Christof Stelz redet schnell am Telefon, ist hörbar berührt vom Thema. „Es geht darum, dass die Kälber gerettet werden, anstatt beim Schlachter zu landen“, sagt der 52-Jährige, der sich bei dem Verein Animal Pride für den Schutz von Tieren einsetzt. Er spricht von den Kälbern, die ein Tierspediteur am Samstag zu einem leeren Schuppen bei Dettingen gebracht hat. Zuvor hatte ein 17-Jähriger 40 Kälber im Internet bestellt. Da die Tiere illegal untergebracht und unzureichend versorgt waren, beschlagnahmte das Veterinäramt am Sonntag die noch lebenden Tiere. Zwei Kälber waren bereits verendet und zehn mussten die Amtstierärzte einschläfern.
Der Aktivist Christof Stelz und seine Mitstreiter Stefan Baier und Simon Rucker, alle bei Animal Pride aktiv, haben einen Plan. Wenn es nach ihnen geht, soll der Verein die Kälber kaufen, sobald sie wieder gesund sind. „Wir möchten ihnen eine angenehme Zukunft auf einem Lebenshof ermöglichen“, sagt Stelz. Die eher unter dem Begriff Gnadenhof bekannten Bauernhöfe nehmen Tiere auf, um ihnen einen schönes Leben zu ermöglichen, ohne dass sie für die Milch- oder Fleischproduktion genutzt werden. Die Kälber, die das Veterinäramt derzeit versorgt, seien nur vermeintlich gerettet, sagt Stelz. Denn wenn sie wieder gesund seien, würden sie doch geschlachtet oder zur Milchproduktion genutzt.
Dieses mögliche Szenario bestätigt auch Cornelia Pfleghar, Leiterin des Veterinäramts beim Landkreis Konstanz. „Wir versorgen die Tiere, bis sie vermarktungsfähig sind“, erklärt sie. Dann seien sie Schlachtkälber. Obwohl ihr Amt die Tiere beschlagnahmt hat, seien sie derzeit noch Eigentum des Käufers. Erst wenn die Übereignung an das Veterinäramt rechtlich abgeschlossen sei, würden sie an den Meistbietenden verkauft. „Ich schätze, es wird zwei bis drei Wochen dauern, bis die Tiere gesundheitlich stabil sind“, sagt Pfleghar. Ob auch ein Verein wie Animal Pride die Tiere kaufen könne? „Ja, natürlich geht das theoretisch.“ Sie ergänzt, dass der Käufer beim Veterinäramt als Nutztierhalter angemeldet sein muss.
Wie das Leben von Kühen auf einem Gnadenhof aussehen kann, beschreibt Sabine Massler aus Tengen. Sie hat 2016 den Verein Lebenshilfe Kuh und Co gegründet, der nach eigener Aussage 85 Rinder auf drei Höfen finanziert. „Moderne Sklaverei des 21. Jahrhunderts“ nennt sie die Nutzung von Tieren in der industriellen Landwirtschaft. „Auf den Lebenshöfen haben die Rinder Weidegang, bekommen Futter und werden vom Tierarzt versorgt“. Vor allem aber würden die Tiere nicht ausgebeutet. Die Versorgung eines jeden Rinds koste pro Monat zwischen 100 und 120 Euro, die der Verein über Spenden von Tierpaten finanziere. „Wir können im Moment keine neuen Tiere mehr aufnehmen, weil uns der Platz und das Geld fehlen“, sagt Massler. Gemeinsam mit den Aktivisten von Animal Pride möchte sie aber nach Alternativen suchen.
Tierschützer Stefan Baier hofft, dass sich Menschen bei Animal Pride melden, die wirklich helfen wollen. „Betroffenheit zeigen viele, aber die wenigsten tun etwas“, sagt er. Man könne sich eine Patenschaft ja auch teilen, zum Beispiel als Verein oder mit Freunden.