Wer am lautesten schreit, hat nicht grundsätzlich Recht.
Das gilt auch für Jörg Kachelmann, der seinen Auftritt beim Kurznachrichtendienst Twitter gezielt dazu nutzt, um gegen alles ins Feld zu ziehen, das dem eigenen Weltbild zuwider läuft. Dass Kachelmann dabei weiß, sich zu inszenieren und zu vermarkten, sei an dieser Stelle beiläufig erwähnt.
Jörg Kachelmann wettert gegen den Holzofen – doch so einfach ist es nicht
Sein neuestes Ziel: der Holzofen. Den hat der Meteorologe und Moderator mittlerweile als die einzig wahre Umweltsünde ausgemacht, auch im Konstanzer Paradies. Zuletzt hatte dort eine Messstelle erhöhte Feinstaubwerte vor allem nach dem Berufsverkehr aufgezeichnet, nämlich in den späten Abendstunden.
In Kachelmanns Augen der endgültige Beweis dafür, welch Katastrophe der Kamin für die Umwelt ist – und wie unschuldig der so viel gescholtene Diesel. Doch ganz so einfach ist es dann doch nicht.
Denn die Wahrheit liegt wie so häufig auch hier wohl irgendwo im Farbton Grau.
Holzöfen sind ein Teil des Gesamtproblems
Natürlich ist es richtig, dass Holzöfen während der Übergangszeiten jede Menge Feinstaub in die Luft feuern. Im Jahr 2016 waren es 2518 Tonnen (Feinstaub der Sorte PM10) in Baden-Württemberg. Das entspricht etwa 19,1 Prozent der gesamten Feinstaubbelastung im Ländle.
Dass Holzöfen ein Teil des Problems sind, ist also unbestritten. Sie sind es aber eben nicht alleine.
Holzöfen sind per Definition klimaneutral – Öl- und Gasheizungen sind es nicht
Denn wer das große Bild zeichnen möchte – was man von einem erfahrenen Meteorologen erwarten kann – und in diesem Kontext von einer Umweltkatastrophe spricht, der darf den Klima-Killer Kohlenstoffdioxid nicht außer Acht lassen. Und hier punkten eben auch die Kaminbefürworter, wenn sie sagen, dass Holz als erneuerbarer Brennstoff Teil des natürlichen Kohlenstoffkreislaufs ist.
Seine Verbrennung ist damit definitionsgemäß klimaneutral. Für die fossilen Brennstoffe Gas und Öl gilt das wiederum nicht.
Beide Formen des Heizens haben ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile
Die Komplexität des Themas also ist groß. Größer, als sie in der gesamten Debatte um das Thema Heizen mitunter abgebildet wurde. Da ist einerseits das klimaschädliche Kohlenstoffdioxid, das den Treibhauseffekt ankurbeln soll und vor allem von Öl- und Gasheizungen ausgestoßen wird; da ist andererseits der gesundheitsgefährdende Feinstaub, der Krebs verursachen soll und vorwiegend aus Kaminöfen stammt.
Beides gilt es zu beachten. Beide Formen des Heizens haben ihre Vor-, aber auch ihre Nachteile.
Wichtig ist nun, dass die Politik endlich handelt, und zwar in beide Richtungen, um die Belastung für die Menschen und für das Klima weiter zu senken. Denn hier wurde – trotz diverser Versprechen – Stand heute noch zu wenig getan.
Vielleicht hilft an dieser Stelle Jörg Kachelmanns lautes Geschrei auf Twitter über Konstanzer Feinstaub dann doch.