Mehr bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, ist eines der dringendsten Ziele in der Gemeinde Gottmadingen. Darin sind sich Gemeinderat und Bürgermeister einig. Allerdings darf dieses Vorhaben nicht in blinden Aktionismus ausarten, sondern sollte mit Sinn und Verstand verfolgt werden. Das zeigte die jüngste Debatte im Ausschuss für Technik und Umwelt über eine Bauvoranfrage in der Johann-Georg-Fahr-Straße.
Stadtplaner sprechen von Nachverdichtung
Schon in der Anmoderation ließ der Stadtplaner Markus Toepfer erkennen, dass die vorgelegten Pläne nicht auf Zustimmung in der Verwaltung stießen. Und auch die Mitglieder des Ausschusses konnten sich mit dem ersten Entwurf eines Mehrfamilienhauses nicht anfreunden. Es geht um das Grundstück neben der neuen Bahnunterführung, auf dem sich heute ein Flachbau mit Getränkemarkt befindet.

Diese Gewerbe-Immobilie am Bahndamm ist in die Jahre gekommen und soll nun durch einen Neubau ersetzt werden. Das langgestreckte Grundstück hat den Bauherrn offenbar dazu verleitet, den Neubau mit zahlreichen Carports ebenso in die Länge zu strecken. Ein Grund dafür könnten die günstigeren Baukosten sein, wie auch der Hüfinger Architekt Ewald Gut bestätigt. „Wenn wir in die Höhe bauen, wie es der Stadtplaner vorschlägt, wird das natürlich teurer“, erklärt Gut. „Dann brauchen wir ein zusätzliches Treppenhaus und einen Lift.“
Kürzer und dafür höher
Die bisherigen Pläne sehen auf einer Länge von 27,5 Metern ein dreieinhalbgeschossiges Gebäude plus Penthouse vor. Im Erdgeschoss sollen Geschäftsräume entstehen. Im ersten und zweiten Obergeschoss insgesamt acht Wohnungen in verschiedenen Größen für Familien mit viereinhalb Zimmern bis hin zu kleinen Einheiten für Single. Im Anschluss an das Gebäude sind 17 Carports geplant. „Das sieht furchterregend aus“, platzt es aus Michael Klinger heraus. Der Bürgermeister setzt sich zwar für sparsamen Flächenverbrauch in der Gemeinde ein; die Optik muss aber trotzdem stimmen. Klinger spricht von einem Torhaus, um eine Vorstellung von der Bedeutung des Grundstücks zu vermitteln. Bei der jetzigen Planung würden aber zwei Geschosse von der Bahnböschung verdeckt.

Eher etwas für Singles
Der Stadtplaner Markus Toepfer hat dem Architekten schon zu verstehen gegeben, dass er sich an der Stelle eher ein höheres Gebäude vorstellen kann. „Ich würde gerne auf 21 Meter gehen“, erklärte er in den Ausschussmitgliedern. Die schlossen sich bei einer Neinstimme und zwei Enthaltungen dieser Vorstellung an. Bernhard Gassner (SPD) war sogar der Meinung, dass das Haus noch weiter in die Höhe wachsen könnte. Seine Kollegin Kirsten Graf hegt gewisse Zweifel daran, dass Wohnungen direkt neben dem Bahngleis der richtige Standort für Familien sind. Sie kann aber einer Erhöhung auf vier Vollgeschosse plus Penthouse etwas Positives abgewinnen, weil die Bewohner dadurch mehr Weitblick bekämen. Als Orientierung für die Gebäudehöhe dient die gegenüberliegende Villa Fahr.
Ab in die nächste Planungsrunde
Auch die Ansammlung der Carports in einer langen Reihe führte im Ausschuss zu Diskussionen. Markus Toepfer hatte sich hier ebenfalls im Vorfeld der Sitzung Gedanken gemacht und schlägt eine kürzere Doppelreihe mit Erschließung über eine mittlere Zufahrt vor. Architekt Ewald Gut hat sich bereits mit der Gemeinde abgestimmt und kann sich entsprechende Änderungen durchaus vorstellen. Allerdings muss das auch der Bauherr wollen. Der erste Entwurf wurde jedenfalls zurückgewiesen. Es bleibt also spannend, wie sich das Gelände in der Johann-Georg-Fahrstraße weiter entwickeln wird.