Nicola M. Westphal

Frau Häussermann, wie war für Sie der erste Auftritt nach der Corona-Pause?

Oh, das war in Pforzheim, Open Air. Ich war so aufgeregt! Ich konnte die Nacht vorher nicht schlafen. Es ging ja nicht nur darum, mein Programm zu spielen, sondern die Ungewissheit: Wie reagieren die Leute? Wie ist die Stimmung bei all den Corona Regeln? Bekomme ich noch einen Draht zum Publikum, kann ich sie erreichen? Schließlich lebt so ein Live-Programm von der Interaktion zwischen Künstler und Publikum. Und als ich merkte, dass es noch funktioniert, war es ein unglaubliches Gefühl, wie Weihnachten, Ostern und Geburtstag zusammen.

Dass die Künstler und Veranstalter wieder arbeiten wollen, ist klar. Aber spüren Sie auch die Euphorie für Kultur beim Publikum?

Ja und Nein. Ich habe den Eindruck, dass die Leute sich wahnsinnig auf Kultur freuen. Dennoch spüre ich eine große Verunsicherung. Die Angst vor Corona, mit der die Menschen über die Medien täglich konfrontiert wurden und werden, hat sich in den Köpfen festgesetzt. Aber eines ist klar, alle Veranstalter setzen die Hygienevorschriften mehr als gewissenhaft um und keiner würde riskieren, dass er gegebenenfalls wieder schließen muss. Insofern ist man wahrscheinlich nirgendwo so sicher wie in den Kulturstätten.

In der Gems werden Sie im September mit ihrem Soloprogramm „Futschikato“ auftreten. Worum geht es da?

Futschikato habe ich schon vor Corona geschrieben, aber es passt erstaunlich gut in die Corona Zeit. Während der Pandemie hieß es immer, wie schön die Langsamkeit und Ruhe ist, dass man sie genießen soll. Ich bin aber der Meinung, dass man nicht permanent alles „wegatmen“ muss, sondern ruhig mal Wut und Ärger freien Lauf lassen darf. Und wie das geht, lernt man in Futschikato.

Wie viel von dem, was Sie auf der Bühne machen, entspringt Ihrem Alltag?

Ach, das ist gar nicht so wenig (lacht). Das wahre Leben ist tatsächlich die beste Vorlage für ein Kabarettprogramm. Ich werde aber nicht verraten, was in meinem Programm der Wirklichkeit entspricht und was nicht

Die Corona-Pause haben sie genutzt, um ein neues Programm zu schreiben, mit dem Titel „Supertina rettet die Welt – im Rahmen ihrer Möglichkeiten“.

Das stimmt, der Titel stand schon vor Corona fest. Vielleicht habe ich schon geahnt, was ich alles zu retten habe. Ich spiele momentan beide Programme parallel.

Wird es so, wie bei Ihren Auftritten als Duo „Zu Zweit“, mit Kollege Fabian Schläper, auch wieder musikalische Momente im Soloprogramm geben?

Unbedingt. Es gibt ebenso wortkabarettistische Elemente wie auch musikalische, mit Gesang am Flügel.

Sie standen auch mit den „Sisters of Comedy“ auf der Bühne. Was ist das Besondere an dieser Formation?

Das ist eine Show, bei der Frauen aus der deutschen Comedy-Szene in unterschiedlicher Formation auftreten. Ein Teil der Einnahmen gehen an lokale Frauenprojekte. Und es ist mir eine ganz große Ehre, dass die Singener Gems mich für den 8. November dieses Jahres als Patin und Moderatorin der Show angefragt hat.