Die Hiobsbotschaft traf vergangenen Donnerstag am Bodensee ein: Die mit dem Bau der neuen Konstanzer Gasfähre beauftragte Werft Pella Sietas musste Insolvenz anmelden. Nicht mal eine Woche später teilt die Direktorin der Hamburger Werft nun mit, dass die meisten ihrer Mitarbeiter auch für die Monate August und September ihren Lohn in Form von Insolvenzgeld ausbezahlt bekommen.

Das könnte Sie auch interessieren

Darüber habe der vom Amtsgericht Hamburg bestellte Insolvenzverwalter bei einer Betriebsversammlung informiert. „Damit können auch die Arbeiten an den aktuellen Aufträgen der Werft fortgesetzt werden. Parallel arbeiten wir mit Nachdruck daran, die älteste Werft Deutschlands dauerhaft zukunftsfähig aufzustellen“, wird der Insolvenzverwalter in einer Pressemeldung der Werft zitiert.

Konstanzer Stadtwerke: „Arbeiten gehen nahtlos weiter“

Das heißt: Auch der Ausbau der neuen Bodenseefähre der Konstanzer Stadtwerke mit Flüssiggasantrieb geht vorerst weiter. Die sogenannte LNG-Fähre soll dereinst die Fontainebleau ersetzen und zwischen Meersburg und Konstanz verkehren. Ihre Fertigstellung verzögert sich bereits seit mehr als einem Jahr.

In Konstanz löst die Kunde aus Hamburg Erleichterung aus. „Für uns ist das eine sehr gute Nachricht“, sagt Stadtwerke-Pressesprecher Christopher Pape auf SÜDKURIER-Nachfrage. „Wir freuen uns, dass die Arbeiten jetzt nahtlos weitergehen können.“

Christopher Pape, Pressereferent bei den Stadtwerken Konstanz.
Christopher Pape, Pressereferent bei den Stadtwerken Konstanz. | Bild: Stadtwerke Konstanz/Bjørn Jansen/SK-Archiv

Pella Sietas hatte am Donnerstag, 29. Juli, beim zuständigen Amtsgericht einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. „Die durch die Corona-Pandemie verursachten Liquiditätsengpässe und die dramatische wirtschaftliche Situation im deutschen Schiffbau haben leider zur Zahlungsunfähigkeit geführt“, erklärte Werft-Direktorin Natallia Dean gleichentags gegenüber dem SÜDKURIER.

Wie es für die Hamburger Werft nun weitergeht

Dean zeigte sich überzeugt, „dass Pella Sietas eine Zukunft hat“. Die Werft verfüge über „eine hervorragende Auftragslage für die kommenden Jahre.“ Und auch jetzt, knapp eine Woche später, betont die Werft-Direktorin: „Wir arbeiten sehr gut mit dem Insolvenzverwalter und seinem Team zusammen. Für uns ist das Wichtigste, eine tragfähige Lösung für Pella Sietas zu finden.“

Natallia Dean, Direktorin der Werft Pella Sietas (Aufnahme von September 2018).
Natallia Dean, Direktorin der Werft Pella Sietas (Aufnahme von September 2018). | Bild: Jörg-Peter Rau/SK-Archiv

Der Insolvenzverwalter sei mit seinen Mitarbeitern seit vergangenem Freitag vor Ort, um sich einen umfassenden Überblick zu verschaffen, über wirtschaftliche Lage, Strukturen und Prozesse der Werft. Das könne dann die Grundlage für mögliche Gespräche mit potenziellen Investoren bilden, heißt es vonseiten Pella Sietas in der Pressemeldung weiter.

Auch würden die Gespräche mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie über Mittel aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundes fortgeführt.

Das könnte Sie auch interessieren

Was passiert, wenn Pella Sietas keine Investoren findet?

Zu den möglichen Auswirkungen des Insolvenzantrags der Pella Sietas auf den Bau der Konstanzer Gasfähre wollten sich die Stadtwerke vor knapp einer Woche nicht näher äußern.

Pressesprecher Christopher Pape betonte aber gegenüber dem SÜDKURIER: „Sollte feststehen, dass die Werft Pella Sietas tatsächlich die LNG-Fähre nicht fertigstellen wird, besteht für die Stadtwerke Konstanz unter bestimmten Voraussetzungen die Möglichkeit, ein anderes Unternehmen mit der Fertigstellung zu beauftragen.“ Hierfür gebe es auch einen „Plan B“, dank dem die Stadtwerke „sehr schnell handlungsfähig“ wären.