Es herrscht dicke Luft in Konstanz.

Die Schornsteinfeger wehren sich gegen Jörg Kachelmanns Vorwürfe, Heizen mit Holzöfen sei eine Umweltkatastrophe.

Werner Rottler, Obermeister der Schornsteinfegerinnung für den Regierungsbezirk Freiburg, der auch die Konstanzer Kaminkehrer angehören, ärgert sich über Kachelmanns Wortwahl: "Das ist, als würde man mit Kanonen auf Spatzen schießen."

"Die Holzbefeuerung ist auch heute noch mehr als zeitgemäß"

Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter prangerte der Meteorologe zuletzt immer wieder die hohen Feinstaub-Emissionen durch Holzöfen an, von denen es landesweit im Jahr 2016 etwa 1,6 Millionen gab.

Das könnte Sie auch interessieren

Dem entgegnet Werner Rottler: "Die Holzbefeuerung ist auch heute noch mehr als zeitgemäß", schiebt jedoch hinterher: "Natürlich sind Verbesserungsprozesse heim Heizen mit Festbrennstoffen weiterhin wichtig und nötig." An deren Umsetzung seien auch die Schornsteinfeger zentral beteiligt.

Bis 2024 sollen die alten Rußschleudern verschwinden

Grundlage sei die sogenannte Bundesemmissionsschutzverordnung aus dem Jahr 2010. Die besagt, dass jede alte Feuerstätte bis spätestens Ende 2024 durch eine neue ausgetauscht werden muss. "Wir sind seit Jahren dabei, veraltete Öfen nachzurüsten", erklärt er.

Das könnte Sie auch interessieren

Zudem führten die Schornsteinfeger mit Bürgern, die mit Kaminofen heizen, Beratungsgespräche über Holzlagerung und Holzgröße, über effizientere Feuerstätten und effektivere Filtertechnik.

Unruhe unter Konstanzer Schornsteinfegern

Von den Konstanzer Schornsteinfeger wollte sich auf Nachfrage zu der Feinstaub-Debatte offiziell niemand äußern. Doch auch hier herrscht der Tenor, Kachelmanns Aussagen seien überzogen.

"Staubmasken muss hier bei uns noch niemand tragen", heißt es beispielsweise hinter vorgehaltener Hand. Und auch sonst werde genug getan, um das Heizen mit Holz so umweltfreundlich wie möglich zu gestalten.

Schornsteinfegerinnung lädt Jörg Kachelmann an einen runden Tisch

Werner Rottler ist sich deshalb sicher: "Es gibt derzeit keinen sinnvolleren Brennstoff zum Heizen als einen aus nachwachsenden Rohstoffen." Dass künftig weiterhin Handlungsbedarf bestehe und der Feinstaubausstoß reduziert werden müsse, sieht allerdings auch er. "Da sind wir uns einig, aber diese Pauschalverurteilungen bringt uns nicht weiter".

Werner Rottler, Obermeister der Schornsteinfegerinnung für den Regierungsbezirk Freiburg.
Werner Rottler, Obermeister der Schornsteinfegerinnung für den Regierungsbezirk Freiburg. | Bild: Werner Rottler

Deshalb sucht Rottler nun das Gespräch: "Ich lade Herrn Kachelmann gerne ein, sich mit uns an einen Tisch zu setzen – und dann können wir über alle Fakten zu diesem Thema diskutieren."

Landesanstalt für Umwelt kann keine Aussage über Zusammensetzung des Feinstaubs in Konstanz treffen

Fakten, die Kachelmann bei seiner Argumentation heranzieht, sind unter anderem jene Feinstaubwerte, die zuletzt an der Messstelle Wallgutstraße im Konstanzer Paradies registriert wurden. Betrieben wird die von der Landesanstalt für Umwelt Baden-Württemberg (LUBW).

Auf die Frage, welchen Anteil Holzöfen an den gemessenen Feinstaub-Werten tragen, heißt es vonseiten der Pressestelle des LUBW, dass "keine direkte Aussagen über die Zusammensetzung des Feinstaubs" getroffen werden könne.

Auch in der Bewertung der LUBW, wie umweltverträglich das Heizen mit Holz tatsächlich ist, zeigt sich der Zwiespalt der gesamten Debatte. So weisen einerseits selbst "neue und gut gewartete Festbrennstofffeuerungen im Vergleich zu Heizöl- und vor allem Gasfeuerungen höhere Schadstoffemissionen" auf.

Andererseits sei Holz als nachwachsender Rohstoff auch eine "umweltfreundliche Möglichkeit zur Wärmeerzeugung."