Der Aufprall geht durch Mark und Bein. Nach der Wende an der oberen Kante ist einer der Jugendlichen mit den Knien hart auf dem Blech der neuen Halfpipe gelandet. Die ungeübten Zuschauer zucken gleichzeitig zusammen. „Das gehört dazu“, sagt Jonathan Schmidt Fernandez. „Die Stürze sehen gefährlich aus, gehören aber zu den Tricks.“ Weil die neue Anlage nun offiziell freigegeben wird, sind Bürgermeister Michael Klinger, Heinz-Dieter Restle vom Bauamt und Martin Rauwolf (Soziales) zur Fahrkantine gekommen. Sie wollen sehen, ob das Geld, das sie für die Halfpipe ausgegeben haben, gut investiert ist.

„Wenn ich das sehe, weiß ich, dass wir alles richtig gemacht haben“, freut sich Michael Klinger. In seinem Wahlkampf hätten die Jugendlichen den Wunsch nach einer Halfpipe zum ersten Mal geäußert. Später in der Fahrkantine, bei der Jugendbeteiligung, war es wieder Thema. Grund genug für den Gemeinderat, die finanziellen Mittel dafür freizugeben.

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„Knapp 40.000 Euro hat die Anlage gekostet“, sagt Heinz-Dieter Restle. Das habe sich auf jeden Fall gelohnt, sagt Jonathan Schmidt Fernandez. Er erlebt Kinder und Jugendliche an der Halfpipe aller Altersstufen, wie sie respektvoll miteinander umgehen. Gedrängelt wird nicht. Egal, wer gerade auf der Anlage ist, die andern warten. „Die Jüngeren zeigen den Älteren Tricks“, sagt der Jugendpfleger Schmidt Fernandez. „Wir haben hier einen sehr schönen Sozialraum.“

Besondere Ideen für Kopfschutz

Weil Helme nicht nur Pflicht, sondern auch Kult sind, lassen sich die jungen Akrobaten etwas besonders für ihren Kopfschutz einfallen. Einer hat einen Oktopus aufmontiert. Ein anderer Junge fährt mit einem Löwen auf dem Helm die steilen Kurven. Florian Strigl (Flo) ist extra aus Singen gekommen, um seine Tricks auf der neuen Halfpipe zu üben. Der Skaterpool im Singener Münchriedgelände ist ihm nicht spannend genug, weil es nach den Hindernissen nur weiter geradeaus geht. Auf der Halfpipe kann er mit seinem Scooter raffinierte 180-Grad-Drehungen in der Luft vollführen. Danach landet er auf den Knien, was den eingangs erwähnten Knall verursacht. Die Knie sind gut geschützt durch sogenannte Killerpads. „Das sind extra dicke Knieschoner, mit besonders großen Polstern drin“, erklärt einer der Jungs. „Ich hab‘ mich schon gewundert, warum die so fett sind“, sagt Paul, der zugehört den Älteren hat.

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Die Jungs – Mädchen sind zumindest bei der offiziellen Freigabe der Halfpipe nicht anwesend – schildern, was man für so ein Sportgerät ausgeben kann. Ab 80 Euro gibt es nach oben keine Grenzen. Je leichter der Scooter, umso teurer ist er. Inliners oder Skateboards sind kaum vertreten. Im Moment seien die Scooter total in, weiß der Schmidt Fernandez.

Das nächste Angebot für die Jugendlichen

„Das ist nach dem Dirt-Track unser zweites Angebot an die Jugendlichen in der Gemeinde“, sagt Heinz-Dieter Restle. In vielen Gemeinden fehlen Freizeitangebote für Jugendliche ab zwölf Jahren. Die wissen dann nicht, wo sie sich treffen sollen. Das war auch in Gottmadingen so. Deshalb beschloss der Gemeinderat diese beiden Projekte zu realisieren. Überhaupt soll die nachwachsende Generation in der Gemeinde gehört werden, weshalb die Jugendbeteiligung ernstgenommen wird. Während die jungen Leute beim Bau des Dirt-Tracks selber Hand anlegen konnten, war das bei der Halfpipe nicht möglich. Allerdings konnten sie ihre Anregungen in die Planung einfließen lassen. So wurden die kleineren Rampen versetzt, um den Anfahrtswinkel zu verbessern. Das Gelände musste zunächst neu asphaltiert werden, bevor die Elemente aufgestellt werden konnten.

Auch darüber freuen sich die Gottmadinger Jugendlichen: Im Dirt Track im Wiesental in Gottmadingen zeigen die Biker ihr Können.
Auch darüber freuen sich die Gottmadinger Jugendlichen: Im Dirt Track im Wiesental in Gottmadingen zeigen die Biker ihr Können.

Wie sehr die Jugendlichen ihre neue Anlage lieben, zeigt sich daran, dass sie Handtücher mitbringen, um die Bahn zu trocknen. Oder einen Baustrahler aufstellen, um am Abend länger fahren zu können. Wer diesen Sport nicht ausübt, erzittert vor den atemberaubenden Sprüngen und spektakulären Stürzen. Aber die sind genauso trainiert wie die Tricks. Ein Junge habe einen Trick 63 Mal hintereinander wiederholt, erzählt Jonathan Schmidt Fernandez. Weil das gefilmt wurde, konnte man das genau nachvollziehen. Schmidt Fernandez freut sich über so eine Hartnäckigkeit und Ausdauer. Das sind Tugenden, die im Erwachsenenleben eine große Rolle spielen werden. „Großartig finde ich aber, dass hier alle aufeinander aufpassen“, sagt der Jugendpfleger. Das kommt der Gesellschaft zugute.