Fertigstellung: Herbst 2017. Das kündigt die Magnus Projekt GmbH für das neue Wohngebäude in der Bodanstraße auf ihrer Internetseite an. Das Unternehmen aus Baden-Baden hat sich offenbar noch nicht von seinem Architekten auf den neuesten Stand bringen lassen. Der Herbst ist zwar da, doch in keiner der acht exklusiven Eigentumswohnungen wohnt jemand. Ebenso wenig wie im kommenden Winter oder Frühjahr. Stattdessen teilen sich vor der Kreuzung zur Oberen Laube Radfahrer weiter die Straße mit Autos, stehen Fußgänger unvermittelt vor einer Absperrung. "Die Arbeiten verzögern sich bis April 2018, da es sich um eine sehr komplexe innerstädtische Baustelle handelt", sagt der zuständige Architekt Fredi D'Aloisio. Dabei hatte die Stadtverwaltung vor Baubeginn 2015 selbstbewusst verkündet, die Verengung der Straße von 18 auf neun Monate gedrückt zu haben.

Weder aus 18 und schon gar nicht aus neun Monaten ist etwas geworden. Nach inzwischen fast zwei Jahren befindet sich der Neubau im Status "erweiterter Rohbau". Sicherheitsbaken und Gerüste sind längst zum gewohnten Bild geworden. Autofahrer zwängen sich im Schritttempo in Richtung Laube an Radfahrern vorbei. Dass es nicht zu Unfällen gekommen ist, dürfte vor allem am Schneckentempo liegen. Immer mehr Menschen fragen sich: Passiert hier überhaupt noch etwas?

Laut Fredi D'Aloisio täusche der Eindruck von Stillstand. Derzeit werde im Innern des Gebäudes gearbeitet. Die Stadt hatte sich das Zeitfenster für das private Bauvorhaben anders vorgestellt. Oberbürgermeister Uli Burchardt ging im November 2015 von einer "erheblichen Beeinträchtigung" am Verkehrsknotenpunkt aus. Die Stadt drängte den Bauherrn aus Baden-Baden daher zu einer Verkürzung der Bauzeit. Im Gemeinderat sagte Hans-Rudi Fischer vom Bürgeramt schließlich, die Beanspruchung auf der Straße konnte auf neun Monate begrenzt werden.

Architekt D'Aloisio sagt nun: Die Verhandlungen mit dem Personal der Stadt ließen erkennen, "dass es gewisse politisch motivierte Bestrebungen gab, die Bauzeit für das Gebäude auf ein Minimum zu beschränken". Das sei auch das Bestreben des Architekten gewesen – bis "hindernde, unvorhersehbare Gründe" dazwischen kamen.

Diese Gründe reichen laut D'Aloisio von Schwierigkeiten bei der Logistik über hohe Sicherheitsauflagen für den Abbruch und die gesetzlich vorgeschriebene Entnahme von Bauschutt-Proben bis zur Klärung der Frage: Welche Deponie nimmt mit Seetonboden vermengten Schutt auf? Da während des Aushubs zudem denkmalgeschützte Reste der Zwingmauer – diese befand sich einst vor der eigentlichen Stadtmauer – gefunden wurden, verzögerte sich der Bau wegen einer archäologischen Notgrabung weiter. Hinzu kamen etliche Unterbrechungen, da der gesamte Neubau um die Giebelsicherungen herum aufgebaut werden mussten.

Einen Vorteil hat der ständige Verzug für den Bauherrn: Für die letzte nicht verkaufte Wohnung kann noch ein Eigentümer gefunden werden. Zumindest falls die Magnus Projekt GmbH ihre Internetseite in diesem Punkt auf den neuesten Stand gebracht hat.

Probleme mit Seeton

Für Bauherren gilt Seeton als schwieriger Untergrund. Der weiche Seeton trägt schlecht, hat einen hohen Gehalt von Wasser und organischem Material. Konstanz liegt am Rande der Halbinsel Bodanrück, der besonders stark von Seeton geprägt ist. Deshalb kommt es bei Neubauten immer wieder zu Verzögerungen. Zuletzt erforderte er beim Ausbau der B 33 umfangreiche Planungen zur Bodenstabilisierung. (bbr)