Herr Metzler, Sie waren bis April 2020 Bürgermeister in Hilzingen. Was machen Sie aktuell?

Seit einem Monat bin ich Geschäftsführer der neu gegründeten Verwaltungsgemeinschaft der Kirchengemeinden im Dekanat Zollern. Die Position wurde im Rahmen des Projekts Kirchenentwicklung 2030 in der Erzdiözese Freiburg geschaffen. Mein Dienstsitz ist jetzt in Hechingen auf der Zollernalb.

Können Sie kurz erklären, was man sich unter dem Projekt Kirchenentwicklung 2030 vorstellen kann?

Ziel von Erzbischof Stephan Burger ist die Entlastung des pastoralen, seelsorgerischen Bereichs. Zum Einen durch eine starke Mitarbeit vieler Ehrenamtlicher, vor allem aber durch die Ausgliederung der Verwaltungsaufgaben. Die Verwaltung bleibt jedoch nach wie vor dem kirchlichen Amtsträger, dem Pfarrer oder Dekan unterstellt. Dazu sollen die 2015 gebildeten Kirchengemeinden 2025 zu noch größeren Einheiten zusammengefasst werden, zur sogenannten „Pfarrei neu“. Diese geplanten großen Pfarreien sind für bis zu 50.000 Katholiken zuständig. In Städten wie Karlsruhe oder Konstanz wird es dann nur noch eine einzige Pfarrei geben. Die ländlichen Kirchengemeinden sollen entsprechend fusionieren.

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Was ist innerhalb dieses Großprojekts Ihre Aufgabe?

Wie gesagt, ich bin Geschäftsführer der Verwaltungsgemeinschaft der Kirchengemeinden im Dekanat Zollern, aus der 2025 die Pfarrei Zollern werden soll. Die neu gegründete Verwaltungsgemeinschaft ist ein Pilotprojekt – eines von insgesamt fünf derartigen im Erzbistum im Rahmen der Kirchenentwicklung 2030. Neue Strukturen im Bereich Verwaltung sollen hier geschaffen werden. Die Verwaltungsgemeinschaft besteht aus den bisherigen fünf Kirchengemeinden Bisingen-Grosselfingen-Rangendingen, Burladingen-Jungingen, Empfingen-Dießener Tal, Eyachtal-Haigerloch und Hechingen. Sie umfasst 38 Pfarreien mit 36.000 Katholiken.

Zu meinem Zuständigkeitsbereich gehören 65 Kirchen, 140 sonstige Gebäude und 18 Kindergärten. Ich bin der Dienstvorgesetzte von 450 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Erzbistums – Erzieherinnen und Erzieher, Messner, Verwaltungsangestellte. Die anderen vier Pilotprojekte im Bereich Verwaltung in der Erzdiözese Freiburg umfassen nicht wie hier fünf, sondern nur eine oder zwei Kirchengemeinden. In all diesen Pilotprojekten sollen gemeinsam mit den betreffenden Verrechnungsstellen der katholischen Kirche und den jeweiligen Pfarrern die Verwaltungsstrukturen und -grundlagen für die künftigen neuen großen Pfarreien erarbeitet werden.

Sie haben vor vier Wochen in Hechingen angefangen. Wie sieht gerade ein Arbeitstag bei Ihnen aus?

Aktuell bin ich dabei, mich intensiv einzuarbeiten. Ich mache mich mit allem vertraut, schaue mir alles an, lasse mich über die Abläufe und Vorgänge informieren und spreche ausführlich mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern über ihre Aufgabengebiete. Ich versuche so, eine Struktur abzuleiten, die hier funktioniert, aber auch in allen anderen zukünftigen „Pfarreien Neu“ funktionieren kann. Genau darin liegt die größte Herausforderung. Zusammen mit dem verantwortlichen Dekan Michael Knaus und Martin Briem, dem Leiter der Verrechnungsstelle Hechingen, die beide großen Anteil an diesem Projekt haben, kann das auch gelingen!

