Das Land Baden-Württemberg will bis zum Jahr 2040 klimaneutral werden und zwei Prozent der Flächen sollen für Photovoltaik- und Windkraftanlagen genutzt werden. Darum wird auch die Gemeinde Hohenfels einen Teil ihrer Gemarkungsflächen für den Ausbau von erneuerbaren Energien bereitstellen müssen.

Experte schaut in die Zukunft

Bene Müller, der Vorsitzende der Solarcomplex AG, informierte kürzlich im Gemeinderat über die Elektrizität als künftige Leitenergie und die Stromlücke in Baden-Württemberg. Ab dem Jahr 2023 werde Baden-Württemberg mehr als die Hälfte seines Stromes importieren müssen, so Müller. So gehe die Wertschöpfung für die landeseigene Energie nach außen verloren. Außerdem gebe es weniger Versorgungssicherheit für die Einwohner.

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Müller fasste zusammen, dass aus den vier etablierten Erzeugungsmöglichkeiten für Strom – also Biogas, Windkraft, Wasserkraft und Solar – derzeit nur die Stromerzeugung mit Photovoltaik für Baden-Württemberg übrig bleibe. Diese hole aus einer Fläche viel Energie heraus, und sie sei momentan auch die günstigste Form der Stromgewinnung. Außerdem sei die Nutzung der Wasserkraft ausgereizt und die Erzeugung von Biogas sei rückläufig.

Windkraft habe in Baden-Württemberg nur überschaubare Möglichkeiten und die im Koalitionsvertrag angestrebten 1000 Anlagen seien ohnehin nicht erfüllt worden. Jede Gemeinde müsse Verantwortung übernehmen, da Einzelpersonen – unabhängig von ihrem Wohnort – auch am Stromverbrauch der Großunternehmen beteiligt seien. Dies geschehe beispielsweise, wenn ein Flughafen als Abflugort in den Urlaub genutzt werde.

Land geht von 60 Hektar aus

Laut Müllers Rechenbeispiel werden in einem starken Jahrzehnt in etwa 10.000 Kilowattstunden Strom pro Kopf verbraucht, daher sollte mindestens diese Größenordnung auf einer Gemarkung produziert werden. In Hohenfels würde dies bedeuten, dass ungefähr 20 Hektar Land für Freiflächen-Photovoltaikanlagen genutzt werden müssten, wobei das Flächenziel der Landesregierung sogar insgesamt 60 Hektar vorsehe.

Zwar gebe es in der Gemeinde Hohenfels bereits einen gewissen Bestand von PA-Anlagen, der jedoch beim Erreichen dieses großen Ziels nur bedingt weiterhelfe. Denn momentan würde der Solarstrom vorrangig für den Eigenbedarf genutzt und nur Überschüsse würden eingespeist. Zwar wurde die Gemeinde Hohenfels im Jahr 2021 als Gemeinde mit den meisten PV-Anlagen auf Dächern geehrt, sei jedoch in seiner Entwicklung stehen geblieben.

Künftig überall Solarparks?

Bauen könne man Photovoltaikanlagen theoretisch auf allen, nicht nur auf Süd-orientierten Flächen, sondern bewusst auch auf Ost-, West- und Fassadenflächen. Es seien neben der Belegung aller geeigneten Dachflächen auch Freiland-Solarkraftwerke (Solarparks) notwendig. Die Gemeinde bestimme normalerweise, wo gebaut wird. Die Ausweisung erfolge anhand von Kriterien. Diese reduzieren Konflikte.

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Bene Müller mahnte: „Man wird sich daran gewöhnen müssen, dass zukünftig überall in der Landschaft Solarparks stehen, oder auch große Gewächshäuser. Die Kulturlandschaft müssen wir für die Energiegewinnung nutzen.“ Er fügte an, dass man um die Diskussion auf keinen Fall herumkomme und sie von Jahr zu Jahr drängender werde.

Gut für den Artenschutz

Auf Nachfrage des Rates Morten Adrian Weber (FUW), ob man denn durch Photovoltaikanlagen genutzte Flächen später noch für die Landwirtschaft nutzen könne, beschrieb Müller, dass man einen Solarpark auch problemlos wieder zurückbauen könne. Auch Hühner könne man dort halten.

Des Weiteren seien Solarparks mittlerweile zu wichtigen und artenreichen Lebensräumen geworden. Müller fügte hinzu: „In der Vergangenheit sind viele Flächen für Reiterhöfe, Golfplätze oder andere Freizeit genutzt worden. Da sagte niemand etwas. Jetzt bei den Solarparks fällt den Leuten plötzlich ein, dass man die Flächen für die Lebensmittelgewinnung nutzen soll. Wir messen in Deutschland mit zweierlei Maß.“

Mix aus Sonne und Wind

Gemeinderat Günter Leute von der Bürgerliste Hohenfels stellte fest: „Jeder weiß, dass etwas getan werden muss, aber immer kommt das große Aber.“ Leute wollte von Bene Müller wissen, ob dieser glaube, dass die Windkraft in den nächsten 15 bis 20 Jahren Photovoltaik ablösen könnte. Müller antwortete: „Die Windkraft wird die Solarenergie nicht ablösen. Wir werden aber wahrscheinlich einen Mix aus beidem haben, weil die Windkraft nämlich Strom zu anderen Zeiten produziert, als das die PA tun. Windkraft kann auch nachts, im Herbst oder im Winter Strom produzieren.“

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Bürgermeister Florian Zindeler beschrieb die Sicherung der Stromversorgung und den Bau von Freiflächenphotovoltaikanlagen als eine gesamtgesellschaftliche Verantwortung und Daseinsfürsorge. Er bestätigte: „Wir können uns diesem Thema nicht verschließen.“ Dann fasste er zusammen, dass es sowohl sinnvollen Eigenausbau auf den sanierten Dächern brauche, als auch die entsprechenden Freiflächen.

Der Gemeinderat von Hohenfels muss nun zunächst ein Flächenziel beschließen, um dann die Anforderungen, sowie den Weg zu diesem Ziel definieren zu können.