Auf den ersten Blick ist die Welt in Sachen Kinderbetreuung in Gottmadingen noch in Ordnung. Nach dem von Lisa Auer engagiert vorgetragenen Überblick über die Situation in den verschiedenen Einrichtungen und der daraus abgeleiteten Bedarfsplanung für das nächste Kindergartenjahr 2024/2025 wagte Hauptamtsleiterin Martina Stoffel die vorsichtige Einschätzung: „Im Moment sind wir in Gottmadingen gut ausgestattet. Allerdings haben wir keine Spielräume nach oben.“

Rein nominell geht die Rechnung von Angebot und Nachfrage in der 10.000-Einwohner zählenden Gemeinde auf. Doch der Teufel steckt im Detail. Oder wie Martina Stoffel in der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses sagte: „Knackpunkt sind die Teilzeitkräfte. Die Erzieherinnen fühlen sich in unseren Einrichtungen wohl. Die meisten sind aber nicht zur Vollzeitbetreuung bereit.“

Tolles Betriebsklima, aber wenig Ganztagesangebot

Markus Bruderhofer (FWG) hatte zuvor noch von dem guten Klima in den Kitas geschwärmt und sich über das Kleinkind-Angebot im Naturkindergarten gewundert, der im Juni eröffnet werden soll.

Eine kleine Diskussion löste Kirsten Graf (SPD/UL) mit ihrer Frage nach den Prioritäten im Betreuungssektor aus. Ihr ging es um das Thema Ganztagsbetreuung. „Die gehört als Teil der Wirtschaftsförderung in das Angebot einer Gemeinde.“ Doch ein Blick in die Zahlen zeigt hier eklatante Lücken.

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Im Gemeindekindergarten „Im Täschen“ gibt es zwar theoretisch 20 Ganztagsplätze. Diese sind jedoch in Plätze mit verlängerter Öffnungszeit umgewandelt worden. Alternativ dazu gibt es in der Einrichtung wieder eine Spielgruppe für Kleinkinder, die aber ebenfalls nur vormittags zwischen 8.45 und 11.45 Uhr angeboten wird.

Das sei keine befriedigende Situation für berufstätige Eltern und bremse zumeist die Mütter aus, kritisierte Kirsten Graf. Sie stellte die Frage, ob die Spielgruppe so wichtig sei und ob nicht der Ganztagsbetreuung mehr Gewicht beigemessen werden müsse.

Bürgermeister warnt vor unerfüllbaren Wünschen

Bürgermeister Michael Klinger reagierte leicht emotional auf diese Anmerkung. „Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es immer schwieriger wird, Erzieherinnen für die Nachmittage zu finden, wenn um uns herum überall Teilzeitstellen bis 14 Uhr angeboten werden“, sagte er. „Es ist egal, was ich politisch will. Das Personal kann ich nachmittags nicht herzitieren. Wenn wir Dinge mit Gewalt reindrücken, machen wir später die Rolle rückwärts.“

Martina Stoffel hatte zuvor erklärt, dass es nicht möglich sei, Personal für die Nachmittagsbetreuung zu finden. Das liege vor allem daran, dass viele Erzieherinnen selber betreuungspflichtige Kinder hätten und in der gleichen Lage seien wie andere Berufstätige. Hier seien auch die Arbeitgeber in der Pflicht und müssten für entsprechende Bedingungen sorgen.

Auch Wirtschaft in der Verantwortung

Bei der Betreuung von Kleinkindern unter drei Jahren gebe es sogar noch freie Plätze, erklärte Lisa Auer. Das liege daran, dass Eltern ihr Kind erst nach der Geburt anmelden können. So kämen auch Familien zum Zug, die erst im Laufe eines Jahres Nachwuchs erwarten. Gut nachgefragt sind die Kita-Plätze mit verlängerten Öffnungszeiten. Das ermöglicht Müttern oder Vätern immerhin, einer beruflichen Teilzeitbeschäftigung nachzugehen.

Für viele Eltern sei die Ganztagsbetreuung aus finanzieller Sicht nicht zu stemmen. Ein Platz kostet 400 Euro. Dazu kommt noch das Essensgeld. Hier sei die Spielgruppe eine kostengünstigere Alternative.

Sind das schon die Vorboten des Waldorf-Naturkindergartens? Hinter dem Sportgelände des SC Gobi sollen die Bauwagen aufgestellt werden. ...
Sind das schon die Vorboten des Waldorf-Naturkindergartens? Hinter dem Sportgelände des SC Gobi sollen die Bauwagen aufgestellt werden. Kleine Erdhügel und Absperrbaken deuten auf Arbeiten hin. | Bild: Trautmann, Gudrun

Als Vorteil bezeichnete Klinger die Trägervielfalt in Gottmadingen. Neben Kindergärten und Krippen der Gemeinde gibt es konfessionell geführte Kindergärten, einen Waldorfkindergarten und das Familienhaus der Arbeiterwohlfahrt. In Gottmadingen und Ortsteilen werden die Kinder den Plätzen nicht zugewiesen. Die Eltern können selber wählen, in welcher Einrichtung ihr Kind betreut werden soll.

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Für das Kindergartenjahr 2025/26 soll nur noch eine Online-Anmeldung für die Kita-Plätze möglich sein. Damit verzögert sich die Umstellung um ein Jahr, erklärte Lisa Auer auf Anfrage von Stephanie Feißt-Ruh (FWG). „Wir wollten keine Verwirrung durch Doppelstrukturen schaffen“, sagte sie und verwies darauf, dass diesmal noch sehr viele Eltern ihre Kinder in Papierform angemeldet hätten.

Ergänzend gibt es Tagesmütter und Schulbetreuung

Einen Blick richtete Lisa Auer auch auf den Bereich Tagespflege. In Kooperation mit dem Tagesmütterverein im Landkreis Konstanz werden 22 Gottmadinger Kinder von Tagesmüttern betreut. Davon sind zwölf Kinder noch keine drei Jahre alt. Sechs gehen in den Kindergarten und vier bereits in die Schule.

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Interessant ist auch noch die Schülerbetreuung. Von den 450 Gottmadinger Grundschulkindern nehmen 164 die Kernzeit- und Nachmittagsbetreuung wahr. Dazu zählen die Hausaufgabenbetreuung durch den Kinderschutzbund in der Hebelschule und in Bietingen sowie die Hausaufgabenbetreuung durch die Eichendorff-Realschule selbst.