Als sich die Nachricht verbreitete, äußerten zahlreiche Konstanzer ihr Mitgefühl über den Verlust eines Originales. Eine Frau schrieb: "Er hat den Turm und den Platz ausgemacht. Ruhe in Frieden. Er hat mir Sicherheit gegeben und Freude." Als Turmwächter René Ménasanga trat er gesundheitshalber zuletzt etwas kürzer. "Aber er war immer oben, wenn das Wetter halbwegs gut war", erzählt Wolfgang Bosch, ein langjähriger Freund.

René Ménasanga kam aus Agen bei Toulouse. Seit 1982 lebte er in Deutschland, hatte in Radolfzell bei Allweiler Pumpen gearbeitet und bei der Textilfirma Herosé in Konstanz. Ein schwerer Arbeitsunfall, als er von einem LKW überrollt wurde, und acht Operationen änderten sein Leben schlagartig. Seitdem war er Frührentner. Mit dem Bismarckturm hat er eine neue Aufgabe gefunden. Von Mai bis Oktober war er sechs Tage in der Woche dort. Gegen halb elf öffnete er den Turm, entfernte den Müll auf dem Vorplatz und hielt das Gebäude instand. Mittags machte er eine Pause und war ab etwa 14 Uhr bis zum Sonnenuntergang wieder da. Die Menschen kannten ihn, die Menschen mochten ihn. "Bevor er die Aufgabe übernommen hat, sah es dort aus wie Hund", berichtet Wolfgang Bosch. "Er hat aufgeräumt, wenn die Menschen in der Nacht vorher Party hatten."

An Sommersamstagen ließ René Ménasanga die Besucher bis 23.30 Uhr nach oben. Er verstand nicht, warum der Turm vorher keine Beachtung fand: "Nach dem Unfall bin ich jeden Abend zum Sonnenuntergang hierher gekommen. Immer war der Turm zu", sagte René Ménasanga in einem Gespräch mit dem SÜDKURIER vor rund zehn Jahren. Er hatte mit der Stadt gesprochen und durfte sofort neuer Turmherr werden. Den Eintritt für den Aufstieg durfte er behalten. Von Erwachsenen verlangte er einen Euro, von Kindern 30 Cent. Viel kommt da nicht zusammen", sagte er damals. "Gestern waren es gerade mal zwei Euro, weil es ein bisschen neblig war." An Spitzentagen verdiente er nach eigenen Aussagen bis zu 80 Euro. In Konstanz fühlte sich der Franzose rundum glücklich. "Ich mache mein Maximum für die Stadt", betonte er immer wieder. Viele Bürger werden bei diesen Aussagen sehr gerne zustimmen.

Jeden Tag traf er sich mit Freunden in der Jägerstube am Königsbau in der Friedrichstraße. Hier trank er seinen geliebten Kaffee und tauschte sich mit den Weggefährten über das Leben aus. Seine Frau war schon lange zurück nach Frankreich gezogen. "Wir werden ihn vermissen", sagt Wolfgang Bosch. "Er war ein guter Freund und ein guter Mensch."