Der Schritt fällt Olaf Süßke nicht leicht. Natürlich nicht. Dafür hat er in den vergangenen zwölf Jahre zu viel Herzblut und Leidenschaft in seinen Concept-Store gesteckt. „Kim and Friends“, benannt nach Süßkes Sohn Kim, wird im März des nächsten Jahres zumachen. Für immer. Nach drei Umzügen in den vergangenen Jahren folgt nun das Aus. „Wir liquidieren“, sagt der Gründer und Geschäftsführer des Geschäftes in der Paradiesstraße.

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Liquidare ist Latein und bedeutet verflüssigen. Die Liquidation eines Geschäftes ist die Abwicklung einer Gesellschaft durch den Verkauf aller Vermögensgegenstände, der Begleichung aller Schulden und die Verteilung der verbleibenden Geldmittel an die Anteilseigner oder eine andere in dem Gesellschaftsvertrag bestimmten Institution. Ziel der Liquidation ist die Beendigung der Gesellschaft.

Die Umsätze fehlen – und können nicht mehr aufgeholt werden

„Ich bin müde vom Einzelhandel“, lautet die Antwort auf die Frage nach dem Warum. „Bis zu vier Monate musste ich schließen. Die Umsätze dieser vier Monate fehlen und die kann ich nicht mehr aufholen.“ In seinem Geschäft stapeln sich Kisten mit Ware, auf der er sitzengeblieben ist. „Wir wussten ja lange nicht, ob und wann es weitergeht. Aber wir mussten ja bereit sein und Ware bestellen.“ Staatliche Corona-Hilfen deckten lediglich seine Fixkosten ab.

Olaf Süßke hinter der Theke in seinem Geschäft.
Olaf Süßke hinter der Theke in seinem Geschäft. | Bild: Schuler, Andreas

Der 55-Jährige sieht den stationären Einzelhandel aktuell in großer Gefahr. „Corona hat den Online-Handel gestärkt und uns erheblich geschwächt“, meint er. „Ich kann niemals mit den großen Onlineunternehmen konkurrieren.“

„Das sagt viel über den Zustand des stationären Handels aus“

Olaf Süßke blickt nach Freiburg, um die Probleme der Branche zu verdeutlichen. „Das traditionsreiche Modehaus Kaiser in der Freiburger Innenstadt wird Ende Juni 2022 schließen“, sagt er. „Wenn so eine Institution dicht machen muss, dann sagt das einiges über den Zustand des stationären Handels aus.“

215 Mitarbeiter verlieren im Breisgau ihren Job. Als Grund für das Ende nannte das Unternehmen den Strukturwandel und die Corona-Pandemie. Das familiengeführte Modehaus sei „schlichtweg zu klein“, um sich gegen die wachsende Konkurrenz im Onlinehandel durchzusetzen, hieß es in einer Pressemitteilung. Die Corona-Pandemie habe den Trend zu mehr Onlinehandel noch bestärkt, heißt es hier. Und die Lockdowns hätten zudem zu erheblichen Verlusten geführt.

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Olaf Süßke hat nahezu deckungsgleiche Gründe für die anstehende Liquidation. Und wie wird es mit ihm weitergehen? „Ich weiß es noch nicht“, antwortet er. „Ich suche nach neuen Nischen im stationären Einzelhandel, die bis dato nicht abgedeckt wurden. Vielleicht führen mich die Wege auch in andere Bereiche.“ Bereits heute bietet er mit einem anderen Unternehmen seine Dienste als Hausmeister oder Gartenpfleger an.

Kollegen aus dem Handel reagieren besorgt, als sie von Olaf Süßkes angekündigten Rückzug hören – und gehen mit der Politik hart ins Gericht. „80 Prozent der Kunden besuchen Lebensmittelgeschäfte, Baumärkte oder Drogerien“, sagt beispielsweise Peter Kolb von Sport Gruner, der die eigenen Interessen und die seiner Kollegen stets im Auge hat. „Doch hier wird nicht von 3G geredet. Also war und ist es so, dass die Geschäfte mit der höchsten Frequenz und dem engsten Kundenkontakt ihre Kunden nicht kontrollieren müssen. Wir aber womöglich schon. Das ist doch absurd“, findet er.

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