Eltern müssen jetzt stark sein: Die Preise für die Kinderbetreuung werden in Gottmadingen steigen. Das hätte der Gemeinderat zwar gerne vermieden. Allerdings zwingen die gestiegenen Personalkosten und die allgemeine Preissteigerung die Gemeinde zu diesem Schritt. Kämmerer Andreas Ley drückte es in der Sitzung so aus: „Es ist nicht so ganz einfach.“

Die kommunalen Spitzenverbände hatten eine Gebührenerhöhung in zwei Schritten mit 7,5 Prozent für das Kindergartenjahr 2024/2025 und 7,3 Prozent für das darauf folgende empfohlen. Außerdem empfehlen die Verbände eine Kostendeckung der Gebühren durch die Elternbeiträge in Höhe von 20 Prozent. Dieser Wert wurde aber schon in der Vergangenheit nicht erreicht. Und die steigenden Kosten machen den Eltern gewaltige Sorgen.

85 Prozent der Gebühren sind Personalkosten

Schon im März 2024 hatten die Elternbeiräte der Gottmadinger Kindergärten um ein Gespräch gebeten, nachdem sie von der vom Städte- und Gemeindetag empfohlenen Gebührenerhöhung erfahren hatten. Das Gespräch hat am 15. Oktober in einer wohlwollenden Atmosphäre stattgefunden. Das bestätigten jetzt nicht nur einige Gemeinderäte, sondern auch die Elternbeiratsvorsitzende des Kindergartens St. Raphael, Helene Gradl. „Vielen Eltern ist gar nicht klar, dass die Kostensteigerung durch die angestiegenen Personalkosten entstanden sind“, sagte sie in der Fragestunde.

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Andreas Ley untermauerte das in Prozentzahlen. „85 Prozent der Kindergartengebühren sind direkte Personalkosten“, erklärte er. Der Rest seien Reinigungskosten, Heizung, Strom, Wasser und Abschreibungen auf Gebäude. Michael Klinger setzte diese Ausgaben noch in Bezug zum Gesamthaushalt. „Unser Gesamtetat wird sich auf rund 28 Millionen Euro belaufen“, sagte der Bürgermeister. „Davon fließen fünf Millionen Euro in die Kinderbetreuung.“ Es sei ein klares Bekenntnis zu den Kindern, aber mehr gehe nicht. „Wir müssen allen Lebenslagen und Bedürfnissen gerecht werden und den gesellschaftlichen Ausgleich in Gottmadingen hinbekommen.

Schon in einer früheren Sitzung hatten die Gemeinderäte über die Gebührenerhöhung diskutiert. Dabei geht es nicht nur um die beiden kommunalen Einrichtungen, sondern auch um die Zuschüsse für die konfessionellen und freien Kindergärten. Mittlerweile kann Gottmadingen viele verschiedene Erziehungsmodelle von der klassischen Kindertageseinrichtung bis hin zum Naturkindergarten anbieten. Aus dem Gremium kam deshalb der Vorschlag, die Härte durch eine mehrstufige Erhöhung abzufedern, damit sich die jeweiligen Steigerungen nicht zu massiv auswirken.

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Jetzt einigte man sich auf eine dreistufige Erhöhung der Stundensätze: zum 1. Januar 2025 um fünf Prozent, zum 1. September 2025 um fünf Prozent und zum 1. März 2026 um 4,8 Prozent. Gegenüber einer zweistufigen Erhöhung kostet die sanftere Erhöhung die Gemeinde selbst zwischen 50.000 und 60.000 Euro.

Kirsten Graf (SPD/UL) war in dem Elterngespräch dabei und bezeichnete es als sehr konstruktiv. „Qualitativ hochstehende Betreuung muss bezahlt werden“, sagte sie. „Wenn die Eltern das nicht bezahlen, bleiben die Kosten woanders hängen. Ob die Gemeinde das immer ausgleichen kann, bleibt allerdings die Frage.“ Ihr Kollege Markus Dreier befürchtet, dass der Dreierschritt bei den Eltern den Eindruck der ständigen Erhöhungen erwecken könnte.

Kirsten Graf, (SPD/UL)
Kirsten Graf, (SPD/UL) | Bild: Frank Müller

Stefanie Brachat (FWG) lobte das Gespräch mit den Elternbeiräten: „Es war von großem Verständnis geprägt“, sagte sie und verwies darauf, dass die Eltern ja jetzt schon bis zum 1. Januar von der Gebührenerhöhung verschont geblieben seien, die eigentlich zum neuen Kindergartenjahr im September fällig geworden wäre.

Bernd Schöffing (CDU) sieht hingegen die Chance, dass auch die Eltern im Laufes dieses Zeitspektrums eine Lohnerhöhung bekommen könnten und die Steigerung der Betreuungskosten dann im persönlichen Haushalt nicht so schwer ins Gewicht fallen würden. Es wurde also erkennbar, dass die Räte mit den Eltern fühlen und die Belastung so gering wie möglich halten möchten. Deshalb wurde der Beschlussvorschlag, die Gebühren in drei Schritten zu erhöhen, einstimmig aus.