Jetzt kann er richtig loslegen: Aram Bani, Neurochirurg mit Praxis in Singen, hat zwar schon 2021 die Leitung des Korbinian-Brodmann-Museums in Hohenfels übernommen. Pandemie-bedingt war aber noch keine Auftaktveranstaltung möglich gewesen – bis jetzt. Nun hielt er einen Vortrag über die Ursprünge der Neurochirurgie und die von Korbinian Brodmann festgelegten Hirnareale. Außerdem ging es um die Zukunft des kleinen Museums im Dachgeschoss des Rathauses.
„Wenn wir über das Korbinian-Brodmann-Museum beraten, dann müssen wir erst einmal darüber reden, was dieser Mann geleistet hat“, sagte Aram Bani. Er wies die Anwesenden darauf hin, dass die Brodmann-Areale, welche Brodmann im Jahr 1909 veröffentlicht hatte, noch heute in der Neurochirurgie von großer Bedeutung sind.
Verschiedene mit Ziffern betitelte Bereiche in der Hirnrinde sind für bestimmte Leistungen des Gehirns, etwa das Sehen, das Hören, das Sprechen, die Motorik und vieles mehr zuständig. In neurochirurgischen Operationen werden die von Brodmann geprägten Begrifflichkeiten noch immer verwendet und allgemein verstanden.
Vorträge und Führungen als Ideen
Die Anwesenden berieten, auf welche Weise man zukünftig versuchen könnte, den Bekanntheitsgrad des Korbinian-Brodmann-Museums auch über die Grenzen von Liggersdorf hinaus bekannt zu machen. Aram Bani plant, in Zukunft im Museum in gewissen Zeitabständen Vorträge von Fachleuten, also Hirnforschern oder Neurochirurgen, zu unterschiedlichen, das Hirn betreffenden Themen stattfinden zu lassen.
Hierfür möchte Bani versuchen, Koryphäen aus der Region zu gewinnen. Auch Führungen möchte Bani im Museum anbieten. Er denkt hierbei beispielsweise an Schüler, andere Ärzte oder auch Medizintechnikfirmen als Zielpublikum.

Der Hohenfelser Bürgermeister Florian Zindeler brachte die Idee ein, dass man den Ausflug zum Museum vielleicht mit einer Radtour, mit einer Fahrt mit der Ablachtalbahn, mit einem Essen oder einem Aufenthalt im Schloss Hohenfels verbinden könnte, sobald die entsprechende Infrastruktur dort steht. Dies ist aber momentan noch Zukunftsmusik, betonte Florian Zindeler. Das Programm müsse langsam wachsen und man müsse sehen, was überhaupt machbar sei und was angenommen wird.
Aram Bani will für das Jahr 2023 einen Flyer mit einem Jahresprogramm zusammenstellen. Auch über die Volkshochschule könne man vielleicht Vorträge oder Führungen anbieten. Außerdem wolle man Informationen über die Möglichkeit eines Audio-Guides für das Museum einholen.
Das Gehirn kann wie ein Muskel trainiert werden
In seinem Vortrag stellte Bani die Entwicklung der Neurochirurgie vor und sprach über die Bereiche, welche sie abdeckt. Dabei brachte er die Anwesenden ins Staunen. Das Gehirn des Menschen beinhaltet über 80 Millionen Bahnen und besteht aus bis zu einer Billion Nervenzellen. Das Gehirn sei, so Bani, ein Muskel, der wachsen kann, wenn man ihn trainiere, sich jedoch zurückbilde, wenn man ihn nicht benutzte. Bei so einem komplexen Gebilde könne so einiges schief laufen.

Die Neurochirurgie sei heute jedoch in der Lage, durch komplexe Operationen Fehler zu beheben, Schmerzen, wie bei der Trigeminus-Neuralgie, abzustellen, Tumore zu entfernen oder den Folgeschäden von Verletzungen Einhalt zu gebieten, sagte Bani. Als Beispiel dafür führte er den Schlaganfall an.
Eine Operation kann bis zu 18 Stunden dauern
Bei einem Schlaganfall sei es unglaublich wichtig, den Patienten so schnell wie möglich in das richtige Krankenhaus zu bringen. Optimalerweise in ein großes Haus, in dem es viele Abteilungen und vor allem eine Neurochirurgie gibt. In Deutschland gebe es klare Richtlinien, sodass ein Schlaganfallpatient innerhalb von maximal einer Stunde im Computertomograph (CT) liegen und sofort operiert werden kann. Und dank heutzutage hervorragender Technik, also CT, Kernspintomographie (MRT), Angiographie und Ultraschall, sei es möglich, Gehirntumore ohne neurologische Ausfälle zu operieren.
Besonders hob Bani an dieser Stelle die Leistung des OP-Personals hervor. Er sagte: „Es gibt nichts Besseres und nichts Lieberes als das OP- und das Intensiv-Personal. Das sind Leute, die unglaubliche Leistung bringen und dafür kaum je einen Dank oder Trinkgeld erhalten. Wenn Sie Gelegenheit haben, bringen Sie den Leuten etwas zum Essen mit. Die sind dafür immer sehr dankbar.“
Auch die Leistung der Chirurgen sei natürlich immens, denn eine Operation nach einem schweren Unfall könne bis zu 18 Stunden dauern. Hier würden sich die operierenden Chirurgen aber abwechseln. Und ohne das OP-Team, also das Pflegepersonal und die Anästhesisten, funktioniere gar nichts.