Nicht nur auf der Straße, auch auf dem Wasser soll der Verkehr ökologischer werden. Die BSB haben einer Werft an der Ostsee den Auftrag gegeben, ein elektrisch betriebenes Schiff, das 300 Fahrgäste transportieren kann, zu bauen. „Der Bodensee soll Modellregion für eine klimaneutrale Zukunft der Binnen-Fahrgastschifffahrt werden“, lässt sich Christoph Witte, Geschäftsführer der BSB in einer Pressemitteilung zitieren.
Sollten sich Design und Technik des Schiffs bewähren, werde danach ein Schwesterschiff für das erste E-Schiff in Auftrag gegeben. Es könnte 2025 in Betrieb gehen.
Wie teuer wird das neue Schiff?
Die BSB investieren 3,3 Millionen Euro in das neue Schiff. Der Bau eines zweiten Schiffes würde weitere 3,2 Millionen Euro kosten, schreibt eine Sprecherin der BSB auf Nachfrage. Allerdings rechnen die BSB mit Fördergeldern für die Investition in einen regenerativen Antrieb.
Auch für die Werft Ostseestaal, die das erste Schiff nun konstruieren soll, ist ein Auftrag in dieser Dimension etwas Neues. Sie bringt zwar Erfahrung mit im Schiffbau mit Elektro-Antrieb. Eine Kapazität von 300 Fahrgästen übertreffe aber die von Ostseestaal bislang gebauten Elektrofähren, heißt es aus der Geschäftsleitung der Werft.
Warum nutzt man E-Antrieb und nicht Wasserstoff?
Das hat vor allem Kostengründe. Ein Wasserstoffschiff verfüge über eine Brennstoffzelle, einen Wasserstofftank, und elektrische Fahrmotoren. Diese Komplexität sei bei einem Schiff, das relativ langsam fahre und bei kurzer Fahrstrecke nicht notwendig, schreiben die BSB auf Anfrage des SÜDKURIER. Deshalb könne das Schiff batterieelektrisch betrieben werden, zwei Komponenten entfallen damit: der Wasserstoffdrucktank und die Brennstoffzelle.
Beim Wasserstoff fehle außerdem noch die notwendigen Infrastruktur, etwa eine gesichterte Versorgung mit „grünem Wasserstoff“. „Hier würden erhebliche Kosten für die Infrastruktur hinzukommen“, heißt es in dem Schreiben der BSB.
Bis wann soll das E-Schiff fertig sein?
Der Zeitplan ist ehrgeizig. Baubeginn soll im September 2021 sein, wie aus einer Pressemitteilung der BSB hervorgeht. Schon im Februar 2022 sollen die einzelnen Schiffsteile an die Werft in Friedrichshafen angeliefert werden. Das Schiff sei so groß, dass es nicht in einem Stück von Stralsund nach Friedrichshafen geliefert werden könne, bestätigt Philipp Peuß, Sprecher bei Ostseestaal. Das sei eine der Herausforderungen beim geplanten Bau – in Friedrichshafen wird das Schiff zusammen gesetzt. Ende April 2022 soll es schon fahrtüchtig sein und zu Probefahrten auslaufen, bevor es im Juni dann seinen Betrieb aufnimmt.
Fährt das E-Schiff zusätzlich oder ersetzt es ein herkömmlich betriebenes Schiff?
Es ist geplant, dass ein Schiff, das mit Diesel betrieben wird, ausgemustert werden soll. Ob beim Bau des möglichen Schwesterschiffes ein weiteres dieselbetriebenes Schiff ausgemustert wird, sei noch unklar, schreibt Theresa Gärtner, Sprecherin der BSB.
Wie gut stehen die Chancen, dass der Zeitplan eingehalten werden kann?
„Lieferverzögerungen sehen wir derzeit nicht“, schreibt Philipp Peuß, Sprecher der Werft Ostseestaal. Aktuell stelle die Werft zwei weitere E-Schiffe her, die exakt im Zeitplan lägen. Sie könne eventuelle Verzögerungen ausgleichen, indem die Mitarbeiter mehrschichtig arbeiteten. Die BSB haben großes Vertrauen in die Lieferfähigkeit der Werft – trotz der Schwierigkeiten, die die Pandemiefolgen mit sich bringen. Die Werft sei mit einer hervorragenden Fertigungs- und Verformungstechnik ausgestattet, „so dass wir großes Vertrauen haben, die Schiffe pünktlich in Dienst stellen zu können.“ Das E-Schiff im Juni 2022 bereits in Betrieb zu nehmen, sei dennoch ein sehr ehrgeiziges Ziel, dessen sei man sich bewusst.