Kreisarchäologe Jürgen Hald ist begeistert, als er von den archäologischen Funden im künftigen Baugebiet Röschberg-Süd in Liggersdorf erzählt. Dort kamen inzwischen mehrere Grundrisse von Gebäuden eines rund 1800 Jahre alten römischen Gutshofs zum Vorschein – samt einem Tempel. Auch aus anderen Epochen wurden Gegenstände gefunden. Eine von mehreren Besonderheiten dabei ist eine winzige Münze aus dem 1. oder 2. Jahrhundert vor Christus, also der Zeit der Kelten. „Das ist erst die zweite Münze dieser Art, die ich in meinen 22 Jahren als Kreisarchäologe gefunden habe“, sagt Hald.

Auf einem zerbrochenen Dachziegel ist der Fußabdruck eines Kindes zu erkennen. Hald schilderte bildlich, wie er sich vorstellen könne, dass ein Kind herumgerannt und über den Ziegel gelaufen sei, als dieser vor rund 1800 Jahren hergestellt worden sei. Auf anderen Ziegeln sind außerdem Abdrücke von Tieren zu sehen.
Alltagseinblicke und Überraschungen
In entdeckten Abfallgruben könnten Gegenstände des täglichen Lebens gefunden werden und gäben Aufschluss über den Alltag der Römer, so Georg Häußler, Geschäftsführer der Grabungsfirma Archaeotask. Metall- oder Schmuckfunde gebe es auf dem Areal bisher noch nicht, aber vielleicht komme das noch.

Besonders und überraschend ist laut Hald der Fund von zwei mutmaßlichen Befestigungsgräben aus der Neuzeit, vermutlich dem 30-jährigen Krieg. Zu Funden dort gehört eine Bleikugel einer Vorderladermuskete, also einer Schusswaffe. Dies deute auf Kampfhandlungen hin.
Wichtiger Fundplatz für Gemeinde, Region und Land
„Das Schöne ist, dass wir hier einen kompletten Gutshof mit Nebengebäuden haben“, erklärt Hald. Der Fund sei wichtig für die Ortsgeschichte von Liggersdorf, aber auch die ganze Region. „Mit den neu entdeckten Gebäuden fügt sich nun das Bild eines vollständigen römischen Gutshofs aus dem 1. bis 3. Jahrhundert nach Christus mit Hauptgebäude, Badehaus, Tempel, Nebengebäuden und mindestens vier Hektar Ausdehnung zusammen“, fasst Hald aktuelle und frühere Funde zusammen.
Auch Julia Goldhammer vom Landesamt für Denkmalpflege betont: „Dies ist ein wichtiger Fundplatz für die Gemeinde und das Land.“

Im Auftrag der Kreisarchäologie untersuche und dokumentiere die Firma Archaeotask aus Engen-Welschingen die Fläche. Funde würden geborgen und gesichert. Wenn später der Bau von Häusern beginne, würden zwangsläufig Fundamente zerstört. Das sei ein normaler Verlust, so Hald. Teile würden aber unter den Gärten erhalten bleiben.
Beliebter Ort seit mehr als 1800 Jahren
Der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler sagt, er könne sich vorstellen, Steine aus den Fundamenten beim geplanten Quartiersplatz einzubinden. „Man sieht, dass Hohenfels schon vor 1800 Jahren ein beliebter Wohnort war“, bemerkt er. Die Gemeinde arbeite stetig an der Erschließung neuer Wohn- und Gewerbeflächen wie Röschberg-Süd. Die Kreisarchäologie werde früh eingebunden. Später sollen die Erkenntnisse und Funde nachvollziehbar sein und den Kindern in Schule sowie Kindergarten vermittelt werden können.

Erkenntnisse über den Tempel
Aber was war das eigentlich für ein römischer Tempel? Zum Aussehen können Jürgen Hald und Georg Häußler einiges aus den Funden schließen. Das quadratische Steinfundament messe acht mal 6,5 Meter. Überreste von Holzpfählen ließen darauf schließen, dass rundherum ein galerieartiges Vordach gelaufen sei. Daher sei dies ein gallo-römischer Umgangstempel. Man könne aber nicht sagen, welcher römische Gott dort angebetet worden sei.

Hald schildert, die Römer hätten ein Netz an Höfen in der Region gehabt. Dort seien die Nahrungsmittel angebaut worden. Dieser Gutshof habe etwa 50 bis 100 Hektar bewirtschaftet. Die Lage am Röschberg sei zwar nicht die optimalste, aber dennoch genutzt worden. Hald und Häußler beschreiben daher auch, wie die Gebäude aufgrund der abschüssigen Lage abgestützt worden seien. Sie rechnen noch mit weiteren Funden auf bisher nicht untersuchten Flächen.
Bei einer öffentlichen Führung am Montag, 15. Mai, um 17 Uhr, stellt Jürgen Hald allen Interessierten den Gutshof und die Funde vor. Treffpunkt ist direkt an der Ausgrabungsstelle.