Es sieht spielerisch aus, wie der Schwimmer durch das trübe Wasser des Bodensees gleitet. Vorbei an Kajaks und an Segelbooten – Armzug um Armzug.
“Ich möchte das Abenteuer“, erklärt Fabian Mustaff nur wenige Minuten vorher am Strand der Sportanlage der Universität. Der 21-jährige Schwimmer will den See zwischen Konstanz und Meersburg bezwingen, eine nicht ungefährliche Herausforderung.
Für das persönliche Abenteuer trainiere er mehrmals die Woche. Heute zwängt er sich wegen des kalten Wassers in seinen Neoprenanzug.
Der Student ist sich der langen Tradition des Freiwasserschwimmens am Bodensee bewusst: Vor 100 Jahren bezwangen die ersten Schwimmer die fünf Kilometer See zwischen Konstanz und Meersburg. Einen Neoprenanzug hatten die Wagemutigen damals noch nicht – sie schmierten sich stattdessen mit etwas Melkfett ein.
Fabian Mustaff möchte in ihre Fußstapfen treten, beim Jubiläumsschwimmen am Samstag, 29. Juni. Gute Vorbereitung sei alles, sagt er und geht in den See.
Fünf Kilometer lang ist die Strecke zwischen Konstanz und Meersburg, es ist Fabian Mustaffs erste große Seequerung. Um sich an Distanz, Wind und Wellen zu gewöhnen, schwimmt er mehrmals zwischen Unistrand und der Insel Mainau hin und her – als Generalprobe vor dem großen Schwimmen.
“Es geht mir nicht um die Platzierung, mein Ziel ist es, anzukommen“, erklärt Mustaff. Nach dem Training wird er von seiner Leidenschaft erzählen. Aber jetzt heißt es: Konzentration und einen Zug nach dem anderen setzen.
Freiwasserschwimmen ist ein kalkuliertes Abenteuer, es folgt wichtigen Regeln. Die nötige Vorsicht bringt auch der 21-Jährige mit. “Erstmal darf man kein Draufgänger sein, dann ist man fehl am Platz“, sagt er. Beim Freiwasserschwimmen gebe es Gefahren: Erschöpfung, Unterkühlung, Krämpfe und Orientierungslosigkeit seien Beispiele.
“Man darf sich auf keinen Fall überschätzen“, erklärt Mustaff. Er habe sich langsam gesteigert, und das würde er auch jedem Anfänger empfehlen.
Es dauert nur zwanzig Minuten bis er am Ufer der Insel Mainau angekommen ist.
Seit seiner Kindheit sei er Schwimmer, auch im Verein. “Weniger für die Wettkämpfe, einfach des Spaßes wegen“, sagt Fabian Mustaff. Als er 2016 zum Studieren nach Konstanz kam, habe ihn der See fasziniert. Der Bodensee sei wie ein riesiges Schwimmbad vor der Haustür. Zudem seien die Wasserqualität und die Strömungsverhältnisse perfekt für das Freiwasserschwimmen.
Nach einer kurzen Pause schwimmt er zurück zum Unistrand
Ob er keine Angst habe, draußen auf dem See? „Angst nicht, aber Respekt“, sagt Fabian Mustaff. Er sei auch einmal in einer brenzligen Situation gewesen, als ihn auf einer langen Strecke ein Gefühl von Kraftlosigkeit überkam. “In solchen Situationen ist es wichtig, nicht in Panik zu geraten“, erklärt der Freischwimmer.
Ich habe dann bewusst ruhig geatmet, um Kopf und Körper zu beruhigen.“ So ließen sich die nötigen Kraftreserven mobilisieren.
Die Generalprobe ist erfolgreich
Jetzt steht die eigentliche Herausforderung, das Jubiläumsschwimmen zwischen Konstanz und Meersburg an – fünf Kilometer Bodensee, sein persönliches Abenteuer. “Wenn das klappt, bin ich darauf wirklich stolz“, sagt er nachdem er das Wasser verlassen hat.