Die Ausgangslage ist eindeutig: Immer mehr Konstanzer Familien wollen ihre Kinder an einer Gemeinschaftsschule anmelden. Doch der Platz ist begrenzt. So musste die Gebhardschule, die auf sechs Züge (Parallelklassen) ausgelegt ist, mehrfach Kinder ablehnen. Gleichzeitg besteht in unmittelbarer Nachbarschaft am Zähringerplatz die Theodor-Heuss-Realschule, die zwar auf dem Papier mit zwei fünften Klassen beginnen soll, dies seit sechs Jahren aber nicht schafft.
Der logische Schluss wäre nun, die Gebhardschule am Standort Zähringerplatz zu vergrößern und das Theo zu verkleinern. Doch das Regierungspräsidium Freiburg sieht eine einzügige Realschule auf Dauer als nicht tragfähig an.
Keine optimale Lösung in Sicht
Was tun? Das fragte sich auch Frank Schädler, Leiter des Konstanzer Amtes für Bildung und Sport. Er stellte für den Bildungsausschuss des Gemeinderats sieben Varianten zusammen, die alle das bestehende System in Konstanz durcheinanderwirbeln würden. Manche davon hält die Verwaltung selbst für abwegig (siehe unten), andere zumindest für diskussionswürdig. Eine optimale Lösung ist nicht dabei. Klar ist aber: Wenn das Gemeinschaftsschul-Angebot tatsächlich erweitert werden soll, wird dafür eine andere Schule geschlossen oder verlagert. Auch die Gebhardschule müsste mit großen Veränderungen rechnen.

Die denkbaren Varianten im Detail
Szenario 1
Szenario 1 sieht vor, die Gemeinschaftsschule Gebhard auf vier Züge am Standort Pestalozzistraße zu reduzieren und ihre beiden Züge am Zähringerplatz auslaufen zu lassen. Die Theodor-Heuss-Realschule würde geschlossen. So bliebe als Realschule nur die Geschwister-Scholl-Schule (GSS) übrig, die ausgebaut werden müsste. Dann könnte am Zähringerplatz eine ganz neue Gemeinschaftsschule mit drei Zügen entstehen, die bis Klasse 10 geht. Eine Gemeinschaftsschul-Oberstufe hätte nur die Gebhardschule. Beurteilung von Frank Schädler: „Die aussichtsreichste Variante.“
Szenario 4
Bei Szenario 4 würde eine neue dreizügige Gemeinschaftsschule an Stelle der Berchenschule entstehen. Dafür müsste die einzige Konstanzer Werkrealschule schließen, auch die Außenstelle der Gebhardschule am Zähringerplatz würde auslaufen. Dann wäre dort Platz für ein zweizügiges Theo. Um dies zu füllen, müssten eventuell Realschüler von der GSS ans Theo gelenkt werden. Für die weiteren frei gewordenen Räume am Zähringerplatz müsste eine andere Nutzung gefunden werden. Beurteilung von Frank Schädler: „Grundsätzlich umsetzbar, hat aber schulpolitische Nachteile (Schließung der politisch gewollten und nachgefragten Berchenschule) und wäre mit erheblich höherem Finanzaufwand verbunden als Szenario 1.“
Szenario 7
Eine neue dreizügige Gemeinschaftsschule am Zähringerplatz entsteht, indem die Außenstelle der Gebhardschule ausläuft und die Theodor-Heuss-Realschule mit zwei Zügen an die GSS verlagert wird. Dort müsste mehr Raum geschaffen werden. Beurteilung von Frank Schädler: „Es stellt sich die Frage nach der Sinnhaftigkeit von zwei Realschulen in einem Schulgebäude.“

Was sagen die Betroffenen?
Für die Eltern ist die Lage eindeutig. Johanna Vogt, Vorsitzende des Konstanzer Gesamtelternbeirats (GEB), schreibt auf SÜDKURIER-Nachfrage: „Die Anmeldezahlen für die Gemeinschaftsschulen zeigen ganz klar in eine Richtung. Es bedarf einer Ausweitung des GMS-Angebots in Konstanz, möglichst schon zum kommenden Schuljahr.“ Auch ein angemessenes Realschulangebot sei wichtig. Der GEB setzte sich dafür ein, dass bis zur nächsten Sitzung des Bildungsausschusses im November noch eine achte Variante aufgenommen wird: die Vergrößerung der Gebhardschule auf 7 oder sogar 8 Züge.
Bevor die Eltern all diese Vorschläge priorisieren können, benötigen sie noch weitergehende Informationen. Doch eines formulieren sie deutlich: „Ein Ausspielen der einzelnen Schulen gegeneinander wird es mit dem GEB nicht geben.“
Alles lassen wie es ist, möchte die Gebhardschule
Die betroffenen Schulen sollen bis zur Sitzung ebenfalls ihre Meinung kundtun. Vorher allerdings möchten Thomas Adam (Leiter GSS), Frank Raddatz (Leiter Theo) und Elmar Mosbrugger (Leiter Berchenschule) öffentlich keine Stellung beziehen. Elke Großkreutz, Leiterin der Gebhardschule, äußert sich dagegen schon. Sie bringt eine neunte Variante ins Spiel: Alles so lassen wie es ist. „Der Status Quo wäre uns am liebsten“, sagte sie dem SÜDKURIER.
„Die sechs Züge ermöglichen uns ein sehr gutes Unterrichtsangebot und dies würde auch weiterhin ein Nebeneinander unserer Lerngruppen und einer zweizügigen Realschule am Zähringerplatz erlauben“, so Großkreutz. Sie würde sich freuen, wenn diese erhalten bliebe – allerdings auch, wenn die Konstanzer Realschulen sich offener zeigten für Kinder mit Hauptschulempfehlung. Die Schulleiterin ist nämlich der Ansicht, dass eigentlich genug Platz für alle Schüler vorhanden ist. „Die Verteilung ist einfach nicht ideal“, meint sie. „So lange sich das Anmeldeverhalten der Eltern nicht ändert, haben wir alle gemeinsam ein Problem.“