Es war eine grausame Tat, die Anfang des Jahres viele Menschen in Hohenfels und darüber hinaus erschüttert hat, als im Ortsteil Liggersdorf ein 46-Jähriger getötet worden ist und seine beiden Söhne (neun und 13 Jahre) lebensgefährlich verletzt worden sind.
Am Landgericht Konstanz war am Mittwoch der erste von neun Prozesstagen gegen den mittlerweile 36-jährigen Angeklagten mit rumänischer Staatsbürgerschaft – und noch immer bleiben viele Fragen offen, unter anderem zum Motiv des Mannes, der sich nach der Tat selbst mit einem Messer verletzt haben soll.

Angeklagt ist er wegen Mordes, versuchten Mordes und gefährlicher Körperverletzung in zwei Fällen. Er soll das Wohnhaus seines ehemaligen Arbeitgebers erst ausspioniert und dann mit einem Schal maskiert ins Gebäude eingedrungen sein. Wie die Staatsanwaltschaft vermutet: aus Habgier. Dabei sei der 36-Jährige auf die beiden Söhne des ehemaligen Arbeitgebers getroffen und soll ihnen mit einem Beil schwere Kopfverletzungen zugefügt haben. Auch den 46-jährigen Vater soll er mit dem Beil durch zahlreiche Schläge auf den Kopf getötet haben.
Angeklagter entschuldigt sich bei 13-Jährigem
Der 36-jährige Angeklagte schweigt bisher zu seinen Taten, sagte aber mit Hilfe einer Dolmetscherin gegenüber dem 13-jährigen Sohn des Ermordeten, er habe keine Worte, für das was passiert ist. „Es tut mir leid.“
Wie der 13-Jährige in seiner Aussage gefasst schilderte, habe der Angeklagte am 16. Januar am Haus seines Vaters geklingelt. Weil seine Eltern getrennt leben und der Vater einkaufen war, seien die Jungen allein zuhause gewesen. Eigentlich habe er deshalb auch den Vater über den Besuch informieren und von seinem Handy aus anrufen wollen.
Angriff mit dem Beil
Er sei über die Garage des Hauses wieder nach drinnen gegangen, um das Handy zu holen, überlegte es sich aber anders und wollte den Angeklagten gerade wegschicken. Da habe sich der 36-Jährige schon selbst Zutritt zum Haus verschafft – und sei über die Garage ins Büro des Vaters eingedrungen. Mit einem Beil habe der Angeklagte den Jungen dann angriffen. Und, seiner Erinnerung nach, vier Mal mit der stumpfen Seite zugeschlagen.
Während der 13-Jährige verletzt im Büro gelegen sei, habe sich sein Bruder im Bad eingeschlossen und den Vater auf seinem Handy angerufen. Laut Anklage sei der Tatverdächtige ins Bad eingedrungen und habe auch den jüngeren Sohn verletzt. Der ältere Junge habe bald Geräusche aus dem Keller des Hauses wahrgenommen, wo sich der Tresor des Vaters befand. „Da lagen nur Fahrzeugpapiere drin“, sagte er vor Gericht.
Von seinem jüngeren Bruder habe er nichts gehört. Dafür aber: Wie bald das Auto seines Vaters vorfahren sei, wie dieser ins Haus gestürmt sei, irgendwo auf den Angeklagten getroffen sei und gerufen habe: „Geh, lass uns in Ruhe.“ Dann sei es plötzlich still gewesen.

Als der Junge gefühlte drei Minuten später den Mut aufgebracht habe, nach seinem Vater zu sehen, habe er ihn schwer verletzt vorgefunden. Die letzten Worte seines Vaters, an die der Sohn sich erinnert, waren: „Ruf die Polizei.“ Der Vater habe ihm dazu noch sein Handy gegeben, aber der 13-Jährige konnte das Gerät nicht entsperren und sei zu seinem Großvater gelaufen, der in der Nachbarschaft wohnt.

Ab da decken sich die Schilderungen des Jungen mit denen des Großvaters, der ebenfalls vor Gericht aussagte. Beide seien zum Haupthaus zurück. Beide hätten Polizei und Notruf alarmieren wollen, standen aber unter Schock. Schlussendlich habe eine Nachbarin die Polizei verständigt. Als der ältere Mann davon sprach und erwähnte, dass sein Enkel „blutüberströmt vor der Tür stand“, fiel es ihm sichtlich schwer, die Fassung zu wahren. Mehrmals brach ihm die Stimme weg.
Bedrückende Stille im Gericht
Auch die im Saal anwesenden Nebenkläger, die neben dem 13-Jährigen und seinem Großvater auch die Schwester des Getöteten und die Mutter der Jungen sind, hatten zeitweise mit sich zu kämpfen. Im Gerichtsaal, der mit Zuhörern gefüllt war, wurde es darum immer wieder still.
Und so schweigsam wie der Angeklagte vor Gericht war, so wenig ansprechbar sei er auch am Tatort gewesen, sagte ein damals diensthabender Polizist aus: „Er lag regungslos im Bad. Auch beim Zugriff keine Regung.“ Socken habe sich der Täter über die Schuhe gezogen gehabt. Um keine Spuren zu hinterlassen.