Die Exklave Büsingen blickt auf ein Jahr zurück, das vor allem durch politische und sportliche Ereignisse geprägt war. Auch das Hochwasser im Juni sorgte für Aufregung: Das Wasser im Rhein stieg bis zu den Gärten und Wiesen der Häuser am Rhein auf. Das stark strömende Wasser machte aber auch das Schwimmen zu einem gefährlichen Vergnügen.

Vergnügen gab es im Lido Strandbad dennoch reichlich, beispielsweise während der Fußball-Europameisterschaft. Das Spiel Deutschland gegen die Schweiz und das Finale am 14. Juli konnten hier im Badekleid verfolgt werden. Der gute Ruf des Büsinger Rheinuferbades, das die beiden jungen Pächterinnen Lorena Strohner und Selina Hui auch Lido Büsingen nennen, ist dann bis in die Zürcher Chefetagen gedrungen.

Schweizer Promi sorgt für Ansturm im Strandbad

Als Mario Irminger, Präsident der Generaldirektion des Migros-Genossenschafts-Bundes, Ende August 2024 mit einem Motorweidling auf dem Rhein unterwegs war, vergnügte er sich mit einem Zwischenhalt im Lido Büsingen. Damit das nicht ausufert und die Nachbarn zu sehr stört, hat der Büsinger Gemeinderat einen Beschluss gefasst.

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In der neuen Zusammensetzung nach der Kommunalwahl hat sich das Gremium mit Veranstaltungen im Strandbad und dem Schutz der Strandbad-Anwohner vor Lärm befasst. Das Ergebnis? In der kommenden Saison dürfen nur noch drei solcher seltenen Ereignisse stattfinden.

Vier Frauen wurden in den Büsinger Gemeinderat gewählt: Tanja Küppers-Vestner, Mira Föhrenbacher, Heidi Vesten und Sandra Wacker (von ...
Vier Frauen wurden in den Büsinger Gemeinderat gewählt: Tanja Küppers-Vestner, Mira Föhrenbacher, Heidi Vesten und Sandra Wacker (von links). | Bild: Wolfgang Schreiber

Im April hatten mit den Landwirten Helmut Waldvogel, Ludwig Güntert und Walter Güntert drei erfahrene Gemeinderäte bekannt gegeben, bei den Gemeinderatswahlen am 9. Juni nicht mehr zu kandidieren. Für diese Berufsgruppe kandidierten der Obstbauer Hendrik Güntert und die Meisterlandwirtin Heidi Huber-Vestner. Beide wurden für die Wählervereinigung Zukunft für Büsingen gewählt. Hendrik Güntert erhielt mit 494 sogar die meisten Stimmen.

Frauen überwiegen im Gemeinderat

Mit Heidi Vestner wurden Sandra Wacker, Tanja Küppers-Vestner und Mira Föhrenbacher (alle Wählervereinigung Mit Herz und Verstand für Büsingen) in den Gemeinderat gewählt. Der Frauenanteil im Rat – mit Bürgermeisterin Vera Schraner als Vorsitzende – ist damit so hoch wie noch nie. Martin Fuchs (WHV), Philipp Weiss und Stephan Burmeister (beide ZFB) wurden wiedergewählt. Die neuen Gemeinderäte sind neben Hendrik Güntert Hermann Möller (ZFB) und Marc Erny (WHV).

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Der Fußballclub Büsingen feierte im Juli sein hundertjähriges Bestehen. Gespielt wird seit hundert Jahren auf dem einzigen Platz in Deutschland, auf dem noch nie ein deutsches Meisterschaftsspiel stattgefunden hat – denn der FC Büsingen ist als deutscher Fußballverein dem schweizerischen Fußballverband angeschlossen.

