Wie haben unsere Vorfahren in der Region gelebt? Allein 2022 haben Kreisarchäologen in der Region mehrere Ausgrabungen durchgeführt, die zahlreiche Schätze aus der Vergangenheit zutage gebracht haben – einige Funde sind echte Seltenheiten.
Allensbach: Richtstätte aus dem 15. Jahrhundert entdeckt
Der Ausbau der Bundesstraße 33 kostet Anwohner wie Pendler weiterhin Nerven. Doch die Großbaustelle zwischen Allensbach und Hegne entpuppte sich für den Kreisarchäologen Jürgen Hald und sein Team als wahre Fundgrube.
Bei den Ausgrabungen ab 2020 entdeckten die Experten die Reste einer Jungsteinzeitsiedlung sowie eine frühneuzeitliche Richtstätte. Hier wurden mindestens seit dem 15. und bis ins späte 18. Jahrhundert zum Tode verurteilte Menschen hingerichtet. Das Grabungsteam konnte zudem sieben weitgehend erhaltene Skelette bergen.

Engen: Ortsgeschichte über Jahrtausende hinweg
Im Hegau, genauer in Engen, ist eine Kiesgrube unter dem Hausberg Hohenhewen zur Goldgrube für Archäologen geworden. Sie entdeckten drei Skelette, die vermutlich aus der mittleren Bronzezeit stammen.
In der Vergangenheit sind hier und in den Ortsteilen aber auch noch weitere Schätze freigelegt worden, die die Ortsgeschichte über Jahrtausende hinweg dokumentieren: Jungsteinzeitliche Gräber, keltische und römische Hinterlassenschaften, Vorratsgruben, Zäune oder Hausfundamente.

In Villingen fanden 2022 auf dem ehemaligen Kasernengelände gleich zweimal Ausgrabungen statt. Rund 30.000 Kriegsgefangene waren im Zweiten Weltkrieg hier im Gefangenenlager interniert. Archäologen haben die baulichen Überreste und Fundstücke auf dem Gelände im Rahmen der Rettungsgrabungen dokumentiert. Die Experten haben die Grundmauern von vier Baracken untersucht, die alle acht Meter breit und 40 Meter lang waren – bis zu 4000 Gefangene waren hier untergebracht.

Geisingen: Skelett aus dem 3. Jahrtausend v. Chr. entdeckt
Sensationelle Funde gab es auch in Geisingen. Ein Jahr lang waren Archäologen hier auf der Suche nach Spuren früherer Siedlungen – und wurden fündig. In einem Stadtteil entdeckten die Archäologen ein Friedhof aus dem Frühmittelalter. Dabei legten sie nicht nur 122 Gräber mit teilweise einmaligen Grabschmuck frei. Ein Skelett stammt sogar aus dem dritten Jahrtausend v. Chr. – eine absolute Seltenheiten.

Damit nicht genug. Der Boden in Geisingen gab zahlreiche weitere Schätze frei: Neben Schmuck wie Perlen und Ringen, kamen bei den Ausgrabungen gut erhaltene Schwerter und Speere sowie Keramikgefäße und Gürtel zutage.
Amphitheater aus der Spätantike in der Schweiz freigelegt
Auch in der benachbarten Schweiz gibt es Altes zu entdecken: Bei Bauarbeiten in Kaiseraugst im Kanton Aargau entdeckte eine archäologische Begleitgruppe im Frühjahr 2022 die Überreste eines spätantiken Amphitheaters.

Das Amphitheater liegt in der Senke eines in römischer Zeit aufgegebenen Steinbruchs. Laut den Archäologen stammt das Monument wohl aus dem 4. Jahrhundert.
800 Jahre alte Grubenhäuser in Singen untersucht
Im Singener Stadtteil Beuren an der Aach sind Archäologen im Sommer 2022 ebenfalls fündig geworden. Reste von mehreren einzeln stehenden landwirtschaftlichen Höfen mit Pfosten- und Grubenhäusern konnte das Grabungsteam hier freilegen. Über 500 Einzelfundstellen sind untersucht worden. Die Funde werden auf das 12. oder 13. Jahrhundert datiert.