Wer mit dem Holzofen heizt, ist ein Umweltsünder. Und in Konstanz gibt es zahlreiche Umweltsünder.
Das zumindest ist die Meinung des bekannten Meteorologen Jörg Kachelmann. Geht es nach ihm, verursachen Holzofenbetreiber durch das Freisetzen von Feinstaub eine wahre Umweltkatastrophe in Konstanz – und nicht nur dort:
"Es stinkt am Bodensee, Ort für Ort", wettert Kachelmann auf dem Kurznachrichtendienst Twitter. Ist Deutschlands beliebteste Touristen-Region tatsächlich vernebelt vom Holzofen-Smog?
Die Feinstaub-Debatte entbrennt neu – auch am Bodensee: Ist doch nicht der Diesel Schuld an der Luftverschmutzung, sondern der Holzofen?
Kachelmann befeuert mit seiner Aussage eine Debatte, die bereits seit Beginn dieses Jahres geführt wird. Sein Standpunkt: Der Verkehr und mit ihm der Diesel spielen kaum eine Rolle bei der Feinstaubbelastung der Luft.
Früher war die Luft in der @Stadt_Konstanz am Wochenende am saubersten. Heute ist es umgekehrt. Wenn die Holzofenioten am Werk sind, wird die Luft systematisch mit #Feinstaub angefüllt, der Verkehr ist völlig wurscht und irrelevant.
— Jörg | kachelmannwetter.com (@Kachelmann) 23. März 2019
Es stinkt am Bodensee, Ort für Ort. Gemütlich. pic.twitter.com/bsodLIHVwE
Die eigentliche Schuld an erhöhten Werten tragen laut Kachelmann andere, nämlich jene meist gut situierten Bürger, die einerseits mit erhobenem Zeigefinger den Diesel-Betrug der Autoindustrie anprangerten, sich andererseits aber nicht an die eigene Nase fassen möchten. Stattdessen überwinterten sie lieber vor dem vermeintlich umweltfreundlichen Kachelofen in ihrer warmen Wohnstube.
"Im Vergleich zu den Holzofen-Besitzern sind Dieselfahrer Waisenknaben", kommentiert Kachelmann auf Twitter weiter.
Die höchsten Feinstaub-Werte registrieren Messstationen häufig lange nach dem Berufsverkehr
Als Beleg führt Kachelmann die Feinstaub-Stundenwerte in der Wallgutstraße im Konstanzer Paradies an: "Die stolzen Holzofen-Besitzer haben es in der Stadt Konstanz auf das traditionelle 22-Uhr-Maximum geschafft", schreibt er dazu.
Und tatsächlich: Ausschläge bei den Feinstaub-Werten registrierte die im Paradies installierte Messstation zuletzt immer wieder deutlich nach dem Berufsverkehr, der vermeintlichen Schadstoffquelle Nummer eins, und am Wochenende.
"Es gibt sonst nichts anderes, was um diese Zeit in der Wallgutstraße derart viel Feinstaub erzeugen könnte", erklärt Kachelmann dazu auf Nachfrage. In Neubauquartieren, wo Kaminöfen teils schon zum Ausstattungsstandard gehören, sei die Luftverschmutzung häufig besonders gravierend – doch nicht über das gesamte Jahr hinweg. "Die Übergangszeiten, wenn die Zentralheizung noch nicht oder nicht mehr läuft, sind die dreckigsten Zeiten."
Kachelmann erntet neben Zustimmung auch Gegenwind
Auf dem Kurznachrichtendienst Twitter erhält Kachelmann für seine Äußerungen indes nicht nur Zustimmung: "Na ja, als Radfahrer an der Ampel hinter nem Diesel denkt man sich jedesmal, dass das Problem schon auch real existiert", schreibt beispielsweise ein Nutzer.
"Wäre gar nicht heizen und heizen zu verbieten vielleicht eine überlegenswerte Alternative?", fragt ein anderer ironisch.
Und wie heizt Kachelmann selber? „Ich besitze einen Kamin, den habe ich aber noch nie genutzt – aus Rücksicht auf meinen Nachbarn“, sagt er auf Nachfrage. In seinem Haus sorge stattdessen eine Ölzentralheizung zur kalten Jahreszeit für mollige Wärme.
Vorbildlich, Herr Kachelmann.