Das erste Jahr der Corona-Pandemie hinterlässt Spuren bei den Stadtwerken. Trotzdem bleibt Geschäftsführer Norbert Reuter zuversichtlich. „Wir sind bislang gut durch die Krise gekommen“, betonte er anlässlich der Bilanzpressekonferenz für das Jahr 2020.

Insgesamt verzeichnet der Gesamtkonzern ein Minus von mehr als 2,4 Millionen Euro vor Steuern. Das negative Ergebnis ist vor allem auf die teilweise erheblichen Rückgänge beim Bus, den Bädern und den Bodensee-Schiffsbetrieben zurückzuführen. Dem gegenüber steht eine Rekordinvestitionssumme von über 31 Millionen Euro.

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„Bei den erbrachten Leistungen an die Stadt Konstanz gab es trotz der schwierigen Situation keinen Ausreißer im Vergleich zu den vergangenen Jahren: Sie betrugen 13,71 Millionen Euro, darunter 3,71 Millionen Euro Konzessionsabgabe und die Zieldividende in Höhe von 1,5 Millionen Euro“, fasst Pressesprecher Josef Siebler zusammen. Die wichtigsten Zahlen hat der SÜDKURIER zusammengefasst.

Bild 1: Die Stadtwerke Konstanz fahren zwar Verluste ein, kommen aber „bislang gut durch die Krise“
Bild: Ute Schönlein | Quelle: Stadtwerke Konstanz
  • Mitarbeiter: Die vielleicht beste Nachricht vorneweg. Die Zahl der Mitarbeiter im Konzern blieb fast unverändert. 919 sind es mittlerweile, sechs mehr als im Jahr davor. Die leichte Steigerung ergab sich laut Reuter durch die Übernahme der Schiffsgastronomie. Wegen der Corona-Pandemie kam es in einigen Bereichen zu Kurzarbeit. „Wir haben den Mitarbeitern versprochen, dass sie keine Verluste durch Kurzarbeit haben sollen und haben aufgestockt“, berichtet der Geschäftsführer.
  • Busse: Mit dem Roten Arnold fuhren 10,19 Millionen Personen (Vorjahr: 14,06 Millionen). Der Umsatz schrumpfte auf 9 Millionen Euro, (12,65 Millionen). Der Busbetrieb profitierte vom Rettungsschirm für den Öffentlichen Personennahverkehr. „Es ist uns aber nicht gelungen, alles damit zu kompensieren“, betonte Reuter. Beschafft wurden drei neue Elektro-Diesel-Gelenkbusse für eine knappe Million Euro. Im kommenden Herbst werden sechs neue Elektrobusse erwartet, die unter anderem auf der Linie 6 zum Einsatz kommen sollen.
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  • Fähre: Auf der Verbindung nach Meersburg fuhren nur 3,14 Millionen Menschen. Das Jahr davor waren es noch 4,20 Millionen. Damit verringerte sich auch der Umsatz von 4,42 Millionen Euro auf 3,07 Millionen Euro. Deutlich spürbar war auch der Rückgang bei der Autobeförderung auf 1,12 Millionen (1,43 Millionen). Der Umsatz betrug 9,13 Millionen Euro (11,78 Millionen). Bei den Nutzfahrzeugen waren es 66.700 (87.700) die einen Umsatz von 1,84 Millionen Euro (2,27 Millionen) erbrachten. Das neue Fährbetriebsgebäude mit dem neuen Ausbildungszentrum für Binnenschiffer wurde im Juni fertig. Die Ausbildungen können laut Reuter nahezu ohne Corona-Einschränkungen durchgeführt werden. Die Fertigstellung des Fährschiffs Nummer 14 wird für März 2022 erwartet. Es soll insgesamt 21,67 Millionen Euro kosten. Die Stadtwerke erhalten dafür eine Förderung von 1,44 Millionen Euro. Der Ausbau des Flüssigerdgasschiffs war zeitweise eingestellt worden, da der Hersteller auf eine Nachforderung von mehreren Millionen Euro beharrte. Beide Seiten einigten sich auf eine Kostensteigerung um rund 2,5 Millionen Euro.
  • Bädergesellschaft (BGK): Die Konzerntochter erwirtschaftete ein Defizit von rund 5 Millionen Euro. Eingerechnet ist darin sogar die letzte Rate über 1,7 Millionen Euro fürs Schwaketenbad als Versicherungsleistung und 2,5 Millionen Euro von der Stadt. Die Besucherzahl sank in der Bodensee-Therme auf 199.000 (2019: 452.000), beim Rheinstrandbad auf 19 .000 (36.000) und im Hallenbad auf 13.000 (29.000).
  • Schwaketenbad: „Es ist wieder sehr in der Spur“, betonte Reuter. Mit dem neuen Fassadenbauer seien sie sehr zufrieden: „Die Konstanzer werden ein Bad in sehr guter Qualität bekommen“, verspricht er. Ursprünglich hätte das im Jahr 2015 abgebrannte Bad im Herbst 2019 wieder eröffnet werden sollen.
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  • Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB): Einen drastischen Einbruch gab es bei der Personenbeförderung und beim Umsatz. Knapp über 1,3 Millionen Fahrgäste (Vorjahr: etwas mehr als 2,1 Millionen) erbrachten einen Umsatz von 14,50 Millionen Euro (20,12 Millionen) und damit trotz Einsparungen erstmals seit 2008 ein negatives Jahresergebnis. Die Fertigstellung eines Elektroschiffs für 300 Passagiere wird für das kommende Jahr erwartet. Es soll das Motorschiff Reichenau ersetzen und auf der Strecke Uhldingen – Mainau fahren. Wenn es sich bewährt, soll ein Schwesterschiff für die Strecke Meersburg – Mainau beschafft werden.
  • Trinkwasser: Der Verbrauch beim Trinkwasser blieb mit 5,17 Millionen Kubikmeter fast gleich zum Vorjahr mit 5,15 Millionen Kubikmeter. Genau 3581 Meter Leitungen wurden gebaut. Dazu gehören die Erneuerung des Rohrnetzes einschließlich der Hausanschlüsse, und die Teilsanierung der Haupttransportleitung zum Hochbehälter Friedrichshöhe.
  • Wärme/Energie: Der Verbrauch sank auf 73,8 Millionen Kilowattstunden. Er blieb damit unter den 75,2 Millionen Kilowattstunden des Vorjahres. Schulen, Betriebe und andere Einrichtungen waren zeitweise geschlossen, begründete Reuter den Rückgang. Außerdem sei 2020 ein warmes Jahr gewesen und daher weniger Energie verbraucht worden. Drei neue Blockheizkraftwerke und zwei Photovoltaikanlagen für 3,78 Millionen Euro nahmen die Stadtwerke in Betrieb.
  • Erdgas: Der Verbrauch lag im vergangenen Jahr bei 659 Millionen Kilowattstunden, davor hatte er noch bei 720 Millionen Kilowattstunden gelegen.
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  • Telekommunikation (TK): 2,61 Millionen Euro investierten die Stadtwerke unter anderem in den Ausbau des Glasfasernetzes. Der Geschäftsbereich TK hätte sich schon gelohnt, erklärte Reuter. „Aber wir investieren massiv in den Ausbau mit Glasfaser“, erläuterte er. Die Gewinnschwelle soll 2024 erreicht werden. „Wir überlegen, ob wir nicht noch schneller in den Ausbau gehen sollen“, ergänzte Reuter. 1500 TK-Kunden zählen die Stadtwerke. Ab dem 1. Januar 2023 wollen die Stadtwerke den Bau- und Sparverein mit ihren 900 Kunden versorgen.
  • Netzinvestitionen: Die Erweiterung und Erneuerung des Leitungs- und Rohrnetzes einschließlich der Hausanschlüsse (Strom, Gas und Wasser) kosteten 3,31 Millionen Euro.
  • Hafengesellschaft: „Da gab es überhaupt keine Ausfälle, alle Festpachten wurden bezahlt“, berichtete Norbert Reuter. Daher blieben die Zahlen fast gleich zum Vorjahr: Der Umsatz betrug etwas über 800.000 Euro und führte zu einen Gewinn von über einer halben Million Euro.
  • Corona: „Das können wir noch nicht abhaken. Wir sind in unserem Bereich noch weit weg von Normalität“, betonte der Geschäftsführer. Für das laufende Jahr möchte er noch keine Prognose aufstellen, Herbst und Winter müssten abgewartet werden. Reuter hofft darauf, dass die Talsohle durchschritten ist. Zu den bisherigen Erfahrungen im Umgang mit der Pandemie sagte er: „Wir nehmen mit, dass wir deutliche Schritte bei der Digitalisierung gehen konnten. Wir haben auch gelernt, dass wir sehr schnell sein und viele Menschen auf die Straße bringen können.“
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