Begonnen hat alles mit einem Fest. Alaa Abla, 26, hat ein Faible für Feste. Und für Menschen.
Bei einem Fest, für das er mit einigen anderen Syrern im Café Mondial die Speisen vorbereitet hatte, wird er gefragt, ob er auch für eine private Feier das Catering stellen könne. Er sagt begeistert zu und eine Idee ist geboren: Der Flüchtling Alaa Abla steigt ins mobile Gastronomiegewerbe ein.
Vom Flüchtling zum Bistro-Betreiber
Heute leitet Alaa Abla gemeinsam mit Maria Culebras und Mahmoud Mahmoud die „Damaszener“, ein arabisches Bistro am Gottmannplatz. Alaa Abla hat seine Heimatstadt Damaskus bereits 2009 verlassen, ging nach Libyen, wo sein Vater arbeitete und beschloss 2015, weiter nach Europa zu flüchten.
Eröffnet hat das Trio den Betrieb vor etwa sechs Monaten. „Ich freue mich, dass es läuft“, sagt Alaa Abla, „und dass wir nicht ins Minus geraten sind.“ Jeden Monat könne er seinen Mitarbeitern Gehalt zahlen – wenn auch noch kein großes. Den Catering-Service gibt es nach wie vor – die Gäste können sich vor Ort bedienen oder die Speisen nach Hause liefern lassen.
Drei Migranten wagen sich in die Selbstständigkeit
Alleine wollte Alaa Abla nicht in das Geschäft einsteigen – es fehlte auch das Geld. Dabei konnte Maria Culebras helfen, selbst Migrantin, die ebenfalls 2015 aus Spanien nach Deutschland kam. Als Krankenschwester ist sie in Deutschland sehr gefragt und kam direkt mit einem Arbeitsvertrag mit dem Klinikum nach Konstanz.
„Die B2-Prüfung für Deutsch hatte ich schon in Spanien gemacht, aber ich habe nicht so viel verstanden. Das Café Mondial schien mir eine gute Idee, um Menschen kennen zu lernen“, berichtet die 26-Jährige. Jetzt jongliert sie mit zwei Jobs: nach wie vor arbeitet sie in ihrem Beruf, inzwischen allerdings in Münsterlingen in der Schweiz. „Wenn ich Frühdienst habe, komme ich danach hierher ins Damaszener und mache die Papiere und, was sonst zu erledigen ist“, erklärt sie.
Mit der deutschen Bürokratie will sich sonst keiner aus dem Team auseinandersetzen. Maria Culebras hat die komplexe Aufgabe geduldig übernommen, weil ihr das gemeinsame Projekt wichtig ist. „Ich habe mir dazu viel kaufmännisches Wissen angelesen, auch mithilfe der IHK„.
Arabische Kunden sind wählerischer als deutsche
Nicht ganz einfach sei es, die nötigen Lebensmittel zu bekommen, sagen Maria Culebras und Alaa Abla. Ein Lieferant in Singen, der die Produkte von einem Großhandel in Stuttgart bekomme, könne die meisten Wünsche erfüllen. Außerdem arbeite er mit einem türkischen Metzger zusammen, der das Fleisch halal, also für Muslime zulässig, liefere.
Die Kunden kommen übrigens nicht zum größten Teil aus arabischen Ländern. „Ich dachte, dass ich mehr arabische als deutsche Kunden haben würde“, sagt Alaa Abla, „aber es waren von Beginn an etwa gleich viele“. Viele würden schnell zu Stammkunden. „Die Araber sind wählerischer, manche sagen, dass es ihnen nicht schmeckt, weil sie die Zubereitung anders gewöhnt sind.“
Eine weitere Beobachtung der Gastronomen: „Unter den Kunden sind sehr viele Nicht-Konstanzer, etwa Araber aus Stockach, die gerne herkommen, um einmal nicht selbst zu kochen.“
Auch im Ikrams wird arabisch gekocht
Schon länger gibt es das Restaurant Ikrams, das libanesische Küche bietet, aber am jetzigen Standort in der Innenstadt ist es erst seit einem halben Jahr. Auch Ikram Nassar, die seit 27 Jahren in Konstanz lebt, kam als Flüchtling nach Deutschland – allerdings bereits 1990, damals herrschte im Libanon Krieg.
In Konstanz hat sie über viele Jahre Erfahrung in der Gastronomie gesammelt – in verschiedenen Funktionen. 2013 hat sie endlich gewagt, ihren Traum zu realisieren und ein eigenes Restaurant zu eröffnen: zunächst in der Eichhornstraße, vor einem halben Jahr zog das Ikrams dann in die Innenstadt um.
„Es ist ein Familienbetrieb, ich leite es zusammen mit meinen beiden Töchtern“, sagt sie. Der Umzug ist zwar wegen der hohen Pacht ein Risiko, bisher aber läuft das Geschäft gut. Die Brauerei Ruppaner hatte ihr die Räume in der Bodanstraße 4 angeboten.

Leichte arabische Küche liegt im Trend – und eignet sich auch für Vegetarier
Zwei Gründe sieht Ikram Nassar als ausschlaggebend dafür an, dass im Moment ein regeres Interesse an der arabischen Küche besteht als noch vor Jahren. „Die Deutschen reisen viel – und wollen die Speisen der Länder bewusst wieder erleben, in denen sie im Urlaub waren“.
Und zweitens: Die mediterrane und arabische Küche gelte als leicht und gesund. Sie lasse sich gut als vegetarische oder vegane Küche genießen – das komme vor allem dem Anspruch junger Menschen entgegen.
Arabische Gäste, die bei ihr essen, kommen ebenfalls teilweise von weit her: Sie habe regelmäßig libanesische Kunden aus Zürich, Stuttgart und München, ebenso wie Gäste aus den Vereinigten Arabischen Emiraten und Saudi-Arabien, die zum Teil in den Schmiederkliniken in Konstanz oder Allensbach weilen.
Auch Syrer mit Flüchtlingsstatus kämen, allerdings seltener. Syrische Flüchtlinge stellen dafür einen Teil des Personals. „Ich beschäftige zehn Personen aus Syrien„, erläutert Nassar. Das helfe ihr, da es schwer sei, Personal zu finden. Als Gegenleistung helfe sie ihren Angestellten, sich in der deutschen Kultur und deutschen Sitten zurechtzufinden.