Im vergangenen Jahr haben Sie Ihren ersten Literaturwettbewerb der Berliner Festspiele gewonnen. Wo waren Sie diesmal erfolgreich?

Dieses Jahr habe ich bei THEO, dem Berlin-Brandenburgischen Preis für Junge Literatur, teilgenommen und wurde als eine von 14 jungen Autoren aus ganz Deutschland ausgezeichnet.

Damals hatte Ihnen besonders gefallen, dass Sie Ihre Texte frei auswählen konnten. Wie war das diesmal?

Beim THEO war das Thema vorgegeben. Es hieß „Auf der anderen Seite“. So eine Vorgabe kann ein Anstoß für einen Text oder auch einschränkend sein. Mir hat das Thema gelegen und daraus ist die Parabel „Bruder Anders“ entstanden. Dabei geht es um den Gegensatz zwischen Erster und Dritter Welt. Bruder Anders steht dabei sinnbildlich für die Dritte Welt.

Was ist mit der Auszeichnung beim THEO verbunden?

Bereits stattgefunden hat eine Online-Sommerliteraturwoche mit Workshops, zu der alle Nominierten eingeladen waren. Die Gewinner treffen sich nun zur Preisverleihung in Berlin und tragen dort ihre Texte vor. Zur Vorbereitung nehmen wir an Trainings und Schreibwerkstätten teil. Ich freue mich schon sehr, die Beteiligten persönlich kennenzulernen. Letztes Jahr fand die Preisverleihung leider nur online statt.

Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Ich habe mit acht Jahren angefangen zu schreiben, während der Teenagerzeit ist es ein bisschen eingeschlafen. Mein Deutschlehrer Ulrich Stumpp hat mich dann wieder dazu inspiriert. Er hat mich sehr beeinflusst und ohne ihn hätte ich weder am ersten noch am zweiten Wettbewerb teilgenommen. Ihm gebe ich auch meine Texte zum Lesen. Für mich ist es wichtig, zu erfahren, was andere von meinen Texten halten. Denn manchmal hat man so einen Tunnelblick. Herr Stumpps Urteil oder auch das meiner Mutter ist mir da sehr wichtig.

Was inspiriert sie?

Ich schreibe jeden Tag, aber nicht mit dem Anspruch, dass jedes Mal ein richtiger Text rauskommt. Meine Texte entstehen meist intuitiv. Oftmals ist es ein Gedankenblitz. Dann entsteht der Text oft ganz von selbst. Natürlich bearbeite ich ihn noch mehrmals. Aktuell habe ich drei, vier Texte, mit denen ich noch nicht ganz zufrieden bin. Sie haben noch nicht das gewisse Etwas. Ich habe festgestellt, dass 90 Prozent meiner Texte gesellschaftskritisch sind.

Wie hat sich Ihr Schreiben im Laufe der Zeit verändert?

Ich merke, dass ich immer selbstkritischer werde und andere Ansprüche an mich stelle. Beim Wettbewerb im letzten Jahr sind die Entwürfe für die vier Texte jeweils in 15 Minuten entstanden. „Bruder Anders“ war wochenlange harte Arbeit und ist vom Niveau her ganz anders. Der Text ist sehr genau geschrieben.

Sie haben dieses Jahr Ihr Abitur gemacht. Wie ließ sich das mit dem Schreiben vereinbaren?

Während des Abiturs konnte ich mich schlecht aufs Schreiben konzentrieren. Die letzte Prüfung war erst zwei Tage vor dem Abiball und es herrschte bis dahin eine ständige Anspannung. Mir fällt es schwer zu schreiben, wenn mich etwas Anderes beschäftigt. Fürs Schreiben muss ich ganz bei mir sein.

Wie geht es jetzt für Sie weiter?

Eine Freundin und ich wollen für drei bis vier Monate nach Südostasien reisen. Da kann ich bestimmt viele Inspirationen sammeln. Danach will ich auf alle Fälle Philosophie studieren. Mich faszinieren das Infragestellen von Dingen, über die man sonst nicht nachdenkt, und die Klarheit in der Sprache der Philosophen. Philosophie und Literatur ergänzen sich gut. Die Übergänge sind da ziemlich fließend. Für ein Geschichtsstudium bräuchte ich Latein. Da weiß ich nicht, ob ich das machen möchte. Literaturwissenschaft wäre auch noch eine Möglichkeit. Ansonsten käme der Studiengang Literarisches Schreiben in Frage. Das kann man in Leipzig oder Hildesheim studieren. Allerdings kommen in Leipzig 600 Bewerber auf 20 Studienplätze, in Hildesheim sind es noch 300 Bewerber. Sollte es dort nicht klappen, würde ich am liebsten in Berlin an der Freien Universität studieren. Denn dort ist die Literaturszene konzentriert.

Wie schätzen Sie die Berufschancen als Schriftstellerin ein?

Wenn man so was studiert, muss man sich darüber im Klaren sein, dass es nichts ist, womit man viel Geld verdienen kann. Ein bisschen Angst habe ich schon davor, diesen Schritt auch mit diesem Risiko zu gehen. Es wäre schon cool, wenn es funktioniert. Das ist nur nichts, was man planen kann. Ich könnte mir sonst auch gut vorstellen, als Lektorin zu arbeiten. Auf alle Fälle möchte ich etwas mit Literatur machen.

Wo sehen Sie sich denn in zehn Jahren?

Mein Ziel wäre es, mit dem Schreiben Geld verdienen zu können. Es wäre schon mein Traum etwas Größeres, einen eigenen Roman zu veröffentlichen. Wichtig ist es, denke ich, stetig etwas zu veröffentlichen. Es ist jetzt nicht so, dass man in der Szene bekannt ist, nur weil man zwei Wettbewerbe gewonnen hat.