Luisa Rische

Der Einfluss der Wohnbau-Offensive auf das Bodenseeleitbild hat für scharfe Debatten am vergangenen Freitag auf einer Veranstaltung der Bürgergemeinschaft Allmannsdorf (BAS) gesorgt. So scharf, dass die Stadtverwaltung danach eine Pressemitteilung veröffentlichte, in der sie Antje Boll, Geschäftsführerin des BUND Konstanz, eine undifferenzierte Fundamentalopposition vorwirft. Der BUND reagierte mit Unverständnis auf die Auseinandersetzung via Pressemitteilung.

Was war passiert? Die BAS hatte zu einer Diskussionsveranstaltung mit dem Thema "Unsere Bodenseelandschaft – Gefahren, Perspektiven, Chancen“ mit OB Uli Burchardt und Antje Boll geladen. Die Naturschützerin übte im Rahmen der Veranstaltung Generalkritik am Handlungsprogramm, erklärte, Konstanz verstoße vielfach gegen die Grundsätze im Leitbild und forderte, auf die Wachstumsbremse zu treten. Sie kritisierte, dass immer dichter und nicht zielgruppenorientiert gebaut würde und die Verwaltung den Prozess, was und wie viel gebaut wird, nicht systematisch erfasse, genannt Monitoring.

OB Burchardt machte seine Position nicht nur während der Diskussion, sondern anschließend noch per Pressemitteilung deutlich: "Wir brauchen wieder einen BUND, der als Partner die Entwicklung dieser Stadt kritisch, aber konstruktiv begleitet." Auf Nachfrage heißt es, Aussagen des BUND zum Handlungsprogramm Wohnen seien der Qualität des Handlungsprogramms nicht gerecht geworden. Konkret schreibt die Verwaltung, eine Wachstumsbremse sei unsozial und die soziale Frage ende nicht beim geförderten Wohnungsbau. Mit dem Monitoring habe man in diesem Jahr begonnen.

Die Reaktion folgte prompt. Die Stadt habe bei der Entwicklung des Handlungsprogramms Gesprächsangebote ausgeschlagen, erklärt der BUND. Auf Nachfrage sagt Boll, es gehe nicht darum, gar nicht zu bauen, sondern was, wie viel und für wen gebaut wird. Auch von den Zuhörern des Abends habe sie Zustimmung bekommen, dass etwas verkehrt laufe. Boll beschwichtigt aber auch: "Wir arbeiten in vielen Bereichen mit der Verwaltung sehr gut zusammen." Es sei dieses eine Thema, das vollkommen schieflaufe. "Dass das jetzt so eskaliert, ist nicht in unserem Sinn und nicht unsere Schuld."

Konstruktiv und differenziert. So beschreibt Sven Martin, BAS, Bolls Vortrag: "Er war kritisch, aber das sind Zielkonflikte, die angesprochen werden müssen. Das muss möglich sein." Der Wohnungsbau sei wichtig und richtig für Konstanz. Ziel des Programms sei es aber auch, den Preisanstieg zu stoppen. "Und die subjektive Meinung ist, dass sich die Preisspirale schneller dreht. Ich glaube, es ist eine Debatte, die viele interessiert", sagt Martin.
 

So geht es weiter

Die Stadtverwaltung, die erklärt, sie habe das Gespräch mit dem BUND nicht grundsätzlich abgelehnt, es habe aber unterschiedliche Auffassungen zum Format gegeben und man habe schon vorher dem BUND einen regelmäßigen Jour fixe zum Thema Wohnen angeboten, ist nun mit einem Gesprächsangebot auf den Naturschutzverband zugegangen. Sie will die Kritik aufgreifen und sich damit auseinandersetzen. Der BUND plant seinerseits einen Arbeitskreis Nachhaltige Stadtentwicklung, um Lösungen zu diskutieren.

Dateiname : Pressemitteilung des BUND
Datum : 09.12.2016
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Dateiname : Pressemitteilung der Stadt Konstanz
Datum : 09.12.2016
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