Beim Bevölkerungsschutz hilft die Schweiz

Nicht nur die Fußballer, sondern ganz Büsingen orientiert sich an der Schweiz. Damit die Bevölkerung Büsingens in Notfällen durch das Amt für Bevölkerungsschutz und Armee des Kantons Schaffhausen alarmiert und evakuiert werden kann, wurde eine Zusammenarbeit vereinbart und unterzeichnet. Diese wurde Ende Oktober mit der Schaffhauser Regierungsrätin Cornelia Stamm Hurter, mit Bürgermeisterin Vera Schraner und Regierungspräsident Carsten Gabbert, dem in Freiburg im Breisgau tätigen Stellvertreter der baden-württembergischen Landesregierung, gefeiert.

Abschied nehmen mussten die Büsinger von Pfarrer Matthias Stahlmann, wenn auch nur teilweise. Zum 1. Januar 2024 ist Pfarrer Stahlmann in den Ruhestand versetzt worden. Ehrenamtlich engagiert er sich aber weiterhin für Kultur und Gottesdienste in seiner Gemeinde Büsingen-Gailingen.

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Abschied nehmen hieß es am 20. Oktober auch von Joachim Mierisch aus Steckborn, der die Ausstellungen in Büsingens kleiner, aber feiner Kunstgalerie Alte Schmiede leitete. Er hat die Alte Schmiede nach dem Rückzug des langjährigen Galeristen Rolf Neuweiler ab Januar 2020 weitergeführt und Werke von Künstlerinnen und Künstlern aus der weiteren Region ausgestellt.

Einige Projekte für Büsingen im Jahr 2025

Das Jahr 2025 beginnt in Büsingen mit der richtigen Adresse. Die Mitarbeiter des Bauhofs haben neue, korrekte Ortsschilder aufgestellt. Bis 1961 hieß die Gemeinde Büsingen (Oberrhein), jetzt heißt sie korrekt Büsingen am Hochrhein. Denn als Oberrhein wird heute geografisch der rund 360 kilometerlange Abschnitt des Rheins zwischen Basel und Bingen bezeichnet.

Im Juni führte der Rhein Hochwasser, das die Wiesen und Gärten der Büsinger Häuser am Rhein überschwemmte.
Im Juni führte der Rhein Hochwasser, das die Wiesen und Gärten der Büsinger Häuser am Rhein überschwemmte. | Bild: Wolfgang Schreiber

Außerdem wird am Hochrhein eine Kläranlage stillgelegt. Die bestehende ARA in Büsingen wird zu einem Pumpwerk ausgebaut. Sie fördert im Mai die Abwässer aus Büsingen und Dörflingen über eine noch zu bauende Druckleitung in die Freispiegelkanalisation nach Schaffhausen und von dort in die ARA Röti beim Rheinfall.

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Welche weiteren Projekte in Büsingen anstehen, wird der Gemeinderat im Frühjahr bei einer Klausurtagung diskutieren. Einige Punkte für 2025 stehen indes fest: die Neugestaltung des Friedhofs sowie der barrierefreie Ausbau der Bushaltestellen. Die Sanierung des Rathauses wird abgeschlossen werden.

Gute Nachricht: Die Postfiliale bleibt

Eine weitere gute Nachricht: Die Postfiliale Büsingen bleibt. Die Post-Niederlassung in Reutlingen wird den Betrieb in Büsingen übernehmen. Dies umfasst insbesondere die Verzollung, die Paketausgabe und die Postfächer. Ob weitere Postdienstleistungen angeboten werden können, werde noch geprüft. Außerdem sei die Deutsche Post mit der Schweizer Post im Gespräch.

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Auch was den Einkaufstourismus betrifft, gibt es Änderungen: Ab 2025 dürfen Waren für den privaten Gebrauch nur noch bis zu einem Wert von 150 Franken pro Person und Tag steuerfrei in die Schweiz eingeführt werden. Das hat die Schweizer Regierung in Bern verordnet. Da Büsingen politisch zu Deutschland, wirtschaftlich aber zur Schweiz gehört, sind auch Büsinger betroffen: Übersteigt der Gesamtwert ihrer aus Deutschland nach Büsingen eingeführten Waren den Wert von 150 Franken, müssen sie die Schweizer Mehrwertsteuer bezahlen.