Im Internet kursieren daraufhin Meinungen, dass man das einem Kind nicht zumuten könne. Andrea Kammerlander ist anderer Meinung: „Der Test ist zwar unangenehm, aber tut nicht weh.“
Wegen Halsschmerzen zum Arzt. Rasch war klar: Sie soll auf Corona getestet werden
Als der Arzt auf einmal komplett verhüllt vor ihr stand, sei ihr schon etwas mulmig geworden, erinnert sich Andrea Kammerlander. „Es ist befremdlich, wenn einem so jemand gegenüber tritt und dadurch zeigt, dass man selbst eine Gefahr sein könnte.“ Mittwochs sei sie mit starken Halsschmerzen aufgewacht. So stark, dass sie kaum schlucken konnte, schildert die 59-jährige Buchhalterin. Außerdem habe sie etwas Husten gehabt. Also blieb sie zuhause, versuchte es mit Hausmitteln – zu dieser Zeit habe keine Arztpraxis im Ort geöffnet gehabt. Am Donnerstag telefonierte sie mit ihrer Hausärztin, die sie zur Corona-Sprechstunde einlud.
Verhüllt in der Corona-Sprechstunde: Da wird einem schon mulmig
Da lernte sie ihre Hausärztin Claudia Wilms ganz neu kennen: in einem Schutzanzug, um eine mögliche Ansteckung zu vermeiden. Der Test selbst sei schnell erledigt gewesen: Mund auf, Rachenwand mit einem Wattestäbchen abstreichen, anschließend mit dem selben Stäbchen in die beiden Nasenlöcher. Kurz habe sie einen Würge-Reiz gehabt, ein Reflex. Doch danach habe sie gedacht: „Das ging ja schnell.“ Dann kam das Warten auf ein Ergebnis. Was würde das für sie und ihre Familie bedeuten, mit wem hatte sie in den vergangenen Tagen Kontakt?

Auch Erwachsene haben Angst vor einem Test
Solche Gedanken und auch Befürchtungen haben viele, erklärt Ärztin Claudia Wilms. „Kinder verstehen häufig nicht, was mit ihnen geschieht. Und es gibt auch Erwachsene, die Angst haben.“ Die Allgemeinmedizinerin führt mit ihrem Mann eine Praxis in Gottmadingen. Es ist eine von vier Schwerpunktpraxen im Hegau, wie sie erklärt: Seit der Schließung des Testzentrums am Klinikum Singen würden sie schwerpunktmäßig Menschen auf das Coronavirus testen.
Eine von vier Schwerpunkt-Praxen im Hegau
Laut Landratsamt Konstanz müssen alle Haus- und Kinderärzte die nötigen Abstriche bei ihren Patienten vornehmen. Manch andere Praxis habe dafür aber zum Beispiel räumlich nicht die optimalen Voraussetzungen, sagt Claudia Wilms: Die Patienten sollen möglichst wenig Kontakt zu anderen haben, danach muss alles desinfiziert werden.
Wer keinen Haus- oder Kinderarzt hat, kann sich laut Landratsamt an die Corona-Hotline wenden: Telefon (0 75 31) 800 77 77. Diese vermittle dann einen Termin in einer Schwerpunkt-Praxis.
„Heute kommen zum Beispiel sechs Patienten, die sich testen lassen wollen“, erklärt Claudia Wilms am vergangenen Donnerstag. Drei Sprechzeiten pro Woche haben sie sich für Corona-Tests freigehalten, dann kommen im Zehn-Minuten-Takt mögliche Infizierte. Für Claudia Wilms ist das nichts Neues, sie habe bereits im Testzentrum mitgearbeitet. Sie selbst habe sich aber noch nicht testen lassen müssen: Sie ist symptomfrei.
Testpersonen verhalten sich unterschiedlich: Einer strahlt, anderer blockiert
Wie Menschen sich bei einem Corona-Test verhalten, sei ganz unterschiedlich. Sie habe beispielsweise die Kinder der Kita Twielfeld getestet, deren Erzieherin an Corona erkrankte. Und während der eine Junge sie während des gesamten Tests angestrahlt habe, habe ein anderer sich nur schwer eine Probe entlocken lassen. Allgemein erklärt die Ärztin: „Es kann einen Würge-Reflex auslösen, wenn wir mit dem Stäbchen die Rachenhinterwand abstreichen.“ Außerdem könnten die Augen tränen, wenn das Stäbchen in der Nase ist. „Aber es geht ganz schnell, nach zehn bis 15 Sekunden sind wir fertig.“
In Notfällen würde auch das Ergebnis schnell vorliegen: Bei medizinischem Personal sei es beispielsweise wichtig, möglichst noch am gleichen Tag Klarheit zu haben. Normalerweise brauche das Labor mindestens 24 Stunden.
Nach 29 Stunden die Erleichterung: Der Test ist negativ
Andrea Kammerlander blieb zuhause, bis sie ihr Ergebnis erfuhr. Sie hatte zwar keine Schmerzen mehr, machte sich aber dennoch Gedanken: Was wäre wenn? Und wo hätte sie sich infizieren können? „Ich gehöre zur Risikogruppe“, denn sie sei chronisch erkrankt und werde bald 60 Jahre alt. Dann erhielt sie am Freitagabend Gewissheit: 29 Stunden nach ihrem Test rief ihre Ärztin an und sagte, dass sie nicht am Coronavirus erkrankt ist. Laut Landratsamt meldet sich entweder der Arzt oder das Gesundheitsamt mit dem Ergebnis.
Allgemeinmedizinerin Claudia Wilms hat Hoffnung für den Umgang mit der Pandemie: „Wenn alle vernünftig sind, kriegt man es gut in den Griff.“