Der Umwelt zuliebe: Keine Currywurst mehr an Glockes mobilem Wurststand?
Die Stadt hat die Pappschalen, in denen Marcus Glöckler seine Wurst ausgibt, verboten – und rät zu essbarem Geschirr. Doch hat das wirklich eine bessere Energiebilanz? Und: Gibt es doch noch Hoffnung für die Currywurst?
Marcus Glöckler an seinem Wurststand – ohne Currywurst
| Bild: Eva Marie Stegmann
Matthias Scheu ist enttäuscht: Wenn der gebürtige Konstanzer zur Fasnacht seine Heimatstadt besucht, will er bei Glockes Imbiss Currywurst essen. Nun steht er am Stand und hört Budenbetreiber Marcus Glöckler sagen: „Dieses Jahr gibt es keine Currywurst, weil der Gemeinderat die Pappschalen verboten hat.“ Dass Matthias Scheu sich ärgert, kann er gut verstehen: „So geht es den ganzen Tag, die Kunden sind sauer.“
Marcus Glöckler mit Kunde Matthias Scheu.
| Bild: Eva Marie Stegmann
Strichliste über die verlorenen Kunden
Er bietet zwar jedem die rote Bockwurst als Alternative an. Doch viele Kunden ließen sich damit nicht abspeisen und gingen weiter zum nächsten Stand, sagt er. Über diese verlorenen Kunden führt er eine Strichliste. 65 Striche sind es schon an diesem Tag. Das Papier will er dem Konstanzer Gemeinderat vorlegen. Denn der ist aus Sicht Glöcklers Schuld am Currywurst-Desaster, das ihm, wie er schätzt, Umsatzeinbußen in Höhe von 15 Prozent eingebracht hat.
Bild: Klaus-Dietmar Gabbert
Darum darf Glöckler keine Pappe ausgeben
Der Gemeinderat hat am 26. September eine neue Abfallwirtschaftssatzung beschlossen. Demnach dürfen Gastronomen auf städtischem Grund und Boden kein Einweggeschirr mehr ausgeben. Die Stadt empfiehlt Mehrweg- oder essbares Geschirr. Der Grund ist der Versuch, Müll zu vermeiden. Als Ausnahmen gelten Papiertüten.
Glöckler: „Das ist Lebensmittelverschwendung!“
Außerdem können Gastronomen in begründeten Fällen eine Ausnahmegenehmigung erhalten. Diese hat auch Marcus Glöckler bei der Stadtverwaltung für seine Pappschalen beantragt. Sie wurde ihm verweigert. „Ich verstehe es nicht“, sagt er an seinem Imbiss und holt eine der Schalen aus dem Schrank. „Sehen Sie nur, die bestehen aus unbeschichteter Pappe. Das ist weit umweltfreundlicher als essbares Geschirr, das ohnehin meist auf dem Müll landet“, ist sich der Konstanzer sicher. „Das ist Lebensmittelverschwendung, da mache ich nicht mit!“ Zudem seien die essbaren Schalen viermal so teuer wie die Pappschalen.
Marcus Glöckler zeigt die Pappschale.
| Bild: Eva Marie Stegmann
Er habe der Stadt vorgeschlagen, normales Geschirr zu nutzen und zu Hause zu spülen. Das sei abgelehnt worden. Direkt am Stand zu spülen sei erlaubt. Jedoch: „Dafür fehlen Zu- und Abwasseranschlüsse“, sagt Glöckler.
Das sagen die Experten
Glöckler ist der Meinung, die Ökobilanz seiner Pappe sei besser als die von der Stadt vorgeschlagenen essbaren Schalen.
Es ist gar nicht so einfach, diese These zu bestätigen oder zu widerlegen. Almut Reichart, zuständig unter anderem für Verpackungen beim Umweltbundesamt in Berlin, sagt: „Ich kenne keinen ökobilanziellen Vergleich. Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass essbare Schalen unbedingt besser sind.“ Mehrweg sei die Lösung zur Müllvermeidung. „Oder jeder bringt seinen Teller selbst mit.“
Marcus Glöckler an seinem Wurststand – ohne Currywurst
| Bild: Eva Marie Stegmann
„Oft entscheiden Details“, sagt Felix Poetschke, Pressesprecher des Umweltbundesamts. Zum Beispiel, mit welchem Strom die Spülmaschine für das Mehrweggeschirr betrieben werde oder wie oft das Geschirr zum Einsatz komme.
Glöckler hofft auf ein Einsehen der Stadt
Für Feste oder Großveranstaltungen empfiehlt er ein komplettes Mehrwegsystem inklusive einer Spülmöglichkeit. „Wie es etwa bei Tassen auf Weihnachtsmärkten erfolgreich gemacht wird.“ Indirekt kritisiert er die Stadt Konstanz: „Wenig sinnvoll ist es sicherlich, als Kommune zu sagen: Wir verbieten Pappe und den Rest überlassen wir anderen.“
Auch Marcus Glöckler würde eine von der Stadt Konstanz gestellte Spülmöglichkeit begrüßen.
„Ich hoffe, dass die Stadt noch einmal auf mich zukommt. Ich habe mich für den Weihnachtsmarkt beworben und will dann auf jeden Fall wieder Currywurst verkaufen.“
Sieht man sich die Stimmen aus dem Gemeinderat zum Fall Currywurst an, gibt es noch Hoffnung: Klicken Sie auf die jeweilige Fraktion, um die Stellungnahmen zu lesen.