Sabine Tesche

Das Badevergnügen gehört zum Sommer wie ein leckeres Eis, doch diese Badesaison ist etwas anders, komplizierter und für die Städte und Gemeinden noch unwirtschaftlicher. Doch obwohl der Besuch eines Freibades streng getaktet und strikten Regeln unterliegt, bedeutet es für die Badegäste auch ein Stück Normalität, Spaß und Erholung in dieser schwierigen Zeit.

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Geplant war es, das Gottmadinger Höhenfreibad am 25. April zu eröffnen. Dem hat die Corona-Pandemie einen Strich durch die Rechnung gemacht. Ob und wann das Bad überhaupt öffnen kann, war am Anfang noch nicht abzusehen, wie Tristan Dultmeyer als zuständiger Fachangestellter für den Bäderbetrieb erklärt. Bis zum 20. Juni erarbeitete die Gemeinde ein Konzept, das der Verordnung des Lenkungskreises der Landesregierung gerecht wurde. Aber schnell war klar, dass es nur einen eingeschränkten Badebetrieb geben wird. Mit etwa acht Wochen Verspätung war es dann soweit, dass das Höhenfreibad für die Badesaison eröffnet werden konnte. Jetzt, noch einmal zwei Monate später, hat sich der etwas andere Badebetrieb eingespielt.

Das Desinfektionsmittel ist Teil des Hygienekonzepts, dank dem die Freibäder der Region trotz Corona öffnen können.
Das Desinfektionsmittel ist Teil des Hygienekonzepts, dank dem die Freibäder der Region trotz Corona öffnen können. | Bild: Tesche, Sabine

Am Freitag war der heißeste Tag der vergangen Woche angesagt, um 13.40 Uhr wartet bereits eine lange Schlange vor dem Einlass. Dultmeyer war mit dem Handy unterwegs und scannte die Eintrittskarten der Besucher mittels Barcode. So sollen lange Wartezeiten, wenn das Bad um 14 Uhr für die zweite Öffnungsrunde loslegt, vermieden werden. Alles klappt reibungslos und bereits um 14.05 Uhr hat sich die Warteschlange aufgelöst. Jeder strömt ins Bad und sucht sich ein schattiges Plätzchen, um dann schnell ins kühle Nass zu kommen. Armin und Maureen Schäfer aus Randegg sind mit ihren Kindern Amelie und Aiden gekommen, sie sind in diesem Jahr das erste Mal im Bad, die Kinder haben im Garten zwar ein Planschbecken, aber heute wollen sich die Eltern auch mal ordentlich abkühlen. „Früher war es schöner“, meint Armin Schäfer, der die Eintrittskarten bereits zwei Tage vorher gekauft hat, und das war gut so, denn an diesem Tag sind alle 500 für den Nachmittag ausverkauft.

Warteschlangen im Eingangsbereich wollen die Verantwortlichen im Gottmadinger Höhenfreibad möglichst vermeiden.
Warteschlangen im Eingangsbereich wollen die Verantwortlichen im Gottmadinger Höhenfreibad möglichst vermeiden. | Bild: Tesche, Sabine

Seit dem Umbau entwickle das Höhenfreibad Anziehungskraft. Nicht nur Gottmadinger, sondern immer mehr externe Gäste könnten begrüßt werden, so eine Erkenntnis aus der Jahresbilanz 2019. Monika Ringsdorf aus Radolfzell ist mit Ihrer Tochter und den beiden Enkeln ins Höhenfreibad gekommen. „Eigentlich wohnen wir ja auf der Mettnau und haben den Bodensee quasi direkt vor der Haustür aber da trampeln sich die Badegäste ja fast tot“, beklagt sie fehlenden Abstand. Außerdem sei der See viel zu warm und die Enkelkinder hätten bereits mehrere Male mit Entendermatitis zu kämpfen gehabt. Das sei im Höhenfreibad anders. „Wir waren schon einige Male hier. Es ist alles sehr gut organisiert, sauber und gepflegt. Hier fühlen wir uns sicher“, so Monika Ringsdorf. Auc das Personal sei sehr nett und die Gastronomie zu empfehlen. „Die Kinder haben hier Ihren Spaß, darauf kommt es doch an. Dann haben wir Erwachsenen doch auch einen schönen Badetag.“ Einen Wunsch hätte Monika Rinsgdorf aber dann doch noch: Eine Beschattung auf dem Spielplatz wäre perfekt.

Im Freibad planschen trotz Corona? Aber ja! Ein Besuch im Höhenfreibad Gottmadingen zeigt aber, dass viel weniger Besucher vor Ort sind ...
Im Freibad planschen trotz Corona? Aber ja! Ein Besuch im Höhenfreibad Gottmadingen zeigt aber, dass viel weniger Besucher vor Ort sind als sonst – auch hier hat die Pandemie Auswirkungen. | Bild: Tesche, Sabine

Seit 25 Jahren betreiben Markus Bacher und sein Team den Kiosk im Gottmadinger Höhenfreibad. Das Jubiläum hat er sich allerdings ganz anders vorgestellt: „Wir kämpfen ums überleben“, sagt er. Die Saison 2020 sei eine Katastrophe. 80 Prozent Einbußen seien nur schwer zu verkraften. „Der Aufwand ist größer, aber die Kunden fehlen“, sagt Bacher und zeigt auf leere Tische. „Es ist 14.30 Uhr und kein einziger Gast sitzt an den Tischen oder steht vor dem Kiosk. So etwas haben wir noch nie erlebt“, sagt er.

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Dass der Anfang holprig war, kann Tristan Dultmeyer bestätigen. Doch man habe aus den Erfahrungen gelernt, die Öffnungszeiten auf Wunsch der Badegäste angepasst und auf vier Bahnen im Schwimmerbecken Kreisverkehr eingeführt. Die Maßnahmen hätten sich bewährt. Man könne feststellen, dass die Badbesucher sehr wertschätzend und dankbar seien, dass das Bad geöffnet hat. Es sei den Besuchern bewusst, dass die Kosten durch mehr Personal und Hygienemaßnahmen ja eher höher seien. Und dzumies bei deutlich wenige Badegästen. Dultmeyer kennt die Vergleichszahlen: Während am 20. August diesen Jahres der 20.000ste Badegast geehrt wurde, waren zum gleichen Zeitpunkt im Vorjahr bereits über 66.666 Badegäste da. Aktuell könnten bei drei Öffnungsrunden am Tag maximal 1200 Badegäste empfangen werden – und das noch bis zum voraussichtlichen Saisonende am 13. September. Auf die Frage, was er sich für die kommende Saison wünscht, lacht Tristan Dultmeyer: „Ich hoffe, es wird eine ganz normale Badesaison.“