Hilzingen setzt für die Zukunft stark auf Wärmenetze. Und der Entwurf des kommunalen Wärmeplans bescheinigt der Gemeinde nicht nur, auf einem guten Weg zum Ziel Wärmeneutralität im Jahr 2040 zu sein. „Wir sind den in der Umsetzungsplanung priorisierten Maßnahmen bereits einen Schritt voraus“, freute sich Bürgermeister Holger Mayer während der Vorstellung des Planwerks durch Jonathan Stephan der Planungsfirma Endura Kommunal jüngst auf der Sitzung des technischen und Umweltausschusses.
Im Wärmeplan-Entwurf wird als wichtigste Maßnahme der Ausbau von bestehenden Wärmenetzen genannt. In der Gemeinde gibt es in vier Ortsteilen Wärmenetze, die aktuell 330 Häuser versorgen. Drei davon werden von der Firma Solarkomplex betrieben, jene in Binningen von einem Landwirt. Bald strömt die Wärme aus den Netzen in 250 weitere Anwesen. Denn in Hilzingen ist jüngst der Startschuss für die Erweiterung der Wärmeleitungen um 13 Kilometer und den Bau einer Heizzentrale gefallen. In Binningen wird das Netz ebenfalls erweitert.
Aufwendige Ausschreibungsverfahren bremsen Gemeinde aus
Aber so ganz glücklich, wie die Situation auf den ersten Blick aussieht, ist sie nicht. Derzeit wird der Großteil der Wärme, die in den Leitungen fließt, in Biogas-Anlagen erzeugt. Es ist das Nebenprodukt der Abwärme, das die Wohnungen kuschlig warm macht. Kernpunkt der Biogas-Anlagen ist jedoch die Stromerzeugung. Viele der bisherigen Verträge laufen da gerade aus, für eine Erneuerung zu aktuellen Konditionen müssen die Landwirte an einem aufwendigen Ausschreibungsverfahren teilnehmen. So mancher weiß nicht, ob er seine Anlage in Zukunft überhaupt noch wirtschaftlich betreiben kann oder ob er hinwerfen muss, wie in der Sitzung deutlich wurde. „Politisch tut man alles, um Biogas-Anlagen abzustellen oder zumindest in der Leistung zu reduzieren“, erklärte Ratsmitglied Michael Jäckle (FW), Miteigentümer einer Biogas-Anlage in Dietlishof.
Damit wäre der Energieträger für so manches Wärmenetz infrage gestellt. Etwas entspannter sei die Lage seit acht Wochen, erklärte im Nachgang der Beratung Lisa Dufner dem SÜDKURIER. „Die Politik hat scheinbar die Bedeutung von Biogas-Anlagen für die Wärmewende erkannt“, so die Endura-Mitarbeiterin. Es sei eine Förderung angekündigt, die Details aber noch nicht klar. „Im Moment ist wieder Hoffnung in der Branche.“
Für den Ortsteil Binningen gab der Biogas-Anlagen- und dortige Netzbetreiber, Ratsherr Marius Sailer (CDU), bereits bis 2036 Entwarnung: Er hat neue Verträge. Der Betreiber der Anlage in Schlatt am Randen ist noch mitten im Ausschreibungsverfahren.
Von einem können die Kunden nach den Worten von Bürgermeister Holger Mayer aber mit Sicherheit ausgehen: Die Infrastruktur ist vorhanden, die Wärmenetze werden auf jeden Fall weiter betrieben werden. Wenn nötig, dann eben mit einem anderen Energieträger. Solarcomplex befasse sich vorsichtshalber prinzipiell schon mit dieser Frage und untersuche mögliche Alternativen.
Auch der Weg hin zu Freiflächenphotovoltaik-Anlagen ist holpriger als gedacht, wurde bei der Sitzung deutlich. Denn auch der Bau von Solarparks auf der Gemarkung geht nicht im erhofften Tempo voran. Der Gemeinderat hat die Fläche dafür im vergangenen Jahr nach einer von ihm in Auftrag gegebenen Analyse auf zehn Hektar begrenzt. Dafür gibt schon seit längerem zwei konkrete Projektanfragen. Die Umsetzung lässt aber noch auf sich warten. Scheinbar sind die Stromleitungen und der Netzanschluss- nicht darauf ausgerichtet. Es sei die Frage, ob der Netzanschluss überhaupt möglich sei, so der Bürgermeister.
Stark aufgestellt ist Hilzingen dafür im Bereich von Photovoltaikanlagen auf kommunalen Dächern. Kürzlich sei als zehnte Anlage auf einer Liegenschaft der Gemeinde die PV auf dem Dach der Peter-Thumb-Gemeinschaftsschule in Betrieb gegangen, zählte Mayer auf.