Sandra Sigg ist in diesen Tagen eine viel beschäftigte Frau. Eigentlich hätte sie diese und nächste Woche Urlaub. Doch daran ist gerade nicht zu denken. Sie hilft, wo sie nur kann.

Über die Facebook-Gruppe „Konstanzer Hilfsprojekt 2020“ hat sie Kontakt mit einer schwer kranken Frau aufgenommen. Die Gruppe in dem sozialen Netzwerk zählt bereits über 1.400 Mitglieder.
Sigg holte sie in Petershausen daheim mit dem Auto ab und brachte sie zur Praxis in der Seestraße. Doch damit nicht genug. Während der Untersuchung war Sigg noch bei der Post und in der Apotheke. Nach dem Arztbesuch brachte sie die Frau wieder nach Hause und war noch für sie einkaufen.

Hilfsbedürftige Menschen brauchen Zuwendung
„Für mich war der Tag emotional heftig“, sagt die 39-Jährige. Die ältere Frau habe öfters geweint und großen Redebedarf gehabt. Sie habe jemanden zum Zuhören gebraucht. Insgesamt war Sigg drei Stunden für die ihr zuvor unbekannten Frau da.
Siggs Erfahrung ist, dass die Menschen oft mehr brauchen, „als nur irgendwo hingefahren zu werden oder dass eingekauft wird. Die psychische Belastung ist in dieser Situation vor allem bei denen hoch, die auf Hilfe angewiesen sind“.
Ein Schwätzle vor der Haustür
So hat es auch Petra Kienle erlebt. Sie wohnt in Petershausen und hat sich in der Helferliste des SÜDKURIER #skverbindet eingetragen.
Ein paar Tage nach der Registrierung hat sich jemand bei ihr, ebenfalls aus Petershausen, gemeldet. „An der Haustür habe ich mit meinem Sohn nach meinem Einkauf beim Bäcker für das Ehepaar Müller noch ein kleines Schwätzle gehalten. Sie haben sich riesig gefreut.“

Nicht nur Hilfsbedürftige profitieren vom Helfen
Doch nicht nur Hilfsbedürftige freuen sich, wenn sie Hilfe bekommen. Auch Menschen, die jetzt besonders viel Zeit zuhause wegen Kurzarbeit oder verlängerten Semesterferien verbringen müssen, freuen sich, wenn sie einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen können.
So ist es bei Markus Renk. Der 27-Jährige studiert Wirtschaftsinformatik an der Hochschule für Technik und Gestaltung. „Ich wüsste nicht, was ich sonst mit meiner vielen Zeit machen sollte“, gibt er offen zu.

Helfer erfahren viel Dankbarkeit
Für eine ältere Dame, die im Paradies wohnt, war er schon zwei Mal einkaufen. Die Frau habe ihm die Einkaufstüten und das Bargeld durch das Fenster gegeben. Das sei einfach gewesen, da sie im Erdgeschoss wohne. Die vollen Tüten habe er ihr dann wieder vor die Tür gestellt, beschreibt der Student seine Hilfsaktion.
„Die Frau hat sich hundert mal bei mir bedankt. Sie wohnt alleine und hat sonst keine sozialen Kontakte“, sagt Renk.
Ganz kontaktlos lief das Treffen hingegen bei Sözdar Karaaslan am gleichen Tag in der Nähe vom Zähringerplatz ab.
„Die Einkaufsliste und das Geld hat die Dame in einem Briefumschlag auf einem Stuhl vor ihrer Haustüre hingelegt“, berichtet die 26-Jährige. Bepackt mit Einkaufstüten in der Hand habe sie nach dem ersten Laden noch in zwei weiteren nach Toilettenpapier Ausschau gehalten. Der Grund: Es war mal wieder ausverkauft.
Ihr Fazit des Einkaufs:

Auch ihre 23-jährige Schwester Helin war an diesem Tag im Einsatz und erledigte den Einkauf für eine Frau in Petershausen.
„Die ältere Dame hat sich sehr gefreut und wollte mir sogar zehn Euro als Dankeschön geben. Das Geld habe ich nicht angenommen. Es genügt mir, wenn ich anderen eine Freunde machen kann“, sagt Karaaslan.“ Helfen kann so einfach sein.