Es ist so etwas wie der Kornkreis 2.0 – aber wo beim klassischen Kornkreis die Pflanzen flachgedrückt werden, sät Stefanie Fahr einfach mehrere Sorten. Die Idee dahinter: Auf einer bestimmten Fläche soll ein erkennbares Bild entstehen, das nicht unbedingt nach einem Kreis aussieht. Denn die verschiedenen Pflanzen blühen in verschiedenen Farben. Das Bild, das dadurch buchstäblich aus dem Boden wächst, bleibt für viele Wochen sichtbar – allerdings wegen des großen Formats praktisch nur aus der Luft.
Stefanie Fahr geht es dabei aber nicht allein um die Optik, sondern um Werbung. Damit will sie Geld verdienen. Drei Firmenlogos hat sie schon rund um Gottmadingen aufblühen lassen. Das geschieht derzeit auf Flächen, die zum landwirtschaftlichen Hof ihrer Familie gehören – gewissermaßen als Testlauf. Die Lebensmittelproduktion leidet darunter nicht, betont Fahr. Die blühenden Bilder pflanzt sie als Zwischenkultur an, also in der Zeit zwischen den eigentlichen Nutzpflanzen.
Zwischenkulturen nutzen Landwirte zur Bodenverbesserung. Sie werden unter den Ackerboden gepflügt und dienen praktisch als natürlicher Dünger. Senf und Phacelia sind solche Pflanzen. Sie blühen gelb und bläulich, Fahr setzt sie auf einem Feld am Autobahnende bei Gottmadingen ein. Im Winter sind die Bilder dann entsprechend nicht zu sehen.

Der Bezug zur Landwirtschaft kommt bei der 29-Jährigen von der eigenen Kindheit auf dem elterlichen Hof. Doch für die großformatigen Unternehmenslogos braucht es auch moderne Technik. Um die Pflanzen präzise auszusäen, nutze sie einen Traktor mit GPS-Steuerung: „Der kann auch rechte Winkel machen“, erzählt sie. Bislang konnte sie all diese Ausstattung vom Hof ihrer Familie ausleihen. Sollte sich ihre Geschäftsidee ausbreiten, könnte sie sich auch vorstellen, Flächen von anderen Landwirten dafür zu mieten.
Berufliche Verbindung auch zur Technik
Zu Technik hat Stefanie Fahr auch eine berufliche Verbindung. Denn sie hat Maschinenbau studiert und arbeitet bei einer Industriefirma. Ihr Bruder und ihr Vater bewirtschaften den Birkenhof bei Gottmadingen mit Milchkühen und Ackerland, wie sie erzählt. Doch für die ganze Familie werfe die Landwirtschaft nicht genügend ab. Stefanie Fahr schlug eine andere Richtung ein. Mit den großformatigen Firmenlogos, die man nur aus der Luft sehen kann, will sie sich ein weiteres Standbein aufbauen.
So ganz selbst erfunden sei die Idee allerdings nicht, sagt Fahr auch. Sie habe schon länger nach einer Idee für die Selbstständigkeit gesucht und sei dann darauf gestoßen, dass man mit unterschiedlich blühenden Pflanzen ein Bild auf einen Acker malen kann: „Da gab es zum Beispiel Heiratsanträge.“ Und auch mit der Selbstständigkeit kennt sie sich aus. So habe sie schon einmal einen Online-Shop für Babykleidung betrieben.
Was bringt so ein Logo überhaupt?
Doch eine Frage bleibt: Was kann ein Unternehmen damit anfangen, wenn das Logo nur aus der Luft zu erkennen ist? „Es ist so gedacht, dass die Unternehmen Luftbilder davon nutzen“, sagt Stefanie Fahr. Die nehme sie mit einer Drohne auf. Den optischen Reiz hat man auch bei der Sparkasse Engen-Gottmadingen gesehen: „Wir fanden die Idee witzig und haben einfach mal mitgemacht“, sagt Frank Lammering, Vorstandsmitglied der Sparkasse Engen-Gottmadingen. Deswegen ist in einem Feld in der Nähe von Gottmadingen nun auch das Sparkassen-Logo zu sehen.
Für das Unternehmen sei das eine ganz andere Art der Optik gewesen. Dafür habe man sich an den Kosten für das Saatgut beteiligt, so wie es auch Stefanie Fahr erklärt. Wie die Sparkasse die Bilder nutzen möchte, sei aber noch nicht klar, erklärt Frank Lammering. Doch er hat schon weitere Ideen für Logos auf einem Feld – etwa zu einem bestimmten Anlass das Logo einer Stadt oder eine Reihe kleinerer Erkennungszeichen von Firmen anzupflanzen.