Stadtplaner Markus Toepfer hat es gerade nicht leicht. Er soll Ideen geben, wie sich das Gelände der heutigen Eichendorff-Schule zum Quartier 2020 entwickeln könnte und dabei die Wunschliste aus der Bürgerwerkstatt mit einfließen lassen. Doch was ist realistisch? Was passt alles auf das Gelände und was wollen die Bürger wirklich? Gibt es in Gottmadingen überhaupt ein Interesse an Baugruppen, an gemeinschaftlichem Wohnen, an einem Quartierscafé? Und wie viele Geschosse will die Gemeinde auf dem Gelände zulassen? Um sich ein mögliches Höhenprofil vorstellen zu können, hat Toepfer den Mitglieder des Technik- und Umweltausschusses jetzt die Dichte und Höhe der Umgebungsbebauung aufgezeichnet. Danach würde das Gelände im Zentrum durchaus drei Geschosse plus Dach vertragen. Zu den Rändern hin müssten die Häuser flacher werden, weil sich in der Nachbarschaft viele kleine Einfamilienhäuser befinden. Die Analyse des Geländes kann den Räten bei der Entscheidung über die Gestaltung des Quartiers hilfreich sein.
Eine Vielzahl der Ideen aus der Bürgerwerkstatt muss jetzt mit dem Bedarf abgeglichen werden
Die Bürgerbeteiligung ist ein gern genutztes Instrument in Gottmadingen, um den Bedarf auszuloten. Doch nicht alles, was von dort als wünschenswert in die Debatte einfließt, passe auch zur Gemeinde. Gottmadingen hat nicht sehr viele Möglichkeiten, neue Quartiere zu entwickeln. Umso schwerer tun sich die Gemeinderäte deshalb mit der Weichenstellung. Da kommt es schon bei der Frage nach der Vorgehensweise zur Konfrontation.

Die Frage nach dem richtigen Vorgehen
Markus Toepfer hatte mit seinem Vortrag kaum angefangen, da grätschte ihm Kirsten Graf (SPD/UL) dazwischen. Toepfer wollte den Räten zeigen, dass man das Gelände auch teilen und von verschiedenen Bauträgern erschließen lassen könnte. Doch dafür müsste das Gebiet durch Straßen erschlossen werden. Eigentlich sollte das Gelände jedoch autofrei bleiben, so ein Wunsch aus der Bürgerwerkstatt. Kirsten Graf gingen diese Ausführungen schon zu sehr ins Detail. Sie forderte zuerst Pläne, bevor man sich für das Verfahren entscheide. Da platzte Bürgermeister Michael Klinger der Kragen, wofür er sich später entschuldigte. Ihm gehe es um die große Weichenstellung. Um voran zu kommen, müsse man endlich Entscheidungen treffen.
Jetzt müssen Nägel mit Köpfen gemacht werden
Noch in diesem Jahr soll laut Zeitplan die Grundstücksvergabe an den oder die Bauträger stattfinden. 2022 soll die Schule abgerissen und 2023 mit dem ersten Bauabschnitt begonnen werden. Deshalb ist eine gewisse Eile geboten. Wenn die Gemeinde bei der Gestaltung des Geländes mitsprechen will, so müssen die Ideen gefiltert und in den Auftragsbüchern von Architekten und Bauträgern verankert werden. In diesem Prozess steht das Gemeinderatsgremium noch ziemlich am Anfang. „Wir müssen aus der Fülle der Ideen der Bürgerbeteiligung Schwerpunkte definieren“, mahnt Klinger. „Wir müssen Stellung nehmen und aussortieren, was geht und was nicht geht.“ So will er die politische Steuerung in der Hand behalten.
Engagierte Debatte um den richtigen Weg
Bernhard Gassner (SPD/UL), selbst Architekt, sah hier zuerst die Planer in der Pflicht. Sie sollten überzeugende Vorschläge unterbreiten. Doch Klinger beharrte: „Wir müssen wissen, was wir mit dem Acker machen wollen.“ Und Eberhard Koch (FW) warf in die leicht angeheizte Debatte: „Ich frage mich, wofür wir die Bürgerbeteiligung gemacht haben.“

Das Gelände darf nicht überfrachtet werden
Für Luftschlösser taugt das Gelände in Gottmadingen nicht, auch wenn sich manche Vorstellungen an modernen Wohngebieten in Großstädten zu orientieren scheinen. „Unser Quartier ist nicht mit dem Vauban-Stadtteil in Freiburg vergleichbar“, so Klinger. Eberhard Koch sprang ihm bei und schlug vor, für die verschiedenen Themen – wie das gemeinschaftliche Wohnen – Interessenten zu suchen, um nicht am Bedarf vorbei zu planen. Und Walter Beyl (FW) erinnerte daran, dass auch eine soziale Infrastruktur geschaffen werden müsse.
Sozialen Gedanken nicht vergessen
Lose Gespräche hat die Verwaltung schon mit sozialen Trägern geführt. Sollten sie Interesse bekunden, so könnten sie in die Planung einbezogen werden. Bernd Schöffling (CDU) appellierte an die Kollegen, über Anreize für Investoren zum Bau von bezahlbaren Mietwohnungen nachzudenken.

Zum Schluss doch noch einige Beschlüsse
Am Ende konnten dann doch noch ein paar Beschlüsse gefasst werden, die die Planung vorantreiben werden: Die Wohnbaugenossenschaft Gottmadingen (WBG), der ein Grundstück am Rand des Quartiers gehört, soll in die Konzeption einbezogen werden. Das alte Schulhaus kann, muss aber nicht erhalten bleiben. Auf eine Apotheke wird im Quartier verzichtet, weil der Ortskern nicht geschwächt werden soll.
Ab jetzt geht es um die einzelnen Themen
Es war ein harter Einstieg in die Debatte um das Quartier 2020. Es hat sich gezeigt, dass es nicht so leicht ist, die Weichen für das Gelände zu stellen. Es werden also noch viele Diskussionen über die inhaltliche Ausgestaltung dieses neuen Viertels nötig werden. Ein Anfang ist gemacht.