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Die Kirchengemeinden Aachtal, Gottmadingen, Hohenstoffeln-Hilzingen, Mittlerer und Oberer Hegau und Tengen sollen sich 2025 zur Pfarrei Hegau zusammenfinden, so zumindest die aktuelle Konzeption. Das bedeutet große Veränderungen für 39 Pfarreien und knapp 49.000 Katholiken. Sollen die verwaltungstechnischen Rahmenbedingungen, die Sie in ihrer neuen Position erarbeiten werden, dann schlussendlich auch für die Pfarrei Hegau gelten?

Ja, genau! Wie oben beschrieben, entwickeln wir in den Pilotprojekten diese Voraussetzungen.

Dann kann man also sagen, dass Sie in ihrer jetzigen Tätigkeit auch die Zukunft der katholischen Kirche im Hegau mitgestalten?

Sicherlich ja. Aber wir schaffen nur die Voraussetzungen für funktionierende Verwaltungsprozesse an der für jede Katholikin und jeden Katholiken wichtigen Basis vor Ort. Kirche ist aber so viel mehr! Insbesondere die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen soll damit unterstützt werden, aber vor allem soll der Pfarrer wieder Zeit für die Seelsorge haben. Das ist der zentrale Punkt unserer Arbeit im Projekt und der zentrale Gedanke von Erzbischof Stephan Burger.

Abschließend dann noch eine Frage: Wie gefällt Ihnen Ihre neue Aufgabe?

So etwas Weitreichendes mitgestalten zu dürfen, finde ich unglaublich interessant. Es ist für mich auch eine riesige Herausforderung. Ich freue mich auf die nächsten Jahre.

Zu Person und Projekt

  • Rupert Metzler stammt aus Limpach im Deggenhausertal. Das Gymnasium absolvierte er in Markdorf. Zwanzig Jahre lang führte der studierte Betriebswirt den elterlichen Handelsbetrieb. 2012 wurde er zum Bürgermeister in Hilzingen gewählt. Neun Monate vor dem Auslaufen seiner ersten Amtszeit im April 2020 gab Rupert Metzler bekannt, dass er sich kein zweites Mal um den Chefsessel im Rathaus bewerben wolle. Nach einer Tätigkeit als Kommunalberater für Digitalisierung und Breitbandausbau ist er nun der Geschäftsführer der neu geschaffenen Verwaltungsgemeinschaft der Kirchengemeinden im Dekanat Zollern, das zur Erzdiözese Freiburg gehört. Sitz des Dekanats ist in Hechingen, Dekan ist seit 1. August Pfarrer Michael Knaus. Metzler ist verheiratet und Vater von drei Kindern. Er lebt mit seiner Familie im Gottmadinger Ortsteil Bietingen, ist Mitglied des Pfarrgemeinderates und Stiftungsrat der Kirchengemeinde Gottmadingen.
  • Das Projekt Kirchenentwicklung 2030 soll die komplette Organisation der katholischen Gemeinden im Bereich des Erzbistums Freiburg umkrempeln. Erzbischof Stephan Burger hat das Projekt angestoßen. Im Hintergrund des Reformprozesses steht unter anderem die Tatsache, dass es immer schwieriger wird, Pfarrer und pastorale Mitarbeiter zu finden. Gleichzeitig sinkt die Zahl der Gläubigen und damit auch das Aufkommen an Kirchensteuer. Um die seelsorgerische Arbeit zu gewährleisten, sollen daher im Rahmen der Kirchenentwicklung 2030 unter anderem Verwaltungsabläufe neu organisiert werden. Ein Teil davon ist die Schaffung von Großpfarreien, die bereits viele Katholiken in der Region beschäftigt. Doch zum Projekt gehört auch, die Kirche neu zu positionieren, unter anderem mit Leitfragen wie „Wer sind wir und was treibt uns? Warum sind wir gemeinsam Kirche und warum sollte das andere interessieren?“ , wie es auf der offiziellen Internetseite zum Projekt heißt. Ziel ist demnach eine „nachhaltige Kulturveränderung“. Bis 2022 soll das Konzept dazu stehen, danach die Transformation beginnen und ab 2025 sollen die Änderungen umgesetzt werden. Im Leitungsgremium des Projekts auf Diözesanebene sind aus der Region auch Matthias Zimmermann, Dekan des Dekanats Hegau, und der frühere Radolfzeller Münsterpfarrer Michael Hauser vertreten. (drm/eph)