Eigentlich könnte die Gemeinde Hohenfels jetzt schon den nächsten Schritt in Richtung Umsetzung des geplanten Neubaugebiets Röschberg Süd gehen, doch nun macht die Gemeinde einen wichtigen Schritt zurück. Das hat mit einem ganz besonderen Projekt zu tun, das dort umgesetzt werden soll.
Bürgermeister Florian Zindeler sprach in der jüngsten Gemeinderatssitzung gar von einem „Leuchtturmprojekt“, das in dieser Form einmalig ist. Denn im Neubaugebiet will sich die Lebens-und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach ansiedeln um Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten für Menschen mit und ohne Assistenzbedarf zu schaffen.
Gemeinde betritt Neuland
Röschberg Süd wird damit zu einem inklusiven Wohquartier. „Wir entwickeln ein neues Quartier und beziehen die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach unmittelbar bei der Entstehung ein. Das ist echtes Neuland“, betont Zindeler in diesem Zusammenhang.
Die entsprechenden Pläne wurden im Gemeinderat vorgestellt. Im künftigen Baugebiet „Röschberg Süd“ im Ortsteil Liggersdorf sollen 24 neue Wohnplätze für Menschen mit Assistenzbedarf an zentraler Stelle geschaffen werden.
Angebot soll dezentral aufgestellt werden
Das neue Projekt soll ein weiterer Baustein für die Dezentralisierung der inklusiven Angebote der Lebens-und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach werden. Bisher ist das Projekt allein im Ortsteil Lautenbach der Gemeinde Herdwangen-Schönach angesiedelt. Nun soll es dezentral aufgestellt werden.
„Wir haben schon sehr lange nach einem geeigneten Grundstück im Landkreis Konstanz gesucht“, berichtet Florian Irion, Geschäftsführer der Lautenbacher Gemeinschaften gGmbH im Hohenfelser Gemeinderat. Das habe sich aber nicht als einfach herausgestellt. Insbesondere da man eigentlich nicht in den ländlichen Raum, sondern in eine Stadt wollte, macht Irion deutlich.
Als die Verantwortlichen von dem neuen Baugebiet in Hohenfels erfahren haben, hätten sie sich erstmals mit dem Gedanken auseinandergesetzt, mit dem neuen Projekt in den ländlichen Raum zu ziehen. Schnell sei man von der Idee und den damit verbundenen Möglichkeiten begeistert gewesen, fasst Irion zusammen.
„Dabei handelt es sich um komplettes Neuland, weil hier ein inklusives Projekt am Beginn der Entwicklung des Baugebiets steht. Das bedeutet auch, dass das Ganze ganz anders zusammenwachsen kann“, erklärt Bürgermeister Zindeler.
Inklusion soll im Zentrum stattfinden
Konkret geht es um ein Grundstück, dass sehr zentral direkt am zukünftigen Quartiersplatz gelegen ist und in seinem Zuschnitt eigens auf die Bedürfnisse des geplanten Projekts zugeschnitten wurde. Dort sollen dann in Zukunft Menschen mit Assistenzbedarf leben können.
„Wir haben in unserer Gemeinschaft Menschen mit sehr wenig bis sehr viel Assistenzbedarf“, berichtet Florian Irion und fügt hinzu: „Es wird ein gewisser Querschnitt sein, der in Hohenfels einzieht, jedoch keine Menschen mit sehr hohem Assistenzbedarf“. Laut Irion geht es in erster Linie um Menschen, die in ihrer intellektuellen Entwicklung etwas langsamer seien oder Schwierigkeiten mit gewissen Kulturtechniken hätten.
Gemeinderat steht hinter dem Projekt
Gemeinderat Karlheinz Lehmann (FUW) zeigte sich erfreut darüber, dass solch ein Projekt in Hohenfels umgesetzt werden kann. Auch die Positionierung im neuen Bebauungsplan sieht er als gelungen an. „Ich bin glücklich darüber, dass der Bauplatz gewählt wurde. Inklusion muss im Zentrum stattfinden“, betonte er.
Vor 30 oder 40 Jahren wäre ein solches Projekt in dieser Form in seinen Augen noch undenkbar gewesen. Umso schöner sei es, dass es nun umgesetzt werden könne. Bürgermeister Zindeler brachte seine Freude darüber zum Ausdruck, dass der Gemeinderat schon von Anfang an „Feuer und Flamme“ für das Projekt gewesen sei.
Genaue Planungen, wie das Haus in Zukunft aussehen könnte, gibt es indes noch nicht. „Wir haben bisher mit einem Beispielgrundriss gearbeitet, weil wir noch keine Zeit hatten in die genaue Planung zu gehen“, erklärt Florian Irion.
Rund 4,5 Millionen Euro an Kosten
Nun sollen die Planungen aber schnell voranschreiten, damit auch zeitnah Fördermittel für das Projekt beantragt werden können. Irion geht von einer weiteren Planungszeit von rund sechs Monaten aus. Wenn alles gut geht, werde ein weiteres Jahr Genehmigungszeit ins Land gehen, lautet seine Einschätzung.
Die Erfahrung habe gezeigt, dass für ein solches Projekt pro Platz mit einer Investitionssumme von rund 170.000 Euro zu rechnen sei. Bei 24 Plätzen, die die Gemeinschaft in Hohenfels einrichten will, würde die Gesamtinvestition damit voraussichtlich in einer Größenordnung von rund 4,5 Millionen Euro liegen.
Bürger können Stellungnahmen abgeben
Nun muss der Bebauungsplan für das insgesamt 4,6 Hektar große Gebiet wegen der Änderungen für das Lautenbach-Projekt, sowie einiger weiterer kleinerer Anpassungen nochmals in die Offenlage. „Da haben dann auch alle Bürger nochmal die Möglichkeit eine Stellungnahme dazu abzugeben“, erklärt Florian Zindeler.
Ziel sei es, im Mai oder Juni einen Satzungsbeschluss fassen zu können. In der Zwischenzeit finden bereits archäologische Ausgrabungen auf dem Gebiet statt. Mit etwas Glück könnte dann die Erschließung für das Neubaugebiet sogar noch in diesem Jahr beginnen, macht der Bürgermeister deutlich.
Die Lebens- und Arbeitsgemeinschaft Lautenbach muss indes noch einige Gespräche zur Finanzierbarkeit des Projekts führen, „denn wir können am Ende natürlich auch nur bauen, wenn die Finanzierung geklärt ist“, erklärt Florian Irion gegenüber dem SÜDKURIER.