Die Lösung des Konstanzer Verkehrsproblems liegt in den öffentlichen Verkehrsmitteln, aber nicht in günstigen oder gar kostenlosen Fahrkarten. Zu diesem Urteil kamen die beiden Verkehrs-Experten, die zum öffentlichen Stammtisch der FDP-Fraktion geladen waren. Sowohl Stadtwerke-Chef Norbert Reuter als auch der Konstanzer Verkehrsplaner Stephan Fischer halten die Senkung der Buspreise für nutzlos, wenn es darum geht, die Innenstadt autofrei zu halten. Wer bereit ist, hohe Parkgebühren und Wartezeiten vor den Parkhäusern in Kauf zu nehmen, werde auch nicht für eine kostenfreie Busfahrt das Auto außerhalb der Stadt parken, sagte Fischer. "Das Busangebot muss allgemein attraktiver werden, nicht allein der Preis", stimmte ihm Norbert Reuter zu.
Reuter gab den rund 25 interessierten Bürgern einen ausführlichen Überblick über die Finanzierung der Busverbindungen. Die Erfahrungen der Städte, die das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs deutlich vergünstigt oder sogar ganz gebührenfrei laufen lassen, sei sehr unterschiedlich, so Reuter. Im Schnitt bringe Busfahren zum Nulltarif 20 bis 30 Prozent mehr Fahrgäste, die allerdings zu den Stoßzeiten fahren wollen, weil es sich dabei meistens um Pendler handelt. Das würde die Betriebskosten deutlich erhöhen, da die Stadtwerke mehr Busse und Fahrer einsetzen müssten. "Wir haben also keine Tariferlöse, aber deutlich höhere Kosten", fasst Reuter zusammen. Ohnehin werde der Busverkehr bereits durch Einnahmen aus der Fähre querfinanziert. Fielen dann noch die Bundeszuschüsse für vergünstigte Fahrkarten für Schüler, Studenten und Schwerbehinderte weg, gelte es etwa 15 Millionen Euro jährlich aus eigener Tasche zu finanzieren. Und das Verkehrs- und Parkplatzproblem in der Innenstadt sei dadurch noch nicht gelöst.
Für Verkehrsplaner Stephan Fischer ist vor allem die Taktung und die Attraktivität der Anschlüsse wichtig, um die Innenstadt zu entlasten. Der geplante Mobilitätspunkt am Schänzle-Nord mit Fernbusbahnhof und hunderten Stellplätzen soll Abhilfe schaffen. Speziell hier sei eine gute Anbindung wichtig, um den Park and Ride-Platz möglichst attraktiv zu gestalten. Beim Thema Wasserbus appelliert Fischer daran, in großen Dimensionen zu denken. Ein mögliches Fährschiff zwischen Petershausen und der Altstadt sollte mindestens 60 bis 100 Plätze haben, um viele Menschen zügig transportieren zu können. "Je kürzer die Wartezeiten, desto höher die Akzeptanz", sagte er. Auch Busabfahrten alle zehn Minuten seien besser als jede Viertelstunde oder gar halbe Stunde. Dennoch ist er der Meinung, Konstanz sei mit seinem aktuellen Busangebot "sehr gut aufgestellt". Norbert Reuter betonte, man passe den Busverkehr den Bedürfnissen der Stadt an, wie beispielsweise die Verlängerung der Linie 11 nach Staad mit Anbindung zur Fähre. Die koste jährlich 250 000 Euro mehr. "Konstanz wächst, das Angebot muss mitwachsen", so Reuter. Dennoch bemängelten Anwesende die Taktung der Busse vor allem auf dem Bodanrück und Wollmatingen, die vor allem abends schlecht zu erreichen seien.
Ein Thema, welches die Bürger bewegte, war die Haltestelle Sternenplatz. Laut Stephan Fischer sei ein möglicher Seehas-Haltepunkt noch nicht vom Tisch. Man prüfe gerade die technischen Voraussetzungen für den Anschluss an den Zug. Aber einen Großteil des Busverkehrs am Sternenplatz wenden und nur bestimmte Linien in die Altstadt fahren zu lassen, halten Fischer wie Reuter für kontraproduktiv. "70 Prozent der Fahrgäste wollen in die Altstadt. Dafür umsteigen zu müssen, verringert die Attraktivität des Busses", so Reuter. Jedoch bemängelten viele Anwesende eine verstopfte Busspur auf der Laube. Elisabeth Schöndienst aus Litzelstetten bringt es auf den Punkt: "Als Busnutzer im Autostau stehen geht einfach nicht."
Buspreise im Vergleich
Stadtwerke-Geschäftsführer Norbert Reuter gab einen Überblick über das Preisangebot der Stadtbusse in Konstanz im Vergleich zu anderen Städten. Die Stadtwerke haben ihr Angebot mit dem zwölf weiterer Busunternehmen in Städten wie Reutlingen oder Freiburg, die eine ähnliche Größe und Bevölkerungsstruktur aufweisen, verglichen. Die Preise jeweils im Durchschnitt der Städte und die Fahrkartenpreise in Konstanz:
Einzelfahrschein für ein Kind: im Schnitt 1,45 Euro, in Konstanz 1,30 Euro
Einzelfahrschein Erwachsener: 2,36 Euro, 2,40 Euro
Tageskarte: 5,10 Euro, 4,70 Euro
Monatskarte Schüler: 44 Euro, 35 Euro
Monatskarte Erwachsener: 46 Euro, 46 Euro
Jahreskarte: 568 Euro, 460 Euro