Mehr als 2300 Menschen aus Konstanz, Kreuzlingen und Umgebung kamen gestern ins Bodenseeforum um sich bei der DKMS und deren schweizerischen Partnerorganisation Swiss Blood Stem Cells (SBSC) für eine Knochenmarkspende registrieren zu lassen. Die große Welle der Hilfsbereitschaft war für die an Blutkrebs erkrankte Isabel Allert ausgelöst worden, die dringend auf eine Knochenmarkspende eines sogenannten genetischen Zwillings angewiesen ist.
"Es hätte nicht besser laufen können", sagte Vater Steffen Allert glücklich. "Es gab nie Leerlauf", berichtete er über den stetigen Zustrom an Registrierungswilligen. "Um zu verhindern, dass wir Schweizer einfach nach Hause schicken müssen, habe ich Kontakt mit dem SRK aufgenommen", erzählte er. 1985 in Deutschland wohnende Personen ließen sich bei der DKMS registrieren, sagte Daniel Wilhelm von der Spenderneugewinnung, nach Abschluss der Aktion. Die SBSC, eine Einrichtung des Schweizerischen Roten Kreuzes (SRK), verzeichnete rund 350 Neuaufnahmen von Schweizer Bürgern, teilte die Projektverantwortliche Nina Sonderegger mit. Teilweise gab es lange Schlangen, aber alle warteten geduldig.Auch der Oberbürgermeister Uli Burchardt war unter denen, die sich neu registrieren ließen. Ein Wattestäbchen in die linke Backentasche, eine Minute einwirken lassen, dann das gleiche mit der rechten Seite. Schließlich noch die Spucke zwei Minuten lang an der Luft antrocknen lassen, um die zwei Stäbchen dann in eine Kartonhülle zu packen. Das Ausfüllen des Registrierungsbogens übernahm Helfer Antonio Anciello aus Kreuzlingen. "Ich bin ein guter Bekannter von Isabels Vater", begründete er sein Engagement.
"Das ist eine gute Gelegenheit, um sich zu registrieren zu lassen", erläuterte Fabio Crivellari (CDU) seine Teilnahme. Neben der Möglichkeit, dass er als Spender für Isabel oder jemand anderen in Frage komme, ist für ihn noch etwas wichtig: "Die Registrierung ist auch eine Wertschätzung der Helfer und Unterstützer.". Ihn begleitete Alexandra Bek. Sie hatte sich bereits vor sieben Jahren typisieren lassen. "Ich kam leider noch nicht in die engere Auswahl", sagte sie.
Bianka Fricke kam eigens aus Tuttlingen angereist. "Das ist so nah dran, dass ich unbedingt mitmachen wollte", erzählte sie. "Ich hoffe, dass jemand für Isabel dabei ist und ihr helfen kann." Diana Straub fuhr aus Überlingen nach Konstanz. "Isabel ist eine Freundin von meinem Freund", berichtete sie. "Ich habe über Facebook und durch meinen Freund von der Aktion erfahren", ergänzte sie. Da sie erst 17 Jahre alt ist, durfte sie sich registrieren lassen, kann aber erst Knochenmarkspenderin werden, wenn sie volljährig ist. "Ich habe das auf Facebook gesehen und gedacht, da gehe ich hin", erzählte ihr Freund Moritz Kudermann aus Konstanz. "Natürlich will ich helfen", erklärte sein Kumpel Simon Kukulla, ebenfalls aus Konstanz.
"Wir hatten einen Fall in der Familie", erzählte Sylvia Madl aus Dettingen. "Der ist glücklicherweise gut ausgegangen", fügte Ehemann Franz hinzu. Sebastian Hauff aus Kreuzlingen brachte sieben Freunde mit. "Wenn ich helfen kann, dann versuche ich zu helfen", sagte er nachdrücklich. Sandra Czajka aus Konstanz hatte über Knochenmarkspender Guido Sondern im SÜDKURIER gelesen. "Darüber bin ich auf die Registrierung gestoßen", berichtete sie. Das Ehepaar Sonia und Giuseppe Custodero aus Kreuzlingen hat sich ganz spontan zur Teilnahme entschlossen. "Wir haben das heute Morgen gesehen, als wir zum Brunchen gefahren sind", berichtete sie. Ehemann Giuseppe fand es gut, dass er in Konstanz zur Registrierung konnte.
Typisierungskosten
40 Euro kostet in Deutschland eine Typisierung. Üblicherweise werde bei Typisierungsaktionen rund ein Viertel der erforderlichen Kosten durch Spenden erbracht, teilte Daniel Wilhelm von der DKMS mit. In Konstanz könnte der Anteil höher sein, sagte er mit einem Blick auf die Spendenbox. Trotzdem benötigt die DKMS weitere Spenden. Diese können auf das Konto mit der IBAN DE65 6415 0020 0003 3363 55 und dem Stichwort Isabel eingezahlt werden. In der Schweiz kostet eine Typisierung 120 Franken, berichtete Nina Sonderegger von der SBSC. Diese müssen auch über Spendengelder finanziert werden. (nea)