Mit der Feststellung, bereits im September mit der Weinlese zu beginnen, sei in den vergangenen Jahren nichts Außergewöhnliches bei den Reichenauer Winzern gewesen, leitete der Geschäftsführer der Rebenaufbau- und Weinbaugenossenschaft der Insel Reichenau eG, Max Uricher seine Rückschau auf das Weinbaujahr 2017 ein.
Dass aber noch vor Oktober alle konventionell angebauten Sorten eingeholt waren, sei sicherlich einmalig, so Uricher weiter. Anlass der Rückschau waren die gemeinsam abgehaltenen Generalversammlungen der beiden eng miteinander verknüpften Genossenschaften der Insel, die sich dem Weinbau verschrieben haben.
Die Natur zerstört die Trauben
"Ein turbulenter Jahrgang hat seinen Abschluss gefunden" resümierte Uricher. Kaum ein die Traubenproduktion betreffender Natureinfluss sei 2017 ausgelassen worden. Ein früher Austrieb bei den Reben, der dem starken Spätfrost Ende April standhalten musste, extreme Trockenheit mit hohen Temperaturen im Juli, Starkregen verbunden mit schwüler warmer Luft im Sommer und nicht zuletzt ein gerade mal 3 Minuten langer Hagelschauer Anfang Juli, der Schäden bis zu 35 Prozent verursachte, brachte das Jahr mit sich.
Trotz dieser widrigen Umstände gab es auch Gutes zu berichten. Die Kirschessigfliege habe weniger Probleme gemacht und man habe auch weniger Eiablagerungen feststellen können. Auch das gute, trockene und kalte Herbstwetter habe bei den späteren (Bio-)Sorten schöne Ergebnisse gebracht. Nichtsdestotrotz hatten die Winzer bei den frühen Sorten wie zum Beispiel dem Müller-Thurgau mit den Folgen der schwierigen Voraussetzungen kämpfen.
So mussten die mit Botrytis und Essigfäule befallenen Trauben mühsam aus der Lese entfernt werden. Hinzu kam aber auch, dass in den vergangenen Jahren Weinbauflächen gerodet wurden, um neuen Rebstöcken Platz zu machen, die jedoch erst nach zwei oder drei Jahren die volle Erntemenge bringen.
Kein Vergleich mit 2016
Trotz alledem lag die Erntemenge sogar über dem Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre. Ein direkter Vergleich mit dem Jahrgang 2016 verbiete sich aber, so Max Uricher abschließend zu seiner Rückschau, da dieser sowohl was Erntemengen als auch was die Qualität betrifft, wohl mehr als außergewöhnlich gut war.
Der Ausblick ins nächste Jahr fiel dagegen kurz und bündig aus. Ganz neue Flächen wird es 2018 nicht geben, der Aufbau der Fläche "Moos" ist erst für 2019 vorgesehen. Anders ist es bei den Rodungen für Neuanpflanzungen auf den bestehenden Flächen. Da sollen nächstes Jahr insgesamt 79 ar bearbeitet werden.
Kritik gab es seitens Winzer hinsichtlich der Bodenbearbeitung durch die Genossenschaft. Dem konnte Uricher entgegenhalten, dass man reagiert und einen neuen Traktor sowie Mulcher angeschafft habe und versprach, dass es nächstes Jahr zur Kritik keinen Anlass mehr geben werde.
Beim Winzerverein leitet seit knapp einem Jahr Manfred Krämer als Geschäftsführer die Geschicke der Genossenschaft. Auch im Vorsitz des Vorstands hat sich etwas getan, da hier nun Gabriela Steffens verantwortlich zeichnet.
Sie konnte berichten, dass die Verhandlungen mit der Gemeinde hinsichtlich des Umbaus der Verkaufsräume im Münster nun endlich positiv verlaufen seien und schon am 8. Januar mit den Abrissarbeiten begonnen werden soll. Steffens zeigte sich optimistisch, dass die neuen Verkaufsräume schon im Frühjahr 2018 eingeweiht werden könnten. Dabei soll auch das 1200-jährige Bestehen des Weinbaus auf der Insel gefeiert werden.
Wein auf der Reichenau
Während der Winzerverein Insel Reichenau eG bereits im 19. Jahrhundert gegründet wurde, existiert die Rebenaufbau- und Weinbaugenossenschaft der Insel Reichenau eG "erst" seit 42 Jahren. Letztere wurde gegründet, um dem endgültigen Niedergang des Reichenauer Weinbaus, der sich in den 1970er Jahren abzeichnete, entgegen zu wirken. Seither werden die Generalversammlungen gemeinsam abgehalten, da bei den Mitgliedern häufig Personenidentitäten bestehen.