Bisher hätten sie erst durch die Presse erfahren, dass die Hamburger Werft Pella Sietas einen Insolvenzantrag stellen möchte, erklärt Pressesprecher Christopher Pape von den Konstanzer Stadtwerken am Donnerstagnachmittag auf SÜDKURIER-Nachfrage. Pella Sietas ist mit dem Bau der neuen Bodenseefähre mit Flüssiggasantrieb beauftragt, die dereinst zwischen Meersburg und Konstanz verkehren soll.

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Werft-Direktorin Natallia Dean bestätigt am Donnerstag gegenüber dem SÜDKURIER, dass Pella Sietas Insolvenz anmelden müsse. „Die durch die Corona-Pandemie verursachten Liquiditätsengpässe und die dramatische wirtschaftliche Situation im deutschen Schiffbau haben leider zur Zahlungsunfähigkeit geführt“, erklärt Dean.

Der Gang zum Insolvenzgericht am Donnerstag sei für die Werft „ein äußerst schmerzhafter Schritt“, so die Direktorin weiter. „Wir haben mit aller Kraft dafür gekämpft, dass so etwas nicht nötig wird. Die teilweise historisch beispiellosen Ereignisse der letzten Monate lassen uns leider keine andere Möglichkeit.“

Natallia Dean, Direktorin der Werft Pella Sietas (Aufnahme von September 2018)
Natallia Dean, Direktorin der Werft Pella Sietas (Aufnahme von September 2018) | Bild: Jörg-Peter Rau/SK-Archiv

Alle Geschäftspartner von Pella Sietas seien oder würden über den Vorgang informiert, betont Dean gegenüber dem SÜDKURIER. Bei den Konstanzer Stadtwerken jedoch hatte sich die Werft am Donnerstagnachmittag noch nicht gemeldet. „Stand jetzt liegen uns keine Informationen vor, ob tatsächlich ein Insolvenzantrag gestellt wurde“, erklärt Pressesprecher Pape.

Was bedeutet der Insolvenzantrag der Werft für die Konstanzer Gasfähre?

„Wir würden den Eintritt der Insolvenz der Pella Sietas Werft sehr bedauern. Dies würde wahrscheinlich bedeuten, dass sich die Fertigstellung des neuen Fährschiffs weiter verzögert“, so Pape. Über weitere Auswirkungen nachzudenken, wäre aber reine Spekulation, betont der Pressesprecher.

Ob und wie sich die Insolvenz der Pella Sietas auf die Fertigstellung der Gasfähre auswirkt, kann auch Werft-Direktorin Natallia Dean dem SÜDKURIER nicht beantworten: „Das ist derzeit noch offen, da wir erst am Beginn eines Prozesses stehen.“

Die Hamburger Werft Pella Sietas gilt als Deutschlands älteste noch bestehende Werft. Sie wurde 1635 erstmals urkundlich erwähnt. Bis ...
Die Hamburger Werft Pella Sietas gilt als Deutschlands älteste noch bestehende Werft. Sie wurde 1635 erstmals urkundlich erwähnt. Bis 2009 war das Unternehmen in Familienbesitz. 2014 übernahm der russische Schiffbauer Pella Shipyard die Werft, die jetzt offiziell Pella Sietas heißt. (Aufnahme von September 2018) | Bild: Jörg-Peter Rau/SK-Archiv

Zuvor hatte Dean gegenüber der Deutschen Presseagentur dpa gesagt, dass derzeit keine Kündigungen von Werft-Mitarbeitern geplant seien und sie überzeugt sei, „dass Pella Sietas eine Zukunft hat“. Die Werft verfüge über „eine hervorragende Auftragslage für die kommenden Jahre.“ Und weiter: „Das ist eine gute Grundlage, auf der wir aufbauen können.“

Was passiert, wenn Pella Sietas ihren Auftrag nicht erfüllen kann?

„Sollte feststehen, dass die Werft Pella Sietas tatsächlich die LNG-Fähre nicht fertigstellen wird, besteht für die Stadtwerke Konstanz unter Voraussetzungen die Möglichkeit, ein anderes Unternehmen mit der Fertigstellung zu beauftragen“, erklärt Stadtwerke-Pressesprecher Pape am Donnerstag gegenüber dem SÜDKURIER.

Christopher Pape, Pressereferent der Konstanzer Stadtwerke
Christopher Pape, Pressereferent der Konstanzer Stadtwerke | Bild: Stadtwerke Konstanz/Bjørn Jansen/SK-Archiv

Hierfür gebe es auch einen „Plan B“, der bereits im Frühjahr erstellt worden sei. Damals hatten die Stadtwerke damit gedroht, vom Vertrag mit der Hamburger Werft in Teilen zurückzutreten, da sich der Ausbau der Fähre massiv verzögert und die Werft Nachforderungen in Millionenhöhe gestellt hatte.

Der Konflikt konnte jedoch im Juni beigelegt werden, wie der SÜDKURIER berichtete. Damals hieß es, die Fertigstellung der Gasfähre sei für Mitte März 2022 geplant – und damit rund ein Jahr später als ursprünglich vorgesehen.

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Wie dieser „Plan B“ für die Gasfähre genau aussieht, geben die Stadtwerke nicht bekannt. Pressesprecher Pape betont aber, dass sie dank ihm „sehr schnell handlungsfähig sind“. Es könnte aber dennoch zu Verzögerungen bei der Fertigstellung der Fähre kommen, aufgrund der „derzeit überhitzten Baukonjunktur“, so Pape.

Will heißen: Die Baupreise explodierten derzeit deutschlandweit und es sei extrem schwierig, Handwerker zu bekommen, erklärt der Pressesprecher. Doch erstmal, so Pape am Donnerstag, müssten „Fakten geschaffen“ werden.