
Das erste Stadium ist das Ei. Nur die weiblichen Schmetterlinge legen Eier an die Futterpflanzen. Es gibt längliche und kugelförmige, glatte und gerippte, große und kleine Eier. Das Schwierige ist für die Mainauer, bei 120 verschiedenen Falterarten immer ausreichend Futterpflanzen zu haben, da jede Raupenart eine ganz spezielle benötigt.

Nach etwa zwei Wochen schlüpfen die Raupen. Raupen haben nur einen einzigen Lebenszweck: Fressen. Dieses Larvenstadium dauert zwei bis drei Wochen.
30 Prozent der Falter vermehren sich im Mainauer Schmetterlingshaus, die restlichen 70 Prozent kommen von Züchtern aus Afrika, Süd- und Mittelamerika, Asien oder England. Die Raupen werden in Netzen an den Futterpflanzen gezogen.

Wenn die Raupen sich im Ausland verpuppt haben, kommt einmal pro Woche ein Päckchen mit Styroporschachteln auf der Mainau an. „Die Züchter müssen die Puppen so parat haben, dass sie exakt nach fünf Tagen ankommen und nicht schon im Paket schlüpfen“, erklärt Stefan Reisch, der das Schmetterlingshaus auf der Insel leitet. Kurios: Die Tiere bewegen sich auch in der Puppe zwischen den Watteschichten.
Die 14 Tage in der Puppe sind die heikelsten auf dem Weg zum Schmetterling. In diesem Stadium ist die Puppe Unwetter und Feinden ausgeliefert. Deshalb ist eine gute Tarnung wichtig. Auf der Rinde sind manche Puppen braun, andere auf den Pflanzenblättern sind grün. Wieder andere leuchten golden, um nicht wie Nahrung auszusehen.
„Es ist absolut unglaublich, was sich in einer Puppe abspielt“, sagt Stefan Reisch. „Die Raupe löst sich in eine fast flüssige Substanz auf und entwickelt sich in wenigen Tagen oder Wochen zu einem vom Aussehen her völlig anderen Lebewesen und ist flugfähig.“ Vorher allerdings macht er die zugekauften Puppen fit fürs Schmetterlingshaus und fädelt sie an Bindfäden auf.
Dann werden die Puppen an Holzstäbe geknotet und im Schmetterlingshaus aufgehängt, wo sie schließlich schlüpfen.
„Der große Aufwand der Zucht auf der Mainau lohnt sich“, sagt Stefan Reisch, „mir ist es sehr wichtig, dass unsere Besucher den kompletten Lebenszyklus, vom Ei über Raupe und Puppe bis zum Schmetterling sehen.“

120 verschiedene Falterarten schwirren durch das 1000 Quadratmeter große Haus auf der Mainau. Lange leben sie allerdings nicht. Im Schnitt wird ein Schmetterling drei bis vier Wochen alt, die kleineren sterben erst nach acht Wochen. Bis dahin verzücken sie die Besucher der Blumeninsel – und legen die Eier für die nächste Schmetterlingsgeneration.