Die weiße Flotte startet in eine neue Saison. Und zwar in eine ganz besondere: In diesem Jahr feiert die Passagierschifffahrt auf dem Bodensee ihr 200-jähriges Jubiläum. Und in diesem Jubeljahr soll es wieder einige Höhepunkte geben. Doch zunächst galt es, bei der Medienkonferenz im Konstanzer Hafen einen Blick auf die zurückliegende Saison zu werfen.
„Sie sehen hier demütige, aber auch erwartungsvolle Gesichter“, so der Vorsitzende der Vereinigten Schifffahrtsunternehmen für Bodensee und Rhein, Norbert Reuter, auf der MS „Stuttgart“. Demütig zeigten sich die Geschäftsführer der Bodensee-Schiffsbetriebe, der Vorarlberg-Lines, der Schweizerischen Bodensee-Schifffahrt sowie der Schweizer Schifffahrtsgesellschaft Untersee und Rhein, weil man die Saison 2023 trotz durchwachsenen Wetters in der Hochsaison dank idealen Herbstwetters doch noch mit einem Plus abschließen konnte. „Wir konnten zusammen rund 3,3 Millionen Passagiere und damit 6,4 Prozent mehr Fahrgäste als im Vorjahr an Bord begrüßen“, so Reuter. Damit liege man aber immer noch nicht auf dem Vor-Corona-Niveau.
Vor allem die beiden Schweizer Gesellschaften sorgten im Rückblick für positive Zahlen. So konnte Remo Rey, Geschäftsführer der Untersee-Rhein-Linien, 16 Prozent mehr Fahrgäste zwischen Rheinfall und Kreuzlingen verbuchen, obwohl sich auf diesen Strecken teilweise auch der niedere Wasserstand negativ auf das Angebot ausgewirkt habe. Fahrradfahrer scheinen verstärkt Schifffahrten in ihre Touren am Bodensee einzuplanen, denn auf dem Untersee und dem Rhein nahm der Fahrradtransport um 25 Prozent zu.

Rendite dank sparsamen Fahrens
Mit starken Zahlen konnte auch Benno Gmür mit Blick auf die Schweizer Schiffe auf dem Obersee aufwarten. Unter anderem bedingt durch steigende Treibstoffkosten, wurde der Fahrplan für die Saison 2023 komplett neu angelegt und teilweise gestrafft, was ihm im Vorjahr Kritik einbrachte. „Wir haben alles über den Haufen geworfen und neu geplant!“, so Gmür.
Nun konnte er in der Bilanz beeindruckende Zahlen sprechen lassen. Trotz einer Reduktion der Fahrleistung um 5000 Kilometer und teilweise gedrosselter und damit sparsamerer Fahrt wurden im vergangenen Jahr 40.000 Passagiere mehr an Bord begrüßt, was einem Plus von 14 Prozent entspricht und dafür sorgte, dass der Umsatz um neun Prozent gesteigert wurde.
Und auch sonst sei, so Gmür, der eingeschlagene Weg, durch ein schlankeres Angebot wirtschaftlicher zu agieren, weiter erfolgversprechend. Bei der Bord-Gastronomie etwa setzt man nicht auf eine umfangreiche Speisekarte, sondern auf den Klassiker Fisch-Knusperli, bei den Event-Fahrten auf den wöchentlichen Sonntagsbrunch. An den 50 Sonntags-Brunchfahrten im Jahr 2023 nahmen über 6000 Passagiere teil.
Welche Highlights bietet die Saison 2024?
Und so wanderte der Blick auf die am Freitag startende Saison: erfolgreiche Angebote wie das grenzenlose Herbst-Hopping auf dem Untersee werden fortgeführt, zumal Remo Rey mit Blick auf das Klima und die Passagierzahlen prognostizierte: „Wahrscheinlich ist der Herbst der neue Sommer.“
Ein erster Höhepunkt der Saison dürfte die Bergung des Dampfschiffs „Säntis“ werden. Am 17. April soll das im Jahr 1931 versenkte und noch in 219 Meter Tiefe liegende Schiff an die Wasseroberfläche kommen. Das Interesse an diesem Projekt ist groß, haben sich hierzu doch schon 30 TV-Anstalten angemeldet.
Zehn Tage später dann die traditionelle Flottensternfahrt, an der sechs Schiffe teilnehmen. Aber auch sonst wird bis weit in den Herbst auf und am Bodensee einiges geboten – von der Festspiel-Gourmetfahrt über Comedy-Dinner, eine Piratenschule für Kinder, Fahrten mit Bier- und Weinproben, Sonnenuntergangsrunden, Krimi-Dinner bis hin zum Weihnachtsbrunch. Und auch die Anreise auf die Insel Reichenau soll zum 1300-Jahre-Jubiläum auf dem Seeweg möglich werden.
Tarife steigen um 6,5 Prozent
Doch das Bordleben soll nicht nur kulinarisch interessanter werden, auch der Schritt an Bord wird nun dank QR-Code an den Anlegestellen erleichtert. Denn so kann sich auch der nicht Ortskundige einen schnellen Überblick über die Verbindungen via Handy verschaffen und auch Fahrten buchen. Die Inflation sowie steigende Personalkosten wirken sich allerdings auch auf die Tarife aus. So steigen diese in der Saison 2024 um 6,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.
Über die Saison 2024 hinaus gehen die Planungen in Sachen Nachhaltigkeit bei den BSB. So wurden zwei Förderanträge für emissionsfreie oder emissionsarme Schiffe gestellt. Allerdings geht der Mangel an Fachpersonal auch nicht an den Schiffsbetrieben vorüber.
So betonte BSB-Geschäftsführer Frank Weber, dass er nicht nur Passagiere, sondern auch neue Mitarbeiter gerne an Bord begrüßen würde. Derzeit seien 12 Stellen offen, mittelfristig ist eine Reihe von Stellen durch Pensionierung neu zu besetzen. Weber betont: „Die Schifffahrt bietet tolle Berufe!“ Und man hofft auf eine regenarme Sommersaison und – vor allem mit Blick auf den flacheren Untersee – stets eine Handbreit Wasser unter dem Kiel.