Auf großes Interesse stieß die Informationsveranstaltung der Gemeinde Gottmadingen im Rathaus zum Thema Nutzung des 2021 entstehenden freien Areals von 20 000 Quadratmetern bebaubarer Fläche durch den Umzug der Eichendorffschule. Etwa 80 Gäste waren gekommen.
Bürgermeister Michael Klinger zur Begrüßung: „Wir wollen ein Quartier für alle schaffen.“ Die Bürgerschaft ist aufgerufen, sich an der Ideenentwicklung zu beteiligen. Unterstützt wird das Vorhaben mit Erfahrungen in der Entwicklung von Prozessen besonders im Bereich Bürgerbeteiligung von der translake GmbH Konstanz, die auch grenzüberschreitende Kooperationen in der internationalen Bodenseeregion begleitet.
Schaffung von Wohnraum für Senioren
Eine Möglichkeit der Nutzung des Areals mit der Schaffung von Seniorenwohnraum wurde am Informationsabend mit Impulsvorträgen vorgestellt. Dazu waren Ulla Schaich vom Altenhilfezentrum Gerlingen gGmbH sowie in Vertretung der Baugenossenschaft Überlingen zum Thema Clusterwohnen, Hanna Kasper von der translake GmbH eingeladen.
„Verschiedene Konzepte und Wohnformen stehen in Überlegung vieler Gemeinden, um Altersarmut und Alterseinsamkeit zu begegnen“, so Martin Kistler, „auch wir in Gottmadingen wollen uns darüber Gedanken machen.“ Wichtig für die Senioren ist dabei, ein selbstbestimmtes Leben mit der Möglichkeit zur Pflege führen zu können sowie eine Verbindung zwischen Alt und Jung zu halten.
WGs und einzelne Mitwohnungen
In den vorgestellten Wohngemeinschaften (WG) vom Annemarie-Griesinger-Haus Gerlingen als auch dem Quartier von Überlingen wurde dieser Gedanke weitgehend umgesetzt. An den vorgestellten Beispielen der Wohnformen sind sich diese WGs ähnlich der bekannten Studenten-WGs vorzustellen: die Wohnräume sind privat anzumieten, jeder Bewohner hat seinen eigenen Bereich, zum Teil ein eigenes Bad sowie eine eigene Küchenzeile, teils eine gemeinsame Küche sowie einen gemeinsamen Aufenthalts- und Wohnraum.
Auch barrierefreie, einzeln bewohnbare Mietwohnungen stehen zur Verfügung. Dazu ist jeder für eventuell notwendige Pflege sowie Sauberkeit im Wohnbereich selbst verantwortlich, ungelernte Präsenzdienste sind Tag und Nacht verfügbar. Es wird auf die Zusammenarbeit mit Angehörigen gesetzt. Somit wurden Wohnmöglichkeiten in WGs für Menschen mit Demenz, junge Pflegebedürftige sowie allein stehende Senioren geschaffen und das Konzept von Jung und Alt umgesetzt.
Problem: Finanzierbarkeit
Was bleibt sind Fragen zur Finanzierbarkeit, Pflegedienstleistungen sowie der Möglichkeit, solch einen Platz im Quartier zu erlangen. Bei Wohnflächen von 65 bis 80 Quadratmetern bewegen sich die Mietpreise je nach Mietspiegel der jeweiligen Gemeinden zwischen 8 Euro und etwa 13 Euro pro Quadratmeter.
Am Beispiel von Gerlingen beträgt der Eigenanteil der Bewohner einschließlich Mietvertrag und Präsenzvertrag 2300 Euro bis 2800 Euro. Die 2018 festgestellte durchschnittliche Rente in Baden-Württemberg beträgt für Männer etwa 1260 Euro, für Frauen 700 Euro, die Pflegesätze, je nach Pflegegrad, etwa 700 Euro bis 2000 Euro. Als Fazit der Informationsveranstaltung bleibt der Gedanke: Es ist ein löbliches Projekt der Gemeinde Gottmadingen mit der Notwendigkeit von viel sozialem Fingerspitzengefühl.
Info
Ab 2021 steht der Gemeinde Gottmadingen ein 20 000 Quadratmeter großes Areal zur Verfügung, über dessen Nutzung gemeinsam mit der Bürgerschaft nachgedacht werden soll.
Im Vorfeld fanden schon einige Veranstaltungen statt: ein Nachbarschaftsspaziergang, Exkursionen zu Wohnformen im Alter, eine Bürgerwerkstatt sowie die Möglichkeit zum Informationsaustausch im „Eichendorff-Café“. Fragen zum Thema konnten im Anschluss an die Informationsveranstaltung in offener Runde mit Bürgermeister Michael Klinger sowie den Vortragenden diskutiert werden.