaturierung erst zustimmen müssen.
Unterhalb der Rheinmühle und beim Rheinhölzli sind noch jeweils etwa 250 Meter Ufer renaturierbar. Hunziker sagte, dass die Abflachung des Geländes zu einem Flachufer nach Möglichkeit ins Gelände gezogen wird, wozu es allerdings die Genehmigung des Grundeigentümers braucht.
Das Problem dabei ist, dass beim Verkauf von Land, das an den Rhein grenzt, das Land Baden-Württemberg ein Vorkaufsrecht hat. Um Konflikte zu vermeiden nimmt Hunziker deshalb frühzeitig mit dem Grundeigentümer Kontakt auf und macht einen Vorschlag für eine Renaturierung. Wenn der Eigentümer einverstanden ist, verzichtet das Land auf das Vorkaufsrecht und der Käufer wird zum Rückbau verpflichtet.
Für den kommenden Winter sind einige Flächen geplant
Im kommenden Winter sollen auf der Gailinger Rheinhalde weitere 60 Meter Mauerwerk abgebrochen und ein naturnahes Ufer gestaltet werden. Unterhalb der Badi Gailingen sollen weitere 100 Meter Mauer zurückgebaut werden.

Sobald die wasserrechtliche Bewilligung für die Arbeiten vom Landratsamt Konstanz vorliegt, werden Abklärungen getroffen. Im Winter 2022/23 sollen dann die Bauarbeiten starten.
Diese kämen auch den Fischen zu Gute. Deutlich macht das Benjamin Homberger vom Ökofonds. „Rund 70 Prozent der heimischen Fischarten stehen auf der Roten Liste und sind gefährdet“, sagte Homberger.
Im letzten Jahr habe Joachim Gutruf vom Büro Aquatica Gewässerökologie untersucht, welche Nutzen die Renaturierung für die Lebewesen im Rhein bringe. Dabei verglich er in den verbauten und renaturierten Uferabschnitten die Bestände von Äschenlarven, Jungfischen und Kleinstwasserlebewesen, die für die Fische eine wichtige Lebensgrundlage sind.
Fische profitieren von Maßnahmen
Dabei sei deutlich geworden: Die Dichte an Jungfischen ist entlang der renaturierten Abschnitte mit Kiesbänken, Buchten und Baum- und Wurzelstöcken bis zu 50 Mal höher als an verbauten Abschnitten. Durch die Strukturen werde die Strömung verringert und es entstünden geschützte Zonen, in denen Jungfische Unterschlupf finden.
In diesen Bereichen kämen in hoher Dichte auch Äschen vor, deren Bestand seit Jahren durch die Wassererwärmung zurück geht. „An fünf verbauten Mauerstücken waren aber keine Äschenlarven zu finden“, sagte Homberger.