Die Diskussion endet nach über 100 Facebook-Kommentaren. "Was für ne Katastrophe." Eine treffende Zusammenfassung. Eine Vielzahl der Antworten, die auf eine einfache Frage gegeben werden, sind schlicht dies: katastrophal. Warum auf der Alten Rheinbrücke keine deutsche Fahne weht. So lautet der Beitrag in der Gruppe "Du bist aus Konstanz, wenn...".
Pünktlich zum großen Fußball-Turnier kehrt die Frage nach den Fahnen zurück
Er passt, im Gegensatz zu manch anderem dort, ganz gut zu ihrer Grundidee: Man soll sich gerne über das historische und heutige Konstanz austauschen. Von einem netten Austausch kann in vielen Reaktionen auf die Frage nach der Brücken-Beflaggung keine Rede sein. Sie wird auffällig oft im Zweijahres-Rhythmus der Fußball-Großturniere gestellt.
Eigentlich sind alle Interessen abgedeckt
Die Antwort kennen viele Konstanzer deshalb bereits: Die Fahnen zeigen das Großherzogtum Baden, Baden-Württemberg, die Partnerstädte, die weiteren Bodenseeanrainer und die Länder, aus denen die meisten Touristen nach Konstanz kommen.
Auch der Facebook-Nutzer erhält diese Antwort, plus den Hinweis: Die deutsche und die europäische Fahne wehen gemeinsam mit dem Konstanzer Wappen in der direkten Nachbarschaft. Regional, national, international und vereinigt-europäisch. Damit sollte nun wirklich jeder zufrieden sein können, es gibt nun einmal nur 14 Masten auf der Rheinbrücke.
Fragen: ja, beleidigen: nein
Der Fragesteller mag die deutsche Fahne offenbar gerne, auf seinem Profil nutzt er sie als Hintergrund. Blickt man ins Stadtbild, ist es zwar während der Fußball-WM nicht mehr Mode, Schwarz-Rot-Gold zu zeigen – kein Vergleich zu vorigen Turnieren seit 2006. Nach ihrer Präsenz zu fragen, ist aber nicht verboten.
Sehr wohl untersagt ist es, in der Gruppe "Du bist aus Konstanz, wenn..." andere zu provozieren oder persönlich anzugehen. Wer das doch tut, "fliegt raus", schreiben zumindest die Administratoren der Seite. Auch politische Äußerungen seien nicht gewollt und werden gelöscht.
Beides falsch: schwingen mit der Nazikeule und betrauern von fehlendem Nationalstolz
Beides geschieht in der Diskussion über das Für und Wider einer Deutschland-Beflaggung dennoch. Die eine Seite schimpft über mangelhaften Nationalstolz und fehlende Heimatliebe, selbst die reglosen Lippen von Fußballnationalspielern müssen herhalten.
Die andere Seite schwingt dafür pauschal die Nazi-Keule und interpretiert die erst einmal neutrale Frage des Facebook-Nutzers als rechte Hetze. Falsch ist beides und altbacken dazu, ist es heute doch leicht wie nie, miteinander ständig und überall in Kontakt zu treten. Sachlich und im netten Austausch, wie es die Regeln der Gruppe vorsehen.
Es gibt auch in Konstanz rechte Polterer
Stattdessen sinkt das Niveau, sobald der politische Bezug zunimmt. Und dies nicht nur in den sozialen Netzwerken, sondern zunehmend auch im Konstanzer Alltag. Diese Stadt ist wahrlich kein braunes Nest. Blickt man auf die Wahlen der vergangenen Jahrzehnte, ist es, wenn überhaupt, ein schwarz-grünes.
Dennoch steigt auch hier die Zahl der Fraktion "Das wird man wohl noch sagen dürfen", dennoch hissen hier rechtsextreme Gruppen Banner mit kruden Theorien und verhüllen die Imperia, dennoch schleichen sich Personen in den Fasnachtsumzug und blöken per Plakat: "Die bunte Republik, das große Kotzen."
Sachlich währt am längsten
Diese Leute warten nur darauf, als Nazis beschimpft zu werden, es ist Wasser auf ihren Mühlen. Viel wirksamer ist es, sie mit Argumenten zu entwaffnen. Der Austausch ist, wie gesagt, leichter denn je. Und es gibt Hoffnung: Die Nutzerin, die sachlich die Konstanzer Fahnen-Politik erläutert, erhält mit Abstand die meisten Gefällt-Mir-Angaben.