Der neue Veranstalter des Konstanzer Weihnachtsmarkts ist der alte. Der Gemeinderat hat am Donnerstag kurz vor Mitternacht in nichtöffentlicher Sitzung beschlossen, dass Heinrich Stracke und sein Sohn Levin den Budenzauber auch in den nächsten drei Jahren ausrichten können. Die zuletzt im Rennen verbliebenen Konkurrenten hatten das Nachsehen, obwohl sie die vielfach geforderte Runderneuerung des Marktes versprachen. Thomas Spörrer, der mit seiner Firma Event Promotions Veranstalter des Hüttenzaubers in Singen ist, und Schausteller Heinz Gebauer, den man in Konstanz von der Frühjahrs- und Herbstmesse kennt, konnten die Politik nicht überzeugen.
Über die Mehrheitsverhältnisse wurde zunächst nichts bekannt. In einer Pressemitteilung informierte die Stadtverwaltung um 0.01 Uhr über das Ergebnis. Kriterien waren demnach „unter anderem die Gestaltung des Marktbildes, der Branchenmix sowie das Waren- und Gastronomieangebot“. Klar ist aber, dass die Karten in drei Jahren neu gemischt werden. Der vom Gemeinderat erteilte Zuschlag gilt lediglich für 2017, 2018 und 2019. Auch für diesen kurzen Zeitraum werde er Innovationen auf dem Weihnachtsmarkt bieten, sagte Stracke schon vor der Entscheidung. Unter anderem hat er eine große Eislaufbahn ins Gespräch gebracht. Stracke ist seit 28 Jahren Veranstalter des Weihnachtsmarkts und führte ihn zu seiner heutigen Größe.
Die Stadträte diskutierten fast drei Stunden hinter verschlossenen Türen über die Vergabe. Sie war nötig geworden, weil sich bei der Stadt vergangenes Jahr mehrere Interessenten gemeldet hatten, die die Weihnachtsmarkt-Fläche auf der Marktstätte und am Hafen ebenfalls nutzen wollten. Überrascht musste das Rathaus innerhalb kurzer Zeit ein Verfahren entwickeln, bei dem alle Bewerber gleiche Chancen haben sollten. Eine Arbeitsgruppe des Gemeinderats entwickelte dazu die Kriterien. Bis zur nächsten Ausschreibung soll der Forderungskatalog an Bewerber in Sachen Sortimente, Sicherheit und Charakter des Marktes nach SÜDKURIER-Informationen noch deutlich ausgeweitet werden.
Im Vorfeld der Gemeinderatsentscheidung hatte es eine der größten Unterschriftensammlungen der vergangenen Jahre gegeben. 10 248 Menschen unterstützen die Forderung angestammter Händler, dass der Weihnachtsmarkt in seiner derzeitigen Form erhalten werden solle. Oberbürgermeister Uli Burchardt nahm die Listen persönlich entgegen. Eine Parteinahme für einen bestimmten Veranstalter sah er darin nicht. Wenn so viele Menschen ein Anliegen hätten, schenke er diesem Gehör und nehme sich Zeit, sagte er vor der Sitzung dem SÜDKURIER.
Michael Breuninger als Sprecher der mit Heinrich Stracke verbundenen Händler nahm die Entscheidung in einer ersten Reaktion in der Nacht zum Freitag erfreut und erleichtert auf. Die politische Entscheidung schaffe Kontinuität für den Weihnachtsmarkt. Zudem sichere sie den Händlern und Gastronomen, die bei einem neuen Veranstalter nach seiner Einschätzung keine Chance gehabt hätten, einen wichtigen Teil ihrer Existenz. Für den Jahresumsatz sei der Weihnachtsmarkt von großer Bedeutung, so Michael Breuninger, der bis Ende 2016 das Café Markstätte betrieb.
Weihnachtsmarkt
Der Konstanzer Weihnachtsmarkt gehört zu den größten in Baden-Württemberg. Geschätzt zieht er während der vier Wochen jährlich rund eine halbe Million Besucher an. Seit Jahren bemühen sich Touristiker und Veranstalter, den Markt auch im Ausland bekannt zu machen, etwa in Frankreich oder Italien. Der Eröffnungstermin für 2017 ist noch offen, bisher war es stets der Donnerstag vor dem ersten Advent.