Mit dem Förderbescheid des Bundes für das Wärmenetz Hilzingen ist der Weg frei für das derzeit größte Projekt zur Wärmewende im Landkreis Konstanz. Das Singener Unternehmen Solarcomplex investiert rund 15 Millionen Euro in den Bau einer Heizzentrale mit Hackschnitzelkessel sowie die Erweiterung des bisherigen Netzes um gut 13 Kilometer. Zukünftig werden rund 300 Gebäude, darunter viele Großabnehmer, mit regenerativer Wärme versorgt. Mit dem Spatenstich fiel in der vergangenen Woche der Startschuss.

Die Nachricht dürfte viele Hauseigentümer erleichtert haben, die an das Wärmenetz anschließen wollen, schließlich müssen sie planen. Ursprünglich hätten bereits im kommenden Herbst die ersten Anwesen mit regenerativer Wärme versorgt werden sollen. Dann aber informierte Solarcomplex vor Kurzem, dass das Vorhaben um ein Jahr aufgeschoben werden müsse. Denn der lang erwartete Förderbescheid, von dem Solarcomplex die Realisierung des Vorhabens abhängig machte, ließ auf sich warten. Keine der zuständigen Behörden wusste, wann man damit rechnen konnte. Damit hatte die Firma keinerlei Planungssicherheit mehr.

„Wir mussten die Reißleine ziehen, um Klarheit für die Kunden und die in den Bau involvierten Firmen zu schaffen“, so Solarcomplex-Geschäftsführer Bene Müller. Ein derartiges Groß-Projekt könne man nicht angehen, wenn ein erheblicher Teil der Finanzierung nicht stehe.

Inzwischen die Förderbewilligung vor. „Wir haben lange gewartet, gezittert und viele Briefe in Richtung Berlin geschickt“, fasste rückblickend Bürgermeister Holger Mayer die Unterstützung der Gemeindeverwaltung zusammen: „Jetzt können wir loslegen.“ Der ursprüngliche Zeitplan lasse sich zwar nicht mehr einhalten, die Verzögerung sei aber nicht mehr so groß wie zunächst befürchtet.

In den Nahwärmenetzen sieht das Bürgerunternehmen Solarcomplex großes Zukunftspotential. Bereits zwölf Netze wurden in Betrieb genommen ...
In den Nahwärmenetzen sieht das Bürgerunternehmen Solarcomplex großes Zukunftspotential. Bereits zwölf Netze wurden in Betrieb genommen – wie hier in Bonndorf. | Bild: SK-Archiv

Rund 6 Millionen Euro öffentliche Mittel werden für den Bau des aktuell kreisweit größten regenerativen Wärmenetzes zugeschossen. Müller, der in diesem Zusammenhang genauso wie der Rathaus-Chef im Mai auch harsche Kritik an den zuständigen Stellen insbesondere im Bund geäußert hatte, machte deutlich, was für eine Bedeutung das Ende der bisherigen Hängepartie habe: „Die Wärmewende kommt mit dem Projekt einen großen Schritt voran. In zwei Jahren ist ein mittelgroßer Ort weitgehend mit regenerativer Energie versorgt.“

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Müller stellte klar, dass weitere Anschlüsse an das Wärmenetz auch später noch möglich sein werden. Das Ziel von Solarcomplex sei es, eine Vollversorgung des Hilzinger Kernorts umzusetzen.

Ziel ist regenerative Wärmeversorgung

Einen Teil der Wärme wird weiterhin die Abwärme der Biogas-Anlage der Familie Rüede in Ebringen liefern. Weil bisher aber nur 40 Gebäude am Netz hängen, künftig dann mindestens 300, braucht man bereits für die Mittellast zusätzliche Energieträger. Die werden zwei Hackschnitzel-Heizkessel liefern. Die bisherige fossile Wärmequelle Erdgas für die Spitzenlast will Solarcomplex möglichst nicht mehr in Anspruch nehmen, sondern die Kunden rein regenerativ versorgen.