Die Resonanz auf Informationsveranstaltung in Hilzingen zur Anmietung des Hotels „Am Kellhof“ war so groß, dass noch kurz vor Veranstaltungsbeginn die Bestuhlung in der Hegauhalle erweitert werden musste. Viele Menschen waren gekommen, um sich über die Umwidmung des Hotels zur Flüchtlingsunterkunft zu informieren. Dabei war von Beginn an eine skeptische, kritische Haltung der Anwesenden zu spüren, die sich im weiteren Verlauf bestätigen sollte.

Neben Bürgermeister Holger Mayer und Rechnungsamtsleiter Stefan Mattes standen mit Monika Brumm, im Landratsamt für den Bereich Migration und Integration zuständig, sowie Martina Lohr, Regionalleiterin des Sozialen Dienstes für Singen und Hegau, auch Vertreterinnen des Landratsamts Konstanz den Bürgern Rede und Antwort. In seinen einleitenden Worten umriss der Hilzinger Bürgermeister das Thema: Die Gemeinde Hilzingen will das Hotel „Am Kellhof“ anmieten, um es an den Kreis zu verpachten, der es zu einer Gemeinschaftsunterkunft für Flüchtlinge umbauen will.

Kostspieliger Umbau zur Flüchtlingsunterkunft

Dies soll – wie Bürgermeister Mayer ausführte – helfen, die Quote zur Unterbringung von Flüchtlingen zu erfüllen. Derzeit verfehle Hilzingen die Quote um 45 Plätze. Wohnungen oder Häuser zur Unterbringung der Geflüchteten seien im Ort nicht mehr zu finden. Im Kellhof könnten – je nach Kapazitäten nach dem Umbau – zwischen 65 und 75 Personen untergebracht werden. Die Umbaukosten werden mit etwa 100.000 Euro veranschlagt, bezahlt werden sollen sie vom Landkreis. Die Kosten der Anmietung waren bereits im Kreistag ein Thema. Dabei wurde deutlich: Der Mietpreis für das Gebäude des Kellhofs beträgt 11.500 Euro im Monat oder 138.000 Euro im Jahr.

Geht es aber nach dem Willen des Landkreis Konstanz und der Gemeinde Hilzingen, könnten im Hotel „Am Kellhof“ bis zu siebzig ...
Geht es aber nach dem Willen des Landkreis Konstanz und der Gemeinde Hilzingen, könnten im Hotel „Am Kellhof“ bis zu siebzig Geflüchtete Obdach finden. | Bild: Ingeborg Meier

Günter Häringer aus Hilzingen eröffnete die Bürgerfragerunde und erhielt viel Applaus für sein Bedauern darüber, dass dann Übernachten in Hilzingen nicht mehr möglich sei und auch das gastronomische Angebot durch den Wegfall des Restaurants stark eingeschränkt werde. Mayer entgegnete, dass ihm das durchaus bewusst sei und er das auch bedauere, doch letztendlich sei dies die freiwillige und alleinige Entscheidung der Inhaber gewesen, die ihr Hotel ja auch hätten weiterführen können.

Warum das Projekt so spät öffentlich wurde

Sabine Brachat hakte dazu nach und monierte am Ablauf, dass die Bevölkerung gar nicht beziehungsweise zu spät am Entscheidungsfindungsprozess beteiligt worden sei und man quasi nun vor vollendeten Tatsachen stehe. Bürgermeister Holger Mayer antwortete dazu, dass er den Unmut verstehe, doch bitte er um Verständnis dafür, dass im Gegensatz zum Bau einer Leichtbauhalle oder eines Containerdorfs, wo alles in Gemeindehand sei und damit von Anfang an öffentlich gemacht werden könne, dies bei Verträgen mit Privatpersonen eben nicht der Fall sei.

Die Anmietung des Kellhofs soll – wie Bürgermeister Mayer ausführte – helfen, die Quote zur Unterbringung von Flüchtlingen ...
Die Anmietung des Kellhofs soll – wie Bürgermeister Mayer ausführte – helfen, die Quote zur Unterbringung von Flüchtlingen zu erfüllen. | Bild: Gemeinde Hilzingen

Er habe erst an die Öffentlichkeit gehen können, nachdem der Inhaber verbindlich zugesagt habe. Es sei auch darum gegangen, die beteiligten Privatpersonen zu schützen.

Thema Sicherheit bewegt die Bürger

Das sich anschließende Thema Sicherheit bewegte die Anwesenden am stärksten, wobei die Forderung nach Sicherheitskräften viel Beifall erhielt. Rund um die Uhr sollte die Unterkunft geschützt werden. Amtsleiterin Brumm erklärte, dass sie den Anwesenden zwar ihre Skepsis und Angst nicht nehmen könne, doch könne sie aus der bisherigen Erfahrung im Landkreis berichten, dass es bislang nie notwendig gewesen sei, Sicherheitspersonal rund um die Uhr einzusetzen. Dies belegte sie dann auch mit einer Reihe statistischer Zahlen, etwa zu den Straftaten im Landkreis Konstanz.

Der Bürgermeister verwies darauf, dass nicht sofort 70 Personen einziehen, sondern erst nach und nach die Geflüchteten im Kellhof untergebracht würden. Boran Al Yousef vom Integrationsteam in Hilzingen merkte zum Thema Sicherheit an, dass sie aus ihrer Erfahrung sagen könne, dass es in den vergangenen Jahren keine gravierenden Probleme gegeben habe – auch nicht in Häusern, wo nur männliche Flüchtlinge wohnten.

Man dürfe nicht vergessen, dass viele von ihnen traumatische Kriegserlebnisse erlebt hätten und viele ohne ihre Familien hier seien. Für die Geflüchteten gestalte sich die Situation in einem fremden Land schwierig, denn auch sie seien nur ganz normale Menschen mit ihren Sorgen und Ängsten.

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Ehrhardt Geske vom Sportvereins Hilzingen merkte kritisch an, dass zwar versucht werde, die Geflüchteten in den Vereinen zu integrieren, doch das gelinge leider – in erster Linie aufgrund der Sprachbarriere – viel zu selten. Martina Lohr vom Sozialdienst bestätigte dies auch für andere Gemeinden. Bedauerlich sei, dass die Sprachkurse derzeit stark belegt und die notwendigen Kapazitäten einfach nicht vorhanden seien.

Die politischen Entscheidungen zur Unterbringung sind bereits getroffen: Gemeinderat und Kreistag haben zugestimmt.