Urs Brüschweiler und Claudia Rindt

Lange sind sie vorbei, die Zeiten als in Kreuzlingen der sogenannte Schwaben-Migros florierte. Der Einkaufstourismus funktionierte damals umgekehrt, die Konstanzer (die sich bekanntlich gar nicht als Schwaben sehen) kamen in Scharen in den grenznahen Laden an der Konstanzerstraße, um Schweizer Nudeln zu kaufen.

Das Unternehmen ist mittlerweile ausgezogen, das Gebäude samt Wohnturm in die Jahre gekommen. Seit einigen Wochen wird nun aber handfest an der Zukunft gearbeitet. Investor Kurt Spring hatte die Liegenschaft, die 1963 gebaut wurde, gekauft und will sie wieder zu altem Glanz zurückführen. Vergangene Woche wurde auf der Baustelle der offizielle Baustart gefeiert.

Fast 33 Millionen Euro werden investiert

„Mir hat die Lage gefallen: zwischen Bahnhof und Zoll, nahe an den Zentren von Konstanz und Kreuzlingen“, erklärt Spring, warum er sich für den Komplex interessierte. Bereits vor drei Jahren hatte er das Projekt Midori vorgestellt. Neue Bauvorschriften hätten dann aber vieles verzögert. „Wir mussten mehrere Male neu beginnen. Aber jetzt geht‘s los.“

So soll das Neubauprojekt nach der Fertigstellung aussehen. In dem Turm entstehen 60 Appartements mit 50 bis 75 Quadratmeter Wohnfläche.
So soll das Neubauprojekt nach der Fertigstellung aussehen. In dem Turm entstehen 60 Appartements mit 50 bis 75 Quadratmeter Wohnfläche. | Bild: air architekten/Grafik

Rund 35 Millionen Franken, das sind nach aktuellem Kurs etwa 32,9 Millionen Euro, lässt sich der Privatinvestor die Sanierung und Gesamterneuerung auf 7000 Quadratmetern kosten. Architekt Andreas Imhof sagt: „Es wird aussehen wie ein neues Gebäude“. Und das Hochhaus, so glaubt er, werde die Kreuzlinger Skyline aufwerten.

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Im Erdgeschoss sollen nach den Vorstellungen der Planer künftig wieder Geschäfte einziehen, im ersten Obergeschoss finden Studios und Büros Platz. Interessant für Wohnungssuchende auch aus Konstanz: Im Wohnturm entstehen 60 kleine Appartements. Laut Martin Epp, Geschäftsleiter Bestandsbau beim Generalunternehmer i+R aus Vorarlberg, werden die Mietwohnungen zwischen 50 und 75 Quadratmeter Wohnfläche aufweisen.

Zielpublikum seien junge Menschen, die gerade in den Beruf eingestiegen sind oder eine Familie gegründet haben. Epp spricht von „Starter-Wohnungen“. Zu Quadratmeterpreisen konnte er auf Anfrage des SÜDKURIER aber noch nichts sagen. Die Vermarktung werde voraussichtlich Ende kommenden Jahres beginnen. Mit der Fertigstellung der Wohnungen sei bis Frühjahr 2022 zu rechnen.

Auch Geschäfte sollen 2022 dort einziehen

Attila Wohlrab, der mit seinem Immobilienbüro für die Vermietung zuständig ist, zeigte sich optimistisch, genug Mietinteressenten für den Midori-Komplex zu finden. „Wir haben schon das Garden City-Hochhaus daneben gefüllt. Ich mache mir keine Sorgen, dass uns das hier nicht auch gelingt.“ Erste Kontakte mit künftigen Ladenbetreibern seien bereits geknüpft. Wohlrab ist auch zuversichtlich, dass wieder ein Lebensmittelgeschäft einziehen wird.

Martin Epp berichtet von der Herausforderung, den Bau aus den 1960er-Jahren für das neue Jahrtausend fit zu machen. Brandschutz, Schallschutz, Energieeffizienz, Erdbebensicherheit, Gebäudetechnik und die Entsorgung „gesundheitlich bedenklicher Bausubstanz“ seien die herausfordernden Themen. Aber er baut darauf, wie geplant im Frühjahr übernächsten Jahres fertig zu sein – „damit die Konstanzer auch wieder nach Kreuzlingen zum Einkaufen kommen